Sonntag, 30. April 2017

AVAIKI CAVE

28.04.2017

Florian

Das Dingi-Anlanden funktioniert schon so halbwegs, aber das Meer ist derzeit auch besonders ruhig. Ich möchte nicht wissen, welche Dramen sich bei diesem Dingikran schon abgespielt haben, wenn das Meer wilder ist.

Alofi, der Regierungssitz von Niue, ist ein verschlafenes Dorf - aber es gibt ganz gutes Internet über Telecom Niue.


Es gibt allerdings kein Roamingabkommen mit irgendeiner Telefongesellschaft. Ich habe daher keinerlei Telefonkontakt mit meinem österreichischen Handy, was zu Zeiten von iTANs für Überweisungen bedeutet, dass ich keine TANs am Handy empfangen und daher derzeit auch keinerlei Überweisungen von meinem Konto über Internet durchführen kann. Hier stößt das moderne westliche Leben an seine Grenzen. Es gibt auch keine Bankomaten und auch Bargeld wird von der Bank hier nicht gewechselt.


Wir laufen/radeln die Inselstraße 7 km nach Norden zum Vaiki Cave. Niue ist ein großer Korallenblock, 62 Meter über dem Meer. Die Sehenswürdigkeiten sind hervorragend beschildert, man hat viel Geld in Touristen-Infrastruktur investiert. Man geht einen schmalen Pfad durch eine Grotte von der Hauptstraße zum Meer hinunter.





Unten liegt das Riff bei Ebbe trocken und vom Riff führen Grotten in den Korallenblock der Insel - es ist spektakulär!!




Auf der Riffplatte gibt es auch tiefe Wasserbecken mit glasklarem Wasser, bunten Korallen und Fischen - einzigartig; so etwas habe ich noch nie gesehen. Schnorcheln ist hier sensationell!



Der Tag neigt sich dem Ende zu und wir müssen aufbrechen und laufen/radeln wieder nach Alofi zurück. Zufällig entdecken wir im Marktgebäude John. Er bereitet jeden Freitag Abend die besten, größten und kreativsten Hamburger zu, die ich seit langem gegessen habe - sogar gegrillte Papaya finden sich darin.
Es geht uns hervorragend!

DER KLEINSTE INSELSTAAT

27.4.2017

Martina

Wir machen unsere Esperanza um 9:00 Uhr an der Boje vor Alofi auf NIUE fest und fallen uns glücklich in die Arme. Ein großer Teil unserer diesjährigen Segelstrecke ist geschafft. Niue der kleinste Inselstaat der Welt liegt mit seiner schroffen Felsenwand vor uns und ist bereit erkundet zu werden.


Die Einreisebehörden sind verständigt und man erwartet uns um 11:15 Uhr  mit allen Papieren am Anleger. Wir putzen uns so gut als möglich heraus und fahren mit dem Dingi an Land.
Hier gilt es gleich die erste Hürde zu schaffen. Niue liegt auf dem höchsten Korallenriff der Welt, und die Küste ist sehr steil abfallend. Dies ist auch der Grund weshalb man hier nicht Ankern kann, alles zu tief und überall Korallen. Der einzig verfügbare Anleger ist völlig ungeschützt und extrem schwellig. Ein trockener Ausstieg aus dem Dingi ist eine Herausforderung, noch dazu wenn man von der Überfahrt entkräftet und übermüdet ist.
Florian steuert zu den Stufen am Anleger. Es wabbelt wie im Wellenbad eines Hallenbades, ich muss da jetzt irgendwie raus.


Elegant wird das sicher nicht, aber Hauptsache trocken und unverletzt. Im Vierfüsslerstand erreiche ich trocken festen Boden unter mir. Im gleichen Moment hängt Florian unser Dingi an den bereits von Einheimischen zu Wasser gelassenen Kranhaken. Sportlich und viel eleganter als ich schwingt sich Florian mit Hilfe eines Seiles wie Tarzan an Land. Sekunden später schwebt unser Dingi auch schon 3 Meter über den wilden Wassermassen.


Es darf und kann kein Boot hier am Anleger im Wasser bleiben, ein Totalverlust wäre nicht auszuschließen.


Keith, der Präsident des Niue Yachtclubs, begrüßt uns am Anleger besonders herzlich, wir sind die erste Yacht dieser Saison. Die Einreisebehörden kommen mit einem Minibus, begrüßen uns ebenfalls sehr freundlich und wir erledigen den Papierkram am Rücksitz ihres Autos. Anschließend gilt es noch einige Formulare der Sanitätsbehörden auszufüllen, wir bekommen einen Niue Stempel in unseren Pass und alles ist erledigt. Zu bezahlen ist erst bei der Ausreise.


