Dienstag, 30. Oktober 2018

ARRANGIEREN

24.10.2018

Florian

In der Nacht zieht ein Unwetter auf und auf einmal reißt mich ein Knall aus dem Schlaf. Mein erster Gedanke: "Aufgelaufen!!!"  Dann aber stellt sich heraus, dass nur das Dingi umgefallen ist, dass ich an die Reling gelehnt habe. Der Ententeich ist jedenfalls vorüber und es wackelt so stark, dass ich mich in den Salon auf den Fussboden lege.

Ich breche bei Tagesanbruch auf - viel habe ich nicht geschlafen. Unter Motor - was denn sonst - gehts flott mit 6,5 Knoten nach Norden. Die Strömung schiebt mich gut an. Ab hier gibts sehr viele Riffe und ich habe immer ein Auge am Tiefenmesser.

Motoren

Am Vormittag kippt die Strömung, und ich komme nur noch mit 3,1 Knoten voran - das nervt. Also fahre ich links zu und ankere 4 Stunden vor Linggakan. 30 Fischerhütten auf Stelzen und eine riesige Moschee - die Fischerei muss ein einträgliches Geschäft sein, wenn man sich so eine Moschee leisten kann. Als ich um 13:30 Uhr weiterfahre, kippt die Strömung gerade wieder und zuletzt bin ich mit guten 6 Knoten unterwegs. Man muss sich mit der Natur nur ein wenig arrangieren (mit 36 PS unterm Hintern insbesondere) dann gehts schon.

Linggakan - 30 Fischerhütten und eine riesige Moschee

Warten, dass die Strömung kippt

Nach einer Zick-Zack-Fahrt durch Inseln und Untiefen komme ich in die Singapore-Strait und sehe Singapur gegenüber.

Singapur am Horizont
PENG! Was war das??? Ich bin irgendwo drüber gefahren. Es hat metallisch gescheppert und dann hat das Ruder einen Schlag bekommen - und das bei 10 Meter Wassertiefe??? Mein Ankerplatz bei Tanjung Jerih auf Pos.: 01°02,3´N 103°45,7´O ist gleich ums Eck. Als ich vor Anker liege kontrolliere ich zunächst die Bilge - alles trocken, kein Leck.

Also Taucherbrille raus und hinein in den Sud. Ab der Hälfte des Kiels habe ich eine Schürfspur, auf der ein wenig Antifouling fehlt, am Ruder, das noch ein wenig tiefer geht fehlt an einer Stelle das Antifouling komplett - aber nichts kaputt, quasi Lackschaden. Glück gehabt!! Aber der Schock sitzt mir noch in den Knochen! Bei einem Schiff mit heutigem "normalem" Hängekiel hätte das sehr böse ausgehen können. Bekommt solch ein Kiel so einen Schlag, kann es den Kiel durch den Boden ins Schiff drücken und das Schiff sinkt. Gut, dass die ESPERANZA einen Vollkiel hat und sehr robust gebaut ist - sie ist ja doch die Beste!

Letzter Sonnenuntergang in Indonesien

Sonntag, 28. Oktober 2018

SLALOM


23.10.2018

Florian

Um 2:00 Uhr geht der Wecker, denn ich habe heute gute 50 sm vor mir, und da muss ich früh los. Um 2:15 Uhr motore ich bereits aus der Ankerbucht, bei leichtem Wind setze ich sofort Segel, doch der Wind ist nach 20  Minuten auch wieder weg, also Motoren in den Sonnenaufgang hinein.



Sonnenaufgang

Heut habe ich einmal Glück und die Strömung ist mit mir – bis zu 1 Knoten schiebt mich Richtung Singapur. Bei einer Inselpassage kommt der Strom allerdings von allen Seiten und es dreht und verschiebt mich, dass ein Spaß ist – meine Spur sieht aus, als ob ein Betrunkener hier Schlangenlinien gefahren wäre.  


Betrunken???

Der Bordstrom funktioniert klaglos und meine Bordbattterien werden ordentlich geladen.

