Donnerstag, 7. Februar 2019

SRI LANKA - ÄGYPTEN, 14. Tag

07.02.2019

Florian

Im Internet sind die AIS Positionen unserer Schiffe ersichtlich, also muss ich kein Geheimnis mehr daraus machen, wo wir sind. Um 05:00 Uhr in der Früh erreichen wir den Korridor. Wir segeln jetzt 500sm Kurs 253° auf dem Verkehrstrennungsgebiet zwischen den beiden Fahrstreifen für die Grossschifffahrt. Militärhelikopter,Überwachungsflugzeug, Kriegsschiff wir bekomen mehrfach Besuch und werden angefunkt. Ein gutes Gefühl bewacht zu werden.

Der Wind ist schwach und wir müssen motoren. Das Problem daran ist, dass wir vor dem Wind segeln. Wenn wir unser Tempo durch den Motor beschleunigen, reduzieren wir die Windgeschwindigkeit im Segeln - ein Teufelskreis. Und wir bekommen das voll zu spüren, denn alle anderen Schiffe sind leichter oder mit Spinnaker ausgerüstet und ziehen uns davon. Die 5 Knoten Mindestgeschwindigkeit, die wir vereinbart haben, sind vergessen. Mehrfach ersuche ich die anderen ihre Geschwindigkeit zu drosseln, aber bekomme nur den Rat den Motor laufen zu lassen. Das können wir nicht über vier Tage, dann ist der Motor kaputt und der Diesel leer, und das nur wegen 1/2 Knoten schnellerer Geschwindigkeit. Nachdem wir uns dreimal mühsam an das Feld herangekämpft haben und in Kürze unter Segel wieder Boden verloren haben, obwohl wir die vereinbarte Mindestgeschwindigkeit einhalten, teile ich der Gruppe entnervt mit, dass wir das Tempo nicht durchhalten und uns verabschieden. Entweder sie reduzieren das Tempo oder sie lassen uns eben zurück, obwohl wir die vereinbarte Mindestgeschwindigkeit einhalten. Sofort entspinnt sich eine Diskussiion, welche Mindestgeschwindigkeit wir vereinbart hätten - nie weniger als 5 Knoten oder 5 sm/Stunde - meines Erachtens muss das dasselbe sein, nicht so allerdings für die anderen schnelleren Schiffe. Wenn die auf dem Plotter einmal eine 4 aufscheinen sehen, dann beschleunigen sie, was am Ende zu mehr als 5 sm/Stunde hinausläuft. Und dieser Unterschied bringt uns um.

Als ich meine Mitteilung gemacht habe, dreht Tanja vollkommen durch. Sie meint wir hätten vereinbart, dass wir mit der Gruppe durch den Korridor segeln, Auf meine Vorhalt, dass wir das nicht schaffen, meint sie nur, ich hätte halt früher den Motor aufdrehen müssen, etc., etc. Ich kann mir Zynismen ohne Ende anhören, süffisantes Grinsen ansehen, vollkommene Panik erleben und sie verlangt im nächsten Hafen abgesetzt zu werden. Sie verweigert jegliches Gespräch, verweigert jegliche Unterstützung, die gearde jetzt wichtig wäre, weil mein Laptop abgestürzt ist und ich keinen Internetzugang mehr habe. Sie könnte eine Wettervorhersage herunterladen, ich kann das nicht - und ohne Gruppe sind wir auf uns alleine gestellt. Auch das verweigert sie. Tanja Koster aus den USA, ihres Zeichens Segellehrerin - eine absolute Gefahr! Angelo und ich sind fassungslos!!

Ich enthebe Tanja aller ihrer Aufgaben als Crew für den Rest der Überfahrt. Ab jetzt ist sie Passagier. Angelo und ich schupfen die ESPERANZA wieder alleine.

1 Kommentar:

  1. Warum kommt mir bei dieser Lektüre die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens in den Sinn? Ich frage mich nur, ist Ebenezer Scrooge mit dem Geist der vergangenen, der gegenwärtigen oder der zukünftigen Weihnacht konfrontiert?

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