Keith nimmt sich unser an und führt uns in dem überschaubaren Örtchen Alofi (die „Hauptstadt“ von Niue) herum, zeigt uns die wichtigsten Geschäfte und nette Restaurants, bevor wir zum Yachtclub fahren. Der Yachtclub überlässt uns auch einen Schlüssel für die am Hafen gelegene Dusche und Toilette. Diesen Luxus nehmen wir sehr gerne in Anspruch und erfrischen uns mit einer langen und nach einem Monat sicher notwendigen Dusche.


Anschließend fahren wir zum Yachtclub und tragen uns tatsächlich als erste Yacht von 2017 ins dicke Clubbuch ein und bekommen aus diesem Grund ein Niue Yachtclub Kapperl geschenkt.


Niue ist ein selbständiger Staat wird aber von Neuseeland großzügig unterstützt. Deshalb bezahlt man hier auch mit Neuseelanddollar. Es gibt auf der ganzen Insel keinen Bankomaten, mit Kreditkarte bezahlen ist nur selten möglich, also müssen wir mit Kreditkarte bei der Bank Neuseelanddollar beheben. Die Spesen sind hoch, aber anders geht es nicht. Für alle die Planen Niue zu besuchen ist empfehlenswert schon Neuseelanddollar mitzunehmen.

Unser erster Eindruck von Niue ist sehr positiv, wir stoßen mit Keith und seiner Frau mit dem einen oder anderem Bier auf unsere Ankunft an, und fallen am Abend glücklich in unsere Kojen!



PS.: Habe viele Fotos auf unsere Blogeinträge ab Maupihaa gestellt!

Samstag, 29. April 2017

KEINE GESCHENKE

26./27.04.2017

Florian

Bei Überfahrten gibt es nur höchst selten Geschenke, also dass man die Segel einstellt, sich zurücklehnt und wartet, dass man ankommt. Bei langen Überfahrten wie dieser gibt es nie Geschenke.

Der Wind dreht auf Nord und wir bauen die Segel um. Nicht mehr wackeliges Butterfly, sondern ruhigeres Raumschot - der Wind kommt im rechten Winkel und wir segeln schön unter Groß und Genua. Bei Einbruch der Dunkelheit legt sich der Wind und ich baue die Segel wieder ab. Auf einmal liegt die Dirk vor mir (das Seil, das den Baum in der Höhe hält, wenn das Segel nicht gesetzt ist.) - nicht gut. Der Bolzen vom Schäkel, der die Umlenkrolle am Masttop befestigt ist gebrochen. Ich kann aber aus dem Topnant des Spinnakerbaums eine Notdirk basteln, also keine Katastrophe.


Wir motoren in die Nacht und um 00:30 Uhr kommt wieder Wind. Wir sind schon recht nah an Niue, haben es daher nicht eilig und ich setze lediglich die Genua, um nicht in der Nacht anzukommen. So "dümpeln" wir dahin. Um 06:00 Uhr sind wir am Nordspitzel von Niue - stockdunkle, mondlose Nacht - nur nicht zu nah an die Steilküste! Ich halte 1,5 sm Abstand, denn ich weiß nicht, wie exakt die Seekarten hier sind. Bei Tagesanbruch fängt es zu schütten an. Offenbar "Sanitärmaßnahmen" der Einreisbehörden - die ESPERANZA wird eine Stunde heftigst durchgewaschen; dann sind wir blitz, blank sauber.



Um 09:00 Uhr sind wir an der Boje - ankern kann man hier nicht - zu tief. Wir sind angekommen!!


Unsere Überfahrt: 958 sm in 8 Tagen 23 Stunden und 30 Minuten - Schnitt 5,0026 Knoten

Und jetzt muss ich in den Maststop die Dirk neu befestigen.

Aktuelle Position: 19°03´S 169°55´W"

Mittwoch, 26. April 2017

HEIMWEG

Martina

Im Laufe des Vormittages ist eine leichte Brise aufgekommen. Wir sind wieder unterwegs Richtung Westen. Die Wetterhexen sind jetzt an Bord der SY Plastik Plankton, die sind ca.350 Seemeilen hinter uns. Sie klagen über Wind aus allen Richtungen, Flaute, Dauerregen und Gewitter.
Wir haben Sonnenschein und eine kleine lange Welle, und mein Seekrankheitspflaster erlaubt mir erstmals erfolgreich im Cockpit etwas zu lesen und weiter an meiner Perlenkollektion zu basteln.