Das Wetter beobachte ich immer mit einem Auge, denn in Äquatornähe herrscht Wetterküche, und da kann alles drin sein – entsprechend ziehen dicke Wolken um mich und immer wieder gibt es irgendwo Wetterleuchten.

Äquatoriale Wetterküche

Der Wind kommt und geht, aber er geht mehr, als er kommt, doch auch so fällt um 14:00 Uhr nach 55 sm und 11 Stunden Motoren der Anker im Schutz von Pulau Petong auf Pos. 00°37,4´S 104°04,9´E. Es herrscht Ententeich! Ab ins Wasser und ein wenig Schiff putzen, denn es ist 30°C heiß und schwül – eine willkommene Abkühlung!



Ankerplatz

Freitag, 26. Oktober 2018

ZURÜCK IM NORDEN


22.10.2018

Florian

Das erste Tageslicht weckt mich und ich bin gut ausgeschlafen. Ententeich vor der Türe – auf geht’s!
Gestern hatte ich Gegenströmung beim Einlaufen – heute habe ich Gegenströmung beim Auslaufen aus der Bucht – können die sich nicht entscheiden?

Raus aus der Ankerbucht hinein in den neuen Tag - unter Motor

Unter Motor geht’s weiter, denn der Wind kommt zu hart auf die Nase zum Segeln. Nach der nächsten Insel passts. Irgendwie spinnt meine Bordelektrik – jedenfalls lädt meine Hausbatterie nicht bzw. schaltet das Relais die Startbatterie mit der Hausbatterie zusammen und trennt sie gleich wieder. Grund ist offensichtlich ein zu niedriger Ladezustand der Hausbatterie – aber was frisst meinen Strom??? Ich packe mein Strommessgerät aus und messe die Ampere durch, die so verbraucht werden. Als erstes gibt die Milliampereanzeige auf und als ich die Gesamtampere an der Verteilerleiste messen möchte gibt’s kurz einen Funken – und die 10 Ampereanzeige zeigt auch nur noch 00,00, ist scheinbar auch dahin – die halten auch wirklich nichts aus diese Dinger. Aber für meinen ersten Messversuch von Ampere gar nicht so schlecht. Wenigstens habe ich herausgefunden, dass ich die Ampere messen kann, wenn ich die Sicherung herausschraube und links und rechts davon am Kabel anhalte.

Weiter unter Motor. Und dann – völlig unspektakulär – auf einmal ein Äquator vor mir; ausweichen geht nicht mehr – ich also voll drüber – und….

Achtung ein Äquator!

Äquator überfahren

… jetzt bin ich also wieder auf der Nordhemisphäre.

ÄQUATORBIER!!

3 sm später ist schon mein heutiger Ankerplatz Kentar Island (00°03,2´N(!) 104°45,6´O) – heute nur 28 sm. Knapp nach mir kommt die PETIT PRINCE herein, die habe ich schon länger nicht gesehen.  Es gibt ein nettes Wiedersehen und ich erzähle meinen Freunden von meinen elektrischen Schwierigkeiten. 

PETIT PRINCE am Ankerplatz

Pierre meint, dass in meinem Messgerät wahrscheinlich eine Sicherung durchgebrannt ist – AHAAAA!! Und tatsächlich, ich finde die Sicherungen – beide hinüber – und kann die stärkere für den 10 Ampere Messbereich austauschen (eine schwache mit 400 Milliampere für den Milliamperebereich habe ich nicht). Jetzt kann ich weiter Messen, putze ein paar Kontakte, schüttle ein paar Drähte und spreche mit meiner Bordelektrik – finde aber nichts. 

Messtechniker am Werk

Als ich alles wieder zusammenbaue und den Motor zum Test starte, springt der wieder an wie immer und – welch Wunder - alles läuft wieder ganz normal. Ich bin nicht das einzige Schiff mit Elektrikproblemen in Äquatornähe  - offensichtlich ist es eine äquatoriale Magnetfeldinstabilität beim Überqueren des Äquators, die die Probleme verursacht hat. Jetzt im Norden ist das wieder vorbei. Das hätte ich mir ja gleich denken können, aber ich konnte wirklich nicht mehr ausweichen!

