Samstag, 14. Mai 2016

PAZIFIKÜBERQUERUNG 25.TAG

Florian

11./12.05.2016

Es ist ja kaum zu glauben, dass die Pazifiküberquerung bis zur letzten Minute spannend bleibt. 2 Seemeilen vor der Hafeneinfahrt von Atuona fährt die Angel aus. Martina schreit:“Fisch!!!“ und stürzt zur Angel, um diese einzuholen. Nach kurzer Zeit ruft sie, dass sie den Fisch nicht einholen kann, er zieht zu stark. Also muss ich ran und schnappe mir die Spule – und da ist was los! Ich ziehe den Fisch heran und wenn er anreißt, dann lasse ich wieder nach. So schaffe ich höchstens zwei Umdrehungen der Spule. Sehr, sehr langsam nur kann ich die Leine aufspulen. Ich schaue leicht besorgt nach vorne – da ist schon die Hafeneinfahrt zu sehen und eine kleine Insel davor; da wollen wir nicht draufknallen. Schließlich ca. 15 Meter entfernt taucht der Fisch endlich auf; ist es ein Hai? Jedenfalls ist er riesig und sehr kräftig. Indem ich ihn teilweise aus dem Wasser ziehe, kann ich ihn die letzten Meter näher holen.


Martina muss mir unser großes Gaff bringen; ins Netz passt der nicht hinein. Nach einigen Versuchen schaffe ich es ihm den Haken durch die Kiemen durch das Maul einzufädeln. Er schlägt natürlich um sich und ich schicke Martina aus der Plicht, damit er sie nicht verletzt. Und dann mit einem Hauruck wuchte ich den Brocken in die Plicht. Eine große Spritze 96% -igen Alkohol in die Kiemen und er schlägt nicht mehr um sich. Mit dem Messer drei Gehirnstiche und er ist von seinem Leiden erlöst.

Aber wir haben jetzt keine Zeit, uns um ihn zu kümmern. Ich starte den Motor und hole die Segel ein. Wir sind ca. ½ Seemeile vor der Hafeneinfahrt. Schon seit einiger Zeit brauen sich hinter uns die Wolken bedrohlich zusammen. Gerade als wir die Segel fertig verpackt haben kommt die weiße Wand auf uns zu. Ich schicke Martina unter Deck. Der Wind peitscht uns das Wasser und den Regen waagrecht ins Gesicht. Der Autopilot schafft die Belastung nicht mehr und ich muss selbst das Ruder übernehmen. Bei dem Wind können wir nicht einlaufen, das wäre zu gefährlich. So drehe ich vor der Hafeneinfahrt eine Runde um die andere. Nach ca. 20 Minuten lichten sich die Wolken und wir tuckern ins Hafenbecken.

Unsere Freunde von den anderen Schiffen der Funkrunde stehen an Deck ihrer Schiffe winken, hupen und gratulieren uns lauthals zur bestandenen Überfahrt. Das Hafenbecken ist dicht belegt. Nach einigen Runden lassen wir den Anker exakt um 09:52 Uhr Bordzeit – also 18:52 UTC fallen. Ich springe mit einer langen Leine ins Wasser und mache uns mit dem Heck an Land fest. Wir sind angekommen!!

Statistik: Wir haben 3.096 Seemeilen in 24 Tagen 3 Stunden – also insgesamt 579 Stunden zurückgelegt; sohin ein Schnitt von 5,347sm/Std (zum Vergleich Atlantik war 5,09sm/Std). 32 Stunden unter Motor; Motor nur zum Batterieladen 24 Std.; also in Summe 56 Motorstunden.


Unsere Ankunftswette haben denkbar knapp Helmut und Silvia von der ONOTOA gewonnen; sie hatten auf eine Ankunftszeit von 16:30 UTC getippt; unser Schweizer Freund Philipp hat auf 22:11 UTC getippt (30 Minuten später und er hätte gewonnen). Wir gratulieren den Gewinnern!!