Täglich legen wir unsere Angeln aus, aber bis auf einen kurzen Biss eines Fisches, der sich aber gleich wieder selbst befreit hat haben wir kein Glück. Deshalb sind wir heilfroh, dass ich noch viele verschiedene, selbst eingekochte Gerichte habe. Wenn eine Überfahrt mühsam und anstrengend ist, freut man sich doppelt über etwas Gutes zu Essen.

Am Nachmittag erreichen wir den 167. Längengrad. Normalerweise kein besonderer, doch für uns schon, denn damit haben wir mit der ESPERANZA seit unserer Abfahrt in Lignano/Italien am 12. Juli 2013 die halbe Welt hinter uns gebracht und sind ab jetzt auf dem Heimweg.

Unsere Position am 26.04.2017 um 16:00 UTC: 18°46´S 168°07´W. Es geht uns gut!

Dienstag, 25. April 2017

WETTERHEXEN

Florian

Wir haben schon befürchtet zu schnell zu sein und morgen in der Nacht in Niue anzukommen. Diese Gefahr ist gebannt, denn es gibt ja - Wetterhexen. Sie ärgern Segler indem sie die Messtationen für die Wettervorhersagen manipulieren und sie verändern den Wind immer genau so, wie man es nicht braucht. Die Windvorhersage prophezeit 12 Knoten Ostwind - und zwar noch bis 26., dann sollten wir in Niue sein, danach Flaute - also perfekt für uns.
Soweit die Theorie. In praxi haben wir ca. 10 Knoten Wind aus Ostnordost, also genau in Richtung Niue, doch 10 Knoten sind zu leicht für Vorwindkurs und wir haben keinen Spinnaker. Mit gerefften Vorsegeln schaffe ich es jedoch langsam genug zu sein, dass wir noch genug Luftströmung im Segel haben, dass es im Gewackle der Welle nicht dauernd schlägt. Ich ändere schließlich die Segelstellung auf Raumschot, doch der Wind dreht und wir segeln plötzlich Kurs 180° anstatt 259°. Ich wende, der Wind dreht und wir segeln Kurs 300°. Schließlich um 13:00 Uhr kommt Windchaos kein Wind von überall - die Wetterhexen spielen sich mit uns (oder wissenschaftlich auch South Tropical Convertion Zone genannt - die südliche Konvergenzzone also). Jetzt reichts - ich berge sämtliche Segel, rufe den Wetterhexen zu: "Mit mir spielt ihr euch nicht!", und starte den Motor. 10 Minuten später heftger Wolkenbruch; ich bekomme eine ausgiebige Gratisdusche. Weitere 10 Minuten später drehen die Wetterhexen den Wind wieder auf - 12 Knoten aus Ost. Wenn man sich nicht ärgern läßt, dann macht es den Wetterhexen auch keinen Spaß einen zu ärgern (das ist das selbe Prinzip, wie man 4 Geschwister dazu bringt, einen nicht zu ärgern - man lernt nichts im Leben umsonst).
Wir sind also wieder Butterfly gerefft unterwegs und so geht es auch in die Nacht.
Als ich um 04:00 Uhr meine zweite Wache von Martina übernehme, ist schon wieder praktisch Flaute - 3-4 Knoten Wind - was soll das??!??
Ich rolle also die schlagende Genua ganz weg, lasse nur die nicht schlagende Fock stehen und lege mich schlafen - wir kommen eh nur mit 1-2 Knoten voran. Wenigstens bekommen wir guten Schlaf, und bei ca 1 Knoten Strömung sollten wir in 4 Tagen auch so die letzten 186 Seemeilen nach Niue schaffen (es sei denn die Wetterhexen drehen Westwind auf).
Fazit: Wettervorhersagen sind hier so präzise wie Horoskope und man ist erst dort, wenn man wirklich dort ist.

Unsere Position am 25.04.2017 um 16:00 UTC: 18°18´S 166°14´W, Alles o.k..

Montag, 24. April 2017

DURCHHALTEN

Florian

Die Welle ist größer geworden und der Wind konstant bei 15 Knoten. Wir rollen unangenehm nach Westsüdwest (Kurs 260°). Unser Ziel ist Niue, angeblich der kleinste Inselstaat der Welt. Wir lesen in unseren Führern alles an Informationen, das wir finden können - sieht spannend aus.