Mittwoch, 24. Oktober 2018

JAVA EINTOPF


19.-21.10.2018

Florian

Wind ist angesagt, und den muss man hier nützen, denn sonst spielt man nur Motorboot. Um 10:30 gehe ich Anker auf – Ziel North Bangka Island, ca. 125 sm nach Nordwest. Und der Wind ist zwar angesagt, aber das ist auch schon alles. Also Motoren – aber zumindest keine blöde Gegenströmung, das ist ja auch schon was. Dann um 15:30 Uhr kommt aber doch Wind und ich kann volle Segel setzen – bis 16:45 Uhr, als wieder Flaute herrscht. So geht es durch die erste Nacht, bis dann in den frühen Morgenstunden doch wieder Wind aufkommt – angesagt ist er ja.

Delfine begleiten mich ein Stück meines Weges
Und der Wind dauert bis 13:00 Uhr, dann ist er wieder weg,  und kommt nach einigen Stunden wieder und ist dann wieder weg. Ich befinde mich eindeutig in der tropischen Konvergenzzone – hier ist Wettereintopf – von allem ein bisschen.

So wie mein Essen – ich bin ja kein so berühmter Koch, eher berühmter Esser. Und mit den chinesischen Fertigsuppen bin ich auch bis auf weiteres fertig, die hab ich durch. So koche ich Nudeln, dann kommt in eine anderen Topf eingekochtes Rindfleisch, je eine Dose Mais, Bohnenmix, Erbsen - was finde ich noch? – restliche Chalapenjo Pfefferoni, eine Dose Kochcreme (warum auch nicht?) und ein Teelöffel Rote Currypaste, damits nicht zu fad schmeckt. Alles zusammenrühren – fertig – JAVA EINTOPF!! Und viel davon – das kann ich jetzt die nächsten drei Tage essen.
Essen ist kein Problem, irgendetwas finde ich immer und irgendwie isst man auch ständig. Womöglich liegts ja am erhöhten Kalorienverbrauch, wenn man nichts schläft.

Java Eintopf - aber viel!

Nord Bangka geht sich bei Tageslicht nicht mehr aus, also gleich weiter nach South Lingga – weitere 95 sm – und sohin auf in die zweite Nacht. Ich mache mir so eine Art Bett im Cockpit, damit ich draußen meine Schlafetappen konsumieren kann und nicht extra aufstehen muss für einen Kontrollblick.

Mit Wind geht’s durch die ganz Nacht und ich komme gut voran – geht doch, warum nicht gleich? Ein wunderschöner Morgen bringt neue Energie und ein klarer Gottesbeweis steht am Himmel. Erst unlängst habe ich wieder mit einem überzeugten Atheisten über Gott diskutiert, den es seiner Meinung nach nicht gibt, weil man ihn nicht beweisen kann.

Gottesbeweis
Na wenn das kein Beweis ist – und offenbar ist Gott christlich, selbst im muslimischen Indonesien.

Der Wind schwächelt und um 13:00 Uhr starte ich wieder die eiserne Genua, um mich heute vor Anker ausschlafen zu können. Die Einfahrt nach South Lingga ist abenteuerlich – 3,5 Knoten Gegenströmung, Welle, Riffe links und rechts – wie in den Atollen der Tuamotus. Aber mit Geduld (was bleibt einem auch anderes über) schaffe ich auch diese Einfahrt und um 17:00 Uhr fällt nach 217 sm, davon 23 Stunden unter Motor, der Anker – jetzt gibt’s den restlichen JAVA EINTOPF und dann ab ins Bett! Meine Position: 00°18,4`S 104°58,8`O

Einfahrt South Lingga


Freitag, 19. Oktober 2018

BELITUNG

16./17./18.10.2018

Florian

Gleich am Abend nach meiner Ankunft ist das Begrüßungsfest - formal Diner, und man bittet mich auf die Bühne, um Musik zu machen (das ist hier bei jedem Fest so - Karaoke ist immer dabei). Das passt gut, denn durch die lange Überfahrt hatte ich zeit mein Sail Indonesia Lied fertig zu komponieren. den Leuten gefällts und so hat unsere Segelrally nun auch ihr eigenes Lied.

