Florian
Unser Agent für die
Behördenwege auf den Galapagos ist Mr. Bolivar. Noch gestern Abend kurz nach
Ankunft kam er und holte sämtliche Dokumente (Schiffspapiere, Reisepässe und
Zarpe) ab und kassierte die Kosten. Da wir kein Fumigations Certificate
(Bestätigung übers Ausräuchern) von Panama mitbrachten, mussten wir USD 100,00
extra dafür bezahlen – in Summe blätterte ich ihm USD 1.320,00 hin. Am nächsten
Morgen um 08:00 Uhr würde er mit den Behördenvertretern kommen.
Am nächsten Morgen
kam um 08:00 Uhr – Niemand. Wir gönnten uns noch ein Schläfchen, und als wir um
09:30 Uhr aufwachten, waren die Behördenvertreter bereits bei der Modesta an
Bord. Anschließend kamen sie zu uns und Thomas deutete mir – alles o.k..
9 Personen inklusive
Mr. Bolivar „enterten“ die ESPERANZA – alle sehr freundlich. Ich musste die
Einreiseformulare ausfüllen, Martina zeigte dem Mitarbeiter der Umweltbehörde
das Schiff und er öffnete viele Kästchen und Schränke. Martinas Pflanzen wurden
ins Klo verbannt – als Quarantänestation, die grünen Blätter unserer letzten
Ananas wurden abgerissen, und Martina musste zwei DIN A4 Blätter mit der
Aufschrift – „No arrojar Basura al Mar - Do Not Throw Garbage“ – aufhängen. Wir
werden den Müll also nicht ins Meer werfen, sondern ordnungsgemäß nur
vorsichtig ins Wasser gleiten lassen. Auch dürfen wir die Kerne unserer
Grapefruits nicht an Land nehmen.
Zwei Taucher
kontrollieren unseren Rumpf – und sind sehr zufrieden; alles in Ordnung. Mr.
Bolivar bittet mich zur Seite und teilt mir leise – auf Spanisch - mit, dass es
Probleme mit der MODESTA gibt; es wurden Barnicles an seinem Ruderschaft
gefunden. Er muss 40 sm vor die Küste und das säubern, bevor er wieder
einlaufen darf; ich möge ihm das erklären. Die Behörden hier seien leider sehr
mühsam. Ich schaue überrascht und lasse mir das nochmals und auf Englisch erklären. Er versucht es nochmals
umständlich. Schließlich lasse ich erkennen, dass ich ihn verstanden habe und
teile ihm mit, dass ich doch überaus überrascht bin, da ich 100 sm vor den
Galapagos beide Schiffe gereinigt habe; die ESPERANZA sei – wie er sagt –
perfekt sauber und die MODESTA sei von Barnicles befallen; ich habe davon
gestern nichts gesehen, da waren beide Schiffe perfekt sauber. Bolivar schaut
betreten und wechselt mit einem Taucher nochmals einige Worte, dann kommt er zu
mir und meint – alles o.k.; kein Problem! Die MODESTA muss also nicht
auslaufen. Die Vermutung liegt nahe, dass Mr. Bolivar sich hier ein
Extrahonorar in Form von vermeintlichen Bestechungsgeldern verdienen
wollte. Juristisch sehr interessant, die
Behörden bestechen zu wollen, wo es nichts zu bestechen gibt – das nennt man,
soviel ich mich aus dem Studium noch erinnern kann, Putativanstiftung zum
Amtsmissbrauch. Das haben wir damals als in den Köpfen der Universitätsprofessoren
entwickelten Theoriefall abgetan (so kann man sich irren). Naja, ich habe mich
dessen eh nicht schuldig gemacht (abgesehen, dass es ohnedies nicht strafbar
ist).
Genug von
juristischen Theorien – nach abgeschlossener Überprüfung wurde das Schiff noch
ordentlich ausgeräuchert und wir durften es zwei Stunden nicht betreten. Dafür
hat die Dame von der Umweltbehörde ihren Insektenstaubsauger im Schiff
vergessen; der Herr Ausräucherer hat das Ding trotz Gasmaske nicht gefunden,
also hab ich tief Luft geholt, bin – entgegen seiner Warnung - in die völlig
verrauchte ESPERANZA und habe es dann auch gefunden. Wenn man Luft zum Tauchen
hat, dann umso mehr an Land.
Zum Abschied
begrüßte mich einer der Behördenvertreter offiziell auf den Galapagos. Wir sind
eingereist. Mit unserem zuvor über Internet beantragtem AUTOGRAVO dürfen wir jetzt 60 Tage auf dem Galapagos Archipel bleiben und drei verschiedene Inseln anlaufen. Dabei wird dann wieder eine Gebühr von 15.- US$ für den Hafenkapitän und 15.-US$ für die Bearbeitung durch den ortsansässigen Agenten zu bezahlen sein. Außer man läuft an einem Sonntag oder Feiertag ein, dann kostet es 15.-US$ zusätzlich. Auf der Isla sabela kommt dann noch eine extra Gebühr von 5.-US$ für den Müll hinzu.
Gesamtsumme beläuft sich für uns somit auf 1.405 US$ für 60 Tage Galapagos!
p.s.: für alle
Segler: Eine Fumigation Certificate aus Panama ist absolut sinnlos; es wird
seit 1. Jänner 2016 angeblich nicht anerkannt. Einige Schiffe hatte es, und es
war nicht das Papier wert, auf dem es gedruckt war. Offenbar möchte man sich
jedenfalls die USD 100,00 fürs Ausräuchern verdienen. Also in Panama nicht
darum bemühen; ist hier völlig wertlos.
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