Martina

Den Moment, als wir in das Hafenbecken eingelaufen sind, werde ich nie vergessen. Viele bekannte Schiff der Panpazifkfunkrunde haben uns schon erwartet und haben uns zugejubelt. Die Gänsehaut lief mir rauf und runter. Es ist einer dieser Momente, wo man die ganze Welt umarmen möchte, ein Glücksgefühl das nicht zu beschreiben ist. Alle freuen sich mit uns und wir sind auch stolz es geschafft zu haben. Das Ankerfeld ist sehr gut besucht, trotzdem sehe ich eine mächtige Österreichfahne auf einem Schiff, das wir nicht kennen. Ich rufe voller Begeisterung quer über die Bucht: " Hallo Österreich", und wieder überfällt mich die Gänsehaut. Es beschert mir ein Gefühl, als würde ich nach Hause kommen.


Wolfgang und Ilse von der High Flight rufen uns von weitem zu und dirigiert uns zu einem möglichen, und auch vom Schwell ganz gut geschützten Ankerplatz. Florian ist mit der Wahl zufrieden und der Anker fällt, was für ein Gefühl, ich verspüre noch einmal den Anflug einer Gänsehaut.
Unser Ankermanöver ist noch nicht ganz abgeschlossen, da kommen auch schon die beiden Österreicher Hannes und Sabine von der SY Cayenne mit ihrem Dingi und bringen zwei knusprige Baguette. Einfach unglaublich lieb und nach 24 Tagen und 3 Stunden ein wahrer Leckerbissen.
Jetzt lassen wir auch unser erstes wohlverdientes Bier zischen, wir fallen uns in die Arme und können es kaum fassen, "WIR HABEN ES TATSÄCHLICH GESCHAFFT" !!
Es bleibt keine Zeit, um zu verschnaufen, der Wahoo gehört zerlegt und filetiert, und dann ab in den Kühlschrank. Der Kerl raubt mir 1 Stunde lang meine Kräfte, bis ich ihn endlich fertig zerteilt habe.
Der Wahoo ist ein Raubfisch und gehört zu der Familie der Makrelen und Thunfische. Er zählt zu den besten Speisefischen und erreicht eine maximale Größe von 210 cm. Unserer ist 141 cm  groß, ca.15 kg schwer und wir sind heilfroh, dass er nicht größer ist!




Die ersten Segelfreunde folgen unserer Aufforderung sich Fisch bei uns abzuholen. Ich stelle einen großen Topf für eine Fischsuppe zu und wir laden Hannes und Sabine zum Essen ein. Mag nach 24 Tagen auf See etwas unglaublich klingen, aber ich hatte einfach zu viel Adrenalin, und ich war voll Energie.
Am Abend waren wir dann noch auf der Schottischen Yacht SY Time Bandit geladen, wo sich alle der Pazifikfunkrunde trafen.




Es war sehr nett, aber um 21:30 war meine Energie verpufft und ich wollt nur noch ins Bett. Endlich nach 24 Nächten wieder durchschlafen dürfen, ob wir das überhaupt können bin ich neugierig!

7 Kommentare:

  1. Herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Pazafiküberquerung.
    Liebe Grüße aus Berndorf
    Michael Orner

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  2. SUPER!!!!!!!!!!!!! Unbelievable!!!! Enjoy!!!! You Did IT!!!!! Amy sent me something for Christmas that came just before I defended my dissertation that you need to have too: "It always seems impossible UNTIL IT IS DONE!" I am so proud of you and can't wait to celebrate too!

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  3. Marianne Grädel16. Mai 2016 um 07:37

    Herzlichen Glückwunsch euch tollen Seglern, das ist eine Riesenleistung! Gott sei Dank ist alles gut gegangen!
    Liebe Grüsse aus der eiskalten Schweiz, Marianne

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  4. Ich hätte schon von euch erwartet, dass ihr noch weitere 30 Minuten vor dem Hafenbecken Kreise zieht...
    Philipp

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  5. Freue mich mit euch. Danke für die schönen Berichte. Liebe Grüße aus den San Blas, noch eine Woche, dann geht es bei mir auch weiter. Franz, Cat Brihgt Star

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  6. Wow - fantastisch, großartig, tolle Leistung. Wir gratulieren! Genießt die Zeit in Atuona (jetzt weiß ich auch, wo Atuona Liegt) Ihr habt es euch verdient!
    Liebe Grüße
    Percy und Gabi

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  7. Hallo, wir haetten ja viel deutlicher gewonnen wenn der Fisch net angebissen haette ;-))
    Liebe Gruesse aus Fakarava!
    Helmut+Sylvia

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