Es folgt eine gute Nacht und ich kann mich ordentlich ausschlafen. Schiffswartungsarbeiten stshen am Programm und insbesondere Diesel tanken. Alles funktioniert gut und heute mache ich eine Inselrundfahrt mit dem Motorroller.

Gleich neben dem Ankerplatz toller Badeplatz

Der Dingianleger

Belitung hat erhebliches touristisches Potential. Die Strände sind schön und SAUBER(!), Schnorcheln ist ok, das Wasser glasklar, das Essen gut, es gibt endlich einmal Strandlokale, die Menschen nett und es gibt auch einige Sehenswürdigkeiten.

Zunächst viele Zinnmienen - bzw, was davon übrig ist. Angeblich wird das Zinn ausgewaschen - wie das genau funktioniert habe ich nicht herausgefunden. Jedenfalls stammt der relative Wohlstand von Belitung vom Zinnabbau. Auch Ölpalmenplantagen gibt es viele.

Ehemalige Zinnabbaustätte

Ölpalmenplantage

Die Früchte der Ölpalme aus denen Palmöl gewonnen wird

Ich fahre aber zu einem ganz speziellen Ort. Hier gibt es ein Tier, das Tarsius heißt, noch nicht sehr lange bekannt ist und nur an drei Stellen der Welt vorkommt - unter anderem in Belitung. Es ist ein unglaublich putziges Tierchen. Eine halbe Handfläche groß, Fleischfresser (Insekten, Eidechsen und Vögel), bewegt sich nur springend voran und ist so schnell, das man es rasch aus den Augen verliert, so rasch kann es von einem Stamm zum nächsten Springen - bis zu 4 Metern weit, also etwa die  30-fache Körpergröße weit - unglaublich. Sie sind nachtaktiv, können nicht blinzeln und die Augen nicht bewegen, weswegen sie den Kopf drehen müssen - das können sie dafür um 180°.

Tarsius

Halbe Hand groß
 






Zu verdanken ist dieser Tierpark Budi Setiawan, der in Belitung geboren wurde und hier lebt. Er hat sich diesen Tierchen gewidmet und über sie auch schon vor der UNO referiert - ganz beachtlich. Wer die Gelegenheit hat, diese Tiere zu sehen - unbedingt anschauen, sie sind unglaublich!

Busi Setiawan

Morgen um 10 Uhr gehts weiter - 125 sm Richtung Norden nach Nord Bangka. Wind hätte ich  bestellt - bin neugierig, ob er geliefert wird.

Donnerstag, 18. Oktober 2018

LEICHTE VERZWEIFLUNG

12.-15.10.2018

Florian

Um 10:30 Uhr gehe ich Anker auf und den Fluß bei Ebbe hinunter, bis ich wieder am offenen Meer bin. Ab nun muss ich nach Westen. Ich habe Tracks (also Spuren) von anderen Schiffen auf Open CPN, die ich verfolge, denn das Meer ist hier sehr seicht und es gibt viele Untiefen - also ein heikles Segelrevier.

Der Wind ist mühsam, teilweise auf die Nase dann wieder gar nichts, dann wieder brauchbarer, dann wieder nichts und auch die Strömung ist gegen mich. So muss ich oft motoren, was mir überhaupt nicht gefällt. Es geht mit viel Segel rauf, Segel runter, Motoren, Segel Rauf, Segel runter, Motoren durch die Nacht. Mit 15 minütigen Schlafintervallen kämpfe ich mich durch, in den frühen Morgenstunden ist es immer am schwierigsten. Aber zum Glück ist in der Nacht wenigstens angenehm kühl.

