26.05.2019
Florian
Den Seinen gibt´s der Herr im Schlaf - schönes Sprichwort! Um 4 Uhr in der Früh wach ich auf und habe eine Idee, wie ich die Welle demontieren kann - kein Schmäh!
An Morgen ist es windstill und die ESPERANZA gleitet sanft durchs Wasser. Korfu ist bereits in Sichtweite. Ich will aber nach Syvota, das in der Seglerlektüre gut beschrieben ist und dort will ich meine Idee im Hafen umsetzen. Nachdem es allerdings so ruhig ist und ich ein wenig ungeduldig bin, fange ich halt einmal an. Mit zwei massiven Schrauben, Muttern, Beilagscheiben zum besseren Gleiten, zwei kurzen Metallrohren und zwei massiven Metallplatten zwecks Druckverteilung bastle ich eine Art Abziehvorrichtung aus Bordmitteln. Als Wiederstand nehme ich den kleinen Schraubstock. Es ist eine Spielerei, die Schrauben gleichmäßig anzuziehen, damit nicht alles dauernd auseinander fällt, aber das Prinzip ist gut und es bewegt sich was - allerdings der Schraubstock!
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Mein Lösungsansatz |
Also muss das große Gerät her. Ich hole den schweren Schraubstock aus den Tiefen der ESPERANZA - im Schiff sieht es mittlerweile wie nach einem Bombeneinschlag aus. Wieder alles montieren und gleichmäßig die Muttern anziehen. Diesmal ist alles sehr stramm und ich muss ordentlich arbeiten, damit sich was bewegt - und zwar wieder der Schraubstock! Das gibt´s doch nicht!!
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kleiner Bombeneinschlag |
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Das schwere Gerät - rutscht auch |
Also klemme ich beide Schraubstöcke hintereinander an die Welle und auch noch eine Holzzwinge dahinter - das wollen wir doch mal sehen. Wieder drehen und drehen und drehen - und siehe da, langsam kommt die Welle aus der Führung, bis sie schließlich ganz heraußen ist. Gewonnen!!!
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Maximaler Widerstand |
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GEWONNEN!!! |
Mittlerweile habe ich Syvota erreicht und gehe im Hafen an die Mole. Ein netter Urlaubsort. Da ich an dieser Seite allerdings dem Schwell stark ausgesetzt wäre und im gegenüberliegenden geschützten Hafenbecken genug Platz habe und die Tiefe sogar noch besser ist, verlege ich mich hinüber.
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Syvota |
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Der Ortsanleger von Syvota an der Uferpromenade |
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Besser doch rüber ins Hafenbecken |
Jetzt kann ich arbeiten. Der Sieg ist ja nur halb bzw. ein Etappensieg. Den Krieg habe ich noch nicht gewonnen, denn jetzt muss ich den Motor wieder zusammenbauen, zerlegt habe ich ihn ja nicht. So wird mein Cockpit zur Werkstatt und Stück für Stück setze ich das Puzzle zusammen. Dichtungen schneiden, ordentlich Schmiermittel auftragen. Ein Schraube reist ab, die ich mit dem Bunsenbrenner anheize und so herausdrehe - habe ich zum ersten Mal so versucht, funktioniert ja wirklich!
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Motorpuzzle im Cockpit |
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Dichtungen schneiden |
Als ich alles zusammengebaut habe, passt der untere Teil des Außenborders nicht hinein. Die Welle steht irgendwo an. Alles wieder zerlegen - jetzt weiß ich ja wie´s geht - eigentlich keine Hexerei, wenn man weiß wie. In 10 Minuten ist alles wieder zerlegt. Es liegt an der Wellenaufnahme, die ich nun supersauber reinige und dann gut schmiere. Alles wieder zusammenbauen und jetzt passt es. - und es bleiben mir gar keine Teile über! Ein gutes Zeichen!!
Allerdings fehlt mir der Motordeckel. Wie ich erst jetzt merke, hat mir der Depp von Mechaniker Costas den Deckel nicht zurückgebracht und in der Eile des Aufbruchs, und da ich alles in Teilen zurückbekommen habe, ist mir das bislang nicht aufgefallen. Vielleicht hat er gemeint, ich brauche den Deckel eh nicht mehr und wollte ihn sich behalten.
Naja, das Problem löse ich später, jetzt wird erst einmal probiert. Ich lasse das Dingi zu Wasser und montiere Auguste und ziehe mich zum Idioten, bis ich die Startleine nicht mehr ziehen kann, da steckt was.
Abmontieren, zerlegen, Motor mit dem Schraubenschlüssel drehen, dreht wieder. Mein Bootsnachbar, ein Engländer, der im Zivilberuf Flugzeugmechaniker der britischen Navy war, sieht mir mitleidig zu und hilft mir schließlich. Unter seinen Händen springt Auguste an, klingt aber erbärmlich. Also wieder zu Wasser lassen und mit dem Starterspay arbeiten. Und nach gefühlten endlosen Startversuchen in unterschiedlichsten Gashebelpositionen, und mehreren Zündkerzenreinigungen springt sie schließlich an. Allerdings habe ich die Gaskabel falsch montiert - bei wenig Gas heult der Motor auf und bei Vollgas stirbt er ab. Das war also die Ursache!
Gaskabel tauschen - und funktioniert. Noch ein wenig Feintuning mit den Stellmuttern und sie schnurrt wieder. Und das Kühlwasser spritzt, dass es eine Freude ist. Das war ja das ursprüngliche Problem. Impeller ist - wenn auch über "kleine" Umwege - erfolgreich getauscht. AUGUSTE IST GERETTET - NEVER GIVE UP!! Jetzt brauch ich nur noch ihren Deckel, dann bin ich vollkommen happy!
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"Nackte" aber funktionierende Auguste |