Martina liegt und das ewige Geschaukle nagt an ihren Nerven. Ich schaue mir einen Film an und als Martina es auch versucht, kommt die Seekrankheit wieder und sie vergießt einige Tränen der Verzweiflung. Ich nehme sie in den Arm, tröste sie und schicke sie dann Schlafen,um sich auszurasten. Obwohl wir ausschließlich liegen oder sitzen, ist so eine lange Überfahrt dennoch sehr anstrengend. Wir befinden uns nun bereits den fünften Tag auf der "Hochschaubahn" - Aussteigen gibt es nicht und die große Welle, der permanente Wind, die durchwachten Nächte, die lauten Geräusche und das Geschaukle machen natürlich auch Angst - das zehrt an den Nerven und der Substanz. Auch ein Grund, warum ich mich an Land um meine Fitness kümmere und Laufen gehe, damit ich solche Überfahrten besser verkrafte. Durchhalten ist angesagt - aber es gibt eh keine Alternative dazu. Eine Urlaubsfahrt ist das jedenfalls nicht und mit ca. 930 sm bis Niue wird es unsere drittlängste Überfahrt werden.

Wir überqueren den 164. und den 165. Längengrad West - Wien liegt auf 16° Ost, Annaberg auf 15° Ost - wir sind also genau 180° oder eine halbe Weltkugel von zu Hause entfernt. Für die erste Hälfte unserer Weltumrundung haben wir fast 4 Jahre gebraucht. Die zweite Hälfte wollen wir in 2 Jahren zurücklegen. Ob wir uns dabei hetzen müssen? Die World ARC - also das organisierte Flotillen Weltumsegeln von Jimmy Cornell führt in 14 Monaten um die Welt (inlusive Kap der Guten Hoffnung!) - das ist Hetzen!

In der Nacht wird der Wind schwächer und die Segel fangen wieder häufiger zu schlagen an. Laut Wettervorhersage sollte uns der Wind bis Niue bringen und dann einige Tage zu schwach zum Segeln sein - also perfekt für einige Tage Zwischenstop, bevor es weiter ins Königreich Tonga geht.

Unsere Position am 24.04.2017 um 16:00 UTC: 18°10´S 165°08´W, Alles o.k.!

Sonntag, 23. April 2017

REPARATUREN AUF DER HOCHSCHAUBAHN

Florian

Das Wetter wird besser. Die dicken Wolken zerfallen zu Passatwölkchen und der Wind wird konstanter. Wir sind mangels zweiten Baumes nur mit der Genua unterwegs und rollen daher ganz hervorragend in der unruhigen Welle. In dieser Hochschaubahn mache ich mich an die Reparatur des abgebrochenen Spinnakerbaums.
Am Vordeck sitzend, irgendwo Halt suchend, säge ich die zerbrochenen Enden des Teleskopbaums ab. Dann muss ich den Kopf des Baums abschrauben und kann den gebrochenen Teleskopteil herausschieben. Den abgeschnittenen nun kürzeren vorderen Teil stecke ich wieder in das größere Rohr des Teleskopbaumes und schraube alles wieder zusammen. Der Baum hat nun nicht mehr 5,50 m  sondern nur noch 4,40 m maximale Länge, aber besser als nichts. Die "Hochschaubahnreparatur" dauert 3 Stunden, doch dann sind wir wieder mit beiden Vorsegeln Buttterfly unterwegs.

Auch die Nacht verläuft ereignislos. Wir entscheiden uns nördlich des zu den Cook Inseln gehörigen Palmerston Atolls vorbeizusegeln. Irgendwie zieht uns das Atoll wie verhext an bzw. schiebt uns der Wind genau in seine Richtung. Wir wollen dort aber nicht anlanden, denn man kann nicht in das Atoll einfahren, es gibt vor dem Atoll keinen sinnvollen Ankerplatz und es kostet eine Lawine dort in die Cooks einzuklarieren, und wir wollen den guten Wind nützen, um nach Westen zu kommen. Zum Glück werden wir Palmerston bei Tageslicht passieren, dann haben wir die Cook Inseln hinter uns gelassen und können Kurs auf Niue nehmen (so der Wind will).

Position am 23.04.2017 um 16:00 Uhr UTC: 17°56´S 162°51´W. Wir sind wieder gut unterwegs.


Samstag, 22. April 2017

BÖSE ÜBERRASCHUNGEN

Florian

Der Tag beginnt angenehm. Die Squalls sind vorbeigezogen und wir sehen ein wenig Sonne. Ich lege daher die mobile Solarpaneele hinaus, um unsere Batterien so gut als möglich zu laden; wir laden mit bis zu 18 Ampere.

Martina entdeckt eine Lacke am Fussboden - Salzwasser. Da war gestern Abend schon eine - sie dachte von einer Welle, die bei der Dachluke ein wenig hereingespritzt hat. Nun aber wird sie misstrauisch und öffnet ein Bodenbrett zur Bilge - BÖSE ÜBERRASCHUNG - wir haben viel Wasser in der Bilge - Salzwasser. Sinken wir??

Ich werfe die elektrische Bilgepumpe an und pumpe auch mit der Handbilgepumpe, sodass wir in 5 Minuten geschätzte 70 Liter und damit das schlimmste abgepumpt haben. Dann schöpfe ich den Rest aus. Wir sinken also - noch - nicht. Wo kommt das Wasser her? Die Borddurchlässe in Bad und Küche sind dicht, also muss ich in den Motorraum. Ich überprüfe zunächst den Kühlwasserkreislauf, der über die Impellerpumpe das Kühlwasser im Wärmetauscher und dadurch den Motor kühlt. Und dort finde ich einen lecken Schlauch.


Er liegt über der Welle, die durch die Rotation den Schlauch durchgerieben hat. Jetzt bin ich schon sehr erleichtert. Die Ursache eines Problems zu finden ist bereits die halbe Lösung. Ich finde im Ersatzschlauchfundus einen passenden Schlauch und tausche den lecken aus; nun liegt der Schlauch unter der Welle, wo er hingehört und die Welle so nicht mehr berühren kann. Offenbar habe ich den Schlauch bei der letzten Motorreparatur falsch wieder eingebaut - jetzt liegt er richtig. In der heftigen Schaukelei, in der ich die Reparatur durchführen muss, passieren natürlich auch Kollateralschäden - eh klar - ich muss bei nächster Gelegenheit die Scharniere des Bodenbretts über der Bilge erneuern; die sind mir abgerissen, als ich in einer Welle daraufgefallen bin.

Zwei Stunden nach fertiger Reparatur überprüfe ich nochmals die Bilge - kein neues Wasser drin - alles gut! Das ist ja nochmals gut gegangen.

Am Abend empfangen wir österreichisches Radio Ö1, das 7:00 Uhr Morgenjournal, auf 6155 kHz. Sehr nett. Ich musss auch den Motor zum Laden starten. Mangels ausreichender Sonne müssen wir Strom machen. So wird es Nacht und Martina übernimmt wieder die erste Wache.

Um 21:00 Uhr werde ich durch einen Knall und Martinas Rufen geweckt - SQUALL!! Ich schieße hinaus - die ausgebaumte Genua schlägt im Wind - Spinnakerbaum gebrochen. Das kennen wir ja bereits von unserer Pazifiküberquerung, dort ist uns der andere Baum gebrochen. Also alles abbauen, sichern und wir segeln nun zunächst mit der Genua auf der anderen Seite samt Großsegel, und dals der Wind zu sehr achterlich dreht, nehme ich in den frühen Morgenstunden das Großsegel weg und wir schaukeln nur unter Genua nunmehr langsamer weiter nach Westen.



Sonst ist eh nichts passiert...

Unsere Position am 22.04.2017 um 16:00 UTC: 17°46´S 160°39´W, Wir schwimmen noch!



Freitag, 21. April 2017

BESONDERHEITEN AUF DEM WEG NACH WESTEN

Florian

Die Squalls nehmen ab und damit auch der Wind, er bläst aber noch immer ausreichend wenngleich zu sehr aus Norden. Ich rolle daher die Fock an Steuerbord weg, damit die Genua an Backbord im Wind steht. So sind wir zwar einen Koten langsamer, können aber mit 5 Knoten unseren Kurs halten. Ja unser Kurs: wir haben ein neues Ziel - NIUE. Das liegt am Weg nach Vava´U/Tongan und ist am nächsten - "nur" noch 700 sm. Daher segeln wir nun Kurs 261° (wahr) nach Westen.

Und auf dem Weg dahin werden wir den Breitengrad 167° West überqueren. Wir sind in Lignano auf 13° Ost gestartet - also dann 180° entfernt oder genau gegenüber auf unserer Erde - womit es dann doch sehr wahrscheinlich ist, dass die Erde eine rund ist (wissen werden wir es natürlich erst, wenn wir rundumadum sind).

Und irgendwo solten wir auch die Datumsgrenze überqueren. Dann sind wir