Am nächsten Tag dasselbe Spiel der Wetterhexen. Ich nütze die Zeit, um das Dingi wieder einmal zu kleben. Das übliche Spiel im tropischen Klima. Als um 13:00 Uhr Gegenströmung und Gegenwind zusammentreffen werfe ich den Anker (und nicht die Nerven weg) und lege mich schlafen.

Dingi kleben

Um 16:00 Uhr habe ich wieder ein wenig Wind und es geht motorsegelnd weiter, bis um 20:00 Uhr der Wind am Südwesteck von Borneo wieder auf die Nase kommt und dann komplett einschläft - wieder werfe ich den Anker, drehe alle Lichter auf - denn ich bin mitten am Meer - und lege mich an Deck schlafen.

Wind auf die Nase

Um 00:30 Uhr weckt mich der Wind auf und es geht weiter. Bei Wind aus Nordnordwest und nach Süden setzender Strömung kann ich nicht genug Höhe laufen, um "meiner" Spur zu folgen, also entscheide ich mich die Java-See bereits hier im Süden von Borneo zu queren. Das macht entsprechend nervös, denn ich betrete seglerisches "Neuland" und die Seekarten hier sind oft ein Glücksspiel.

Am Vormittag ziehen dunkle Wolken auf und ich versuche ihnen unter Motor zu entkommen, aber leider holen sie mich ein. Rasch lege ich das 2. Reff ins Groß und reffe auch die Genua 2/3, als es - PENG!! - auch schon losgeht. Starkregen, Sturmböen bis etwa 30 Knoten - aber zumindest aus der richtigen Richtung.

Schwarze Wolken ziehen auf

Und los geht die Achterbahnfahrt

Der Passagier allerdings nicht ganz begeistert davon

So gehts wenigstens weiter meinem Ziel Belitung entgegen. Aber anstrengend ist es schon, die Angst kommt dazu, denn die Blitze um mich herum sind prächtig, das Meer schäumt und der peitschende Regen ist unbarmherzig. Segeln kann schon echt Scheiße sein!! Ich fluche meinen Frust in den Sturm, vergieße einige Verzweiflungstränen und versuche mich zu motivieren - es ist nicht einfach. Daheim kann man sich das nicht vorstellen, denn im Wohnzimmer ist leicht Weltmeister sein.  Hier draußen ist niemand, der dir helfen kann (und auch niemand weit und breit zu sehen) - also musst du dich da alleine mit deinen Weisheiten durchkämpfen.

Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei, ich kann ausreffen und bearbeite mein Stimmungstief - eine gute kräftige Suppe, Stück Schokolade und dann eine halbe Stunde Schlaf. Danach wirkt die Welt wieder rosiger. Es ist wichtig zu wissen, wie man seine Ängste und Depressionen bekämpft. Laufen geht jetzt leider nicht (das funktioniert immer), aber ein wenig Schlaf hilft.

Und dann ist der Wind komplett aus und ich treibe nach Süden - 2,5 Knoten Gegenströmung - und ich muss noch eine Nacht durchhalten.

Sonnenuntergang am 3. Tag und Fischer am Horizont - kein Schlaf möglich
Also Motor an und mit langsamen 3,4 Knoten dem Ziel entgegen. Es ist frustrierend. So geht es die ganze Nacht. Mit Red Bull - meiner letzten "Waffe" gegen die Müdigkeit - bleibe ich wach, denn es gibt Fischer und Untiefen - viel Schlaf ist also nicht möglich. Am Morgen sehe ich Belitung - eine Erlösung, die motiviert und Kraft gibt.

Auch am vierten Tag geht die Sonne wieder auf
Belitung am Horizont

Mühsam geht es unter Motor bis zur Nordostecke der Insel, dann durch eine Inselpassage und endlich ist diese depperte Gegenströmung weg und die ESPERANZA zieht mit 5,8 Knoten durch die spiegelglatte See. Ich bekomme wieder einige 15-minütige Schlafinjektionen und arbeite mich die Nordküste entlang bis ich endlich den Ankerplatz sehe.

Ankerplatz voraus - und schon wieder "Gewitterwarnung"

Um 13:00 Uhr fällt der Anker an der Nordwestecke von Belitung - 278 Seemeilen zurückgelegt, 35 Stunden (!) unter Motor. Jetzt noch die letzten Blogs schreiben (hoffentlich bekomme ich die Hektar und km² richtig hin) und dann entspannen.

Montag, 15. Oktober 2018

BOKU- WIEN

11./12.10.2018

Florian

Gäbe es die Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU) nicht, gäbe es diese Geschichte nicht.

Beim Dinner im Sultanspalast  unterhalte ich mich mit dem örtlichen Parlamentsabgeordneten. Als er erfährt, dass ich aus Wien bin, zieht er sein Handy aus der Tasche, wählt eine Nummer und gibt es mir. Es ist ein Freund des Abgeordneten dran, der in Wien an der BOKU studiert hat und hier ein Forstunternehmen führt. Auf Deutsch versteht er mich allerdings nicht.

Ich werde also von Paul aus Korea - dem Ex BOKU Student 1992 - 1996 - zur Besichtigung seines Betriebes eingeladen. Ein Geländewagen mit Fahrer holt mich unmittelbar nach der Rückkehr von den Orangutans ab und es geht 1 1/2 Stunden über holprige Straßen, 45 Minuten davon über 4-spurige Forststraßen, bis wir - es ist bereits dunkel - an einem herrschaftlichen Gebäude halten.


Im Niemandsland von Borneo


Paul aus Korea, Ex BOKU Student und hiesiger Betriebsleiter


Gästehaus
Mein Gästezimmer - sehr fein!


Paul ist Betriebsleiter des größten Forstbetriebes von KTH in Indonesien. KTH ist ein koreanisches Unternehmen, das Holzpellets für die japanische Papierindustrie und Zellulose für die Textilindustrie herstellt.

Das Forstgebiet

Die Dimensionen muss an sich auf der Zunge zergehen lassen: die gepachtete Fläche umfasst über 94.000 Hektar, mit zugepachteten Flächen in Summe etwa 100.000 Hektar - also 1000 km², das Gebiet ist sohin etwa 50 km lang und 20 km breit. Hier wird Wald angepflanzt - konkret eine Art von Eukalyptusbäumen, denn die wachsen schnell. 6 Jahre dauert ein Wachstumszyklus bis zur "Ernte". 10.000 Hektar - also 100 km ² - werden pro Jahr abgeholzt, 70 % der ausgepflanzten Bäume wachsen zur verwertbaren Größe, 70 % der gepachteten Fläche dient der Bepflanzung. Der Rest ist Naturschutzgebiet für Orangutans, Forschungsgebiet und Infrastruktur. 4500 Menschen werden von  KTH hier beschäftigt - ein erheblicher Wirtschaftsfaktor in dieser entlegenen Region.

Dienstunterkünfte

Hauptquartier



Wir genießen mit seinen Kollegen, zwei Forschern aus Korea, ein wunderbares Abendessen und ich werde im Gästehaus sehr nett untergebracht.

Am nächsten Morgen zeigt mit Paul noch ein wenig von der Anlage. Es gibt auch einen 9-Loch Golfplatz, Gemüse- und Obstgärten, etc.

Golfplatz
Riesig

Forschungsbereich für den perfekten Eukalyptus

Fläche 2 1/2-mal Wien
Es ist beeindruckend wie und in welcher Dimension hier gearbeitet wird.

Schließlich ist es Zeit für mich aufzubrechen und der Chauffeur bringt mich wieder nach Kumai zurück.

Jetzt geht es aber wirklich los nach Belitung. Ein wenig mulmig ist mir schon, denn es ist weit und ich muss diesmal zumindest 2  Nächte durchsegeln. Na schau ma...