Florian
Die Dünung hat uns
in der Nacht ein wenig zu schaffen gemacht. Ein Schiff legt sich ohne Antrieb
immer quer zur Welle, so auch unsere ESPERANZA. Vom offenen Meer stand in der
Nacht eine geringe Dünung in unsere Ankerbucht, aber genug, dass sich die
ESPRANZA immer wieder erheblich aufschaukelte und mich im Bett hin und her
rollte. Martina war bereits in den Salon geflüchtet.
Heute ist Tanken
angesagt; das letzte Mal hatten wir auf Lastovo getankt, das war vor ca. 60
Stunden. Ich rechne mit 100 Stunden Sprit und schaue, dass ich nach ca. 50
Stunden die nächste Tankstelle finde. Zunächst hatte ich vor in die Marina
Grande auf Capri zu fahren, also auf die andere Seite der Insel (falls jemand Martinas
Rätsel nicht lösen konnte – Capri war die Antwort; ja jene Insel, die nach dem
berühmten Ford Capri benannt ist – das war mein bestes Matchbox Auto; so
schließen sich de Kreise). Als wir das Südwestkap umrundeten sahen wir aber
Ischia vor der Nase, also Planänderung und 18 sm nach Ischia.
Der Hafen von Ischia
ist ein beeindruckender Naturhafen; enge Einfahrt und danach öffnet sich ein
fast kreisrundes Hafenbassin mit ca. ½
sm Durchmesser. Gleich rechts war die Tankstelle. Wir mussten nicht lange warten,
die beiden kleinen Motorboote vor uns waren gleich fertig betankt. Mit einer
Kurve nach Backbord „schmierte“ ich mich an den Tankstellenanleger; kurz
Retourgang (linksdrehende Welle, daher im Retourgang rechts) und das Heck des
ESPRANZA drückte sich perfekt an den Anleger – da war ich doch ein wenig stolz
auf mein perfektes Anlegemanöver.
Den Tankwart hat es
weniger beeindruckt. 157 Liter Diesel, 288,00 EURO (korrekt 1,83 der Liter!)
und wir waren voll; 2,37 l Diesel pro Stunde. Beim Ablegen meint er ich solle
verkehrt hinausschieben; ich deutete auf das Motorboot hinter mir und meinte,
dass sich mein Heck wegen des Radeffekts der Schraube nach Steuerbord schiebt,
weswegen ich nicht nach achtern ablegen könne. Er schob mich aber einfach am
Heck weg vom Anleger. Zum Glück war nach vorne ausreichend Platz, sodass ich
nach vorne in einem Bogen ablegen konnte. Im Hintergrund machte der Tankwart
noch irgendwelche Bemerkungen über die ESPERANZA; der soll einmal versuchen mit
diesem Schiff an- bzw. – abzulegen. Die Italiener fahren Fiat 500 und denken
auch so punkto Beweglichkeit der Schiffe. Einen trägen Langkieler wie unser
Schiff sind sie überhaupt nicht gewohnt.
Um 12h Mittags haben wir unsere ersten 1.000 Sm hinter uns gebracht, und das ohne Champagner (Martina)
Nachdem wir den
Hafen wieder verlassen hatten, wollten wir nach Isola di Ponza, doch wir hatten
die Rechnung wieder einmal ohne den Wind gemacht. Aber wenigstens war guter Segelwind,
12 - 15 Knoten laut unserem Windmesser. Also segelten wir hart am Wind so nordwestlich
als möglich – konkret waren das 350°. Ich dachte: „schaun wir wohin uns der
Wind bläst“. Und das war eine gute Entscheidung.
So kamen wir ins Mistelbach von Italien – Gaeta – kennt wer? Ich jedenfalls
habe davon noch nie gehört. Um 20 Uhr nach 6 Stunden perfektem Segeln unter
Vollzeug mit 5-6 Knoten passierten wir im letzten Zacken Tageslicht das Kap
Gaeta und legten uns in die wunderbare Bucht vor der Altstadt vor Anker. Es
war perfekt: riesige Basilika, mittelalterlich Burg, nette Hafenpromenade; niemand
der sich über unser Ankern unmittelbar vor der Stadt mokiert, freundliche
Menschen.
Fazit: kleine
Provinzstädte sind wesentlich angenehmer als berühmte Großstädte oder Touristenmetropolen.
Daher Mistelbach statt Wien und Gaeta statt Ischia oder Rom oder Capri. Übrigens
wen´s tatsächlich interessiert: Gaeta hat ca. 20.000 Einwohner, ist Bischofssitz
(was in Italien nicht wirklich etwas Besonderes ist), war Zufluchtsort für
irgendeinen Papst im Mittelalter, den man aus Rom vertrieben hat und es ist ein
amerikanisches Kriegsschiff hier stationiert. Berühmte Söhne hat die Stadt auch
nicht wirklich produziert. Mir alles egal - ich bin ab sofort jedenfalls ein
Fan von Gaeta.
Burg ist heute Staatsgefängnis - mit Aussicht |
Was mich hier aber
am meisten beeindruckt hat, war, dass die Guardia Finanza (also die italienische
Finanzpolizei) eine zumindest EUR 5 mio teure supertolle ca. 120 Fuss lange Luxus-Segelyacht
im Hafen liegen hatte; warum die so etwas brauchen, habe ich mich aber nicht zu
fragen getraut.
da war wohl noch ein kleines plus zum Jahresende am Konto... wenn man bei den öffentlichen Ausgaben spart geht sich schon ein kleines Schiffanakl aus ;)
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