AUF NACH EUROPA

21.04.2019

Florian

Alles ist fertig und Europa ruft! Die Windvorhersage schaut nur für Vormittag gut aus, dann dreht der Wind auf West - also auf die Nase. Ich stehe daher um 4:30 Uhr auf - Steve hat gemeint, er segelt mit mir, aber auf seinem Schiff  rührt sich nichts - und mache um 5:00 Uhr Leinen los! Der Mond scheint hell und das ist gut so, denn in der Bucht von Finike sind Fischfarmen, und in denen möchte ich mich nicht verfangen. So motore ich zwischen Festland und Fischfarmen vorsichtig aufs offene Meer und alles geht gut. Es ist saukalt - 7°C! Die schneebedeckten Berge schicken Nordwind.

Kalt!!!

Bald wird es hell und als die Sonne aufgeht wärmen mich ihre Strahlen. Motorsegelnd bringt mich die ESPERANZA die Küste entlang nach Westen. Die Fallböen lässen keine Langeweile aufkommen.

entlang der türkischen Küste

Durch die Inseln

Durch die Inseln hindurch biege ich Richtung Castellorizo ab und um 10:30 Uhr fahre ich nach 32 sm in den Hafen dieser malerischen Ortschaft ein. Es ist die östlichste Insel Griechenlands, ein Außenposten, heftig subventioniert, um die Insel vor türkischen Begehrlichkeiten zu schützen.

Griechische Flagge gehisst!

Castellorizo

Sonntag 11 Uhr, Castellorizo sitzt am Hafen im Kaffeehaus und beobachtet mich, wie ich bei unangenehmem Seitenwind an Buganker achterlich an die Mole gehen möchte. Zum Glück liegt CHI da, von Herbert aus Bischofshofen, der seit 2002 unterwegs ist und mich schon seit längerem verfolgt, ich aber seit Suakin immer einige Tage vor seiner Ankunft weitergesegelt bin. Jetzt lernen wir einander also endlich kennen. Mit seiner Hilfe schaffe ich es beim 4. Versuch mit dem Anlegemanöver. Grüß Gott Europa - da bin ich wieder!!

ESPERANZA gut "eingeparkt"

Auf geht´s zum Einklarieren - und das hat es in sich!! Ich muss zunächst zur Hafenpolizei und dort will man alle Dokumente im Original sehen: Bootsregistrierung, Bootsführerschein, Reisepasss und Versicherungsbestätigung. Habe ich alles, bis auf die Versicherungsbestätigung, denn die erhalte ich jedes Jahr lediglich per e-mail von der Generali. Außerdem möchte man eine Bestätigung, dass jene Risiken, die das griechische Gesetz als zu versichern vorschreibt abgedeckt sind - und das ganze auf griechisch! Ich bin etwas überrascht von diesen Schwierigkeiten, denn die Versicherungsbestätigung hat noch nie Grund zu Beanstandungen gegeben. Ich teile dem Beamten mit, dass ich gerne eine e-mail an die Versicherung schicke und um das Gewünschte ersuche, aber ich nicht versichern könne, dass die Generaldirektoren der Generali Versicherung AG diesen Wünschen nachkommen; insbesondere da Ostersonntag und morgen Ostermontag - also Feiertag - ist. Aber versuchen werde ich es natürlich. Man ist nicht zufrieden und ersucht mich am nächsten Tag - Montag - neuerlich zu kommen. Für heute bin ich entlassen. Na schau ma....

Bitte Deckungsbestätigung für diese Risiken - und bitte auf griechisch!

Als ich zurück zur ESPERANZA komme, lauft gerade Steve mit CATALYST ein. Auch sein Anlegemanöver gestaltet sich schwierig. Als er sicher vertäut ist geht auch er einklarieren. Er kommt
nach 30 Minuten zurück; er muss das Land verlassen, da er keinen Befähigungsnachweis als Segler hat. Sein Hinweis, dass ein solcher in den USA nicht vorgeschrieben ist, wurde nicht gelten gelassen. Da segelt er von Florida -zig Jahre um die Welt bis Griechenland und nun hat er erstmals solche Schwierigkeiten. Es hilft nichts. Steve legt also ab und geht irgendwo in der nahen Türkei vor Anker, um nach Rhodos zu segeln und dort sein Glück zu versuchen.

Ich genieße ein gutes griechisches Abendessen und einen guten Plausch mit Herbert; wir haben beide viel zu erzählen. Er hatte keinerlei Schwierigkeiten beim Einklarieren, aber er kam direkt von Ägypten - ich wüßte allerdings nicht, warum das einen Unterschied machen sollte, es sei dann man mag Segler nicht, die aus der Türkei kommen. Ich hoffe, dass ich bleiben darf!