Florian:
Der Wind weckt uns in der Früh. Über Nacht
ist der Wind vorübergehend zurück gekommen. Die Fischer in Punta do Sol können
nur bei Ebbe und ruhigem Wasser in den kleinen Hafen einlaufen – es ist ein
schwieriges Anlanden. Vor uns entladen sie große Fische, zerteilen sie auch
gleich am Hafenbecken und verkaufen sie vor Ort.
Das Aluguer bringt uns nach Passagem, dem
Ort mitten im Ribeira do Paúl, dem fruchtbarsten Tal der Kap Verden. Um 10:00
Uhr beginnen wir unsere Wanderung bergauf (um Martinas Knie zu schonen, gehen
wir nicht bergab, wie alle anderen Wanderer). Hier ist wirklich tropische
Vegetation – eine andere Welt. Bananen, Papaya und überall in Blüte stehndes Zuckerrohr
das im Tal und an den steilen Bergwänden auf Terrassen angebaut wird.
Wir
machen Rast im O Currral bei Alfred Mandl, einem Aussteiger aus St.Pölten. Er
hat hier mit seiner Frau Christine einen Biobauernhof samt Imbissstube und
Schnapsbrennerei aufgebaut; er brennt den besten Grogue auf den Kap Verden;
seine Edelmarke hat ca. 91 % Alkohol -
eine kleine Flasche davon geht in unsere Bordapotheke.
Dann geht es weiter die steile Bergstraße
hinauf bis diese zu einem gepflasterten Weg reduziert. Die Serpentinen werden
enger und steiler; es geht durch Zuckerrohrfelder, Gemüsegärten – alles auf
Terrassen und durch kunstvoll errichtete Bewässerungskanäle bewässert.
Ich
reduziere das Tempo, da meine Eltern 78 und 79 Jahre alt schon ein wenig blass
aussehen; auch bekommt Martina einen Rucksack und ich hänge mir deren zweiten
Rucksack vorne um, sodass sie sich nur
noch selbst den steilen Weg hinaufbringen müssen. Zuletzt geht es dann durch
eine praktisch senkrechte Felswand, in die der Weg eingekerbt ist. Das Panorama
ist atemberaubend, der Steig atemraubend.
Und dann nach ca. 900 Höhenmetern um
14:30 Uhr sind wir oben am Kraterrand des eingestürzten Cova Kraters. Er misst
ca. 1 km im Durchmesser und auf seinem ebenen Talboden (wir müssen ca. 100m
absteigen) – sind die fruchtbarsten Felder; jeder Quadratmeter wird genutzt.
Auf der gegenüberliegenden Seite treffen wir
wieder auf die alte Bergstraße, auf der wir gestern nach Ponta do Sol gefahren
sind. Ein Aluguer ist rasch gefunden. Es bleibt mehrfach stehen und nimmt
Fahrgäste samt Säcken mit Gemüse auf, sodass letztendlich alle Gemüsesäcke auf
das Dach des Pick Up umgeladen werden und 11 Personen auf der mit zwei Bänken
versehenen Ladefläche eng gedrängt sitzen; drei Personen sind im Fahrgastraum
vorne – wir sind voll; hoffentlich halten die Bremsen denke ich bei der
spektakulären Abfahrt zurück nach Porto Novo.
Diesmal fährt die Fähre nicht um 18:30 Uhr,
wie am offiziellen Fahrplan ersichtlich, sondern um 18:00 Uhr. Die Rückfahrt
ist ein wenig wackeliger als gestern, aber dennoch problemlos. Es war einen
wunderbare Wanderung – wer die Kap Verden besucht, sollte dieses absolute
Highlight dieser Inselgruppe nicht auslassen.
Und jetzt befällt uns ein leicht flaues
Gefühl in der Magengegend. Der Count Down für unsere Atlantiküberquerung hat ab
sofort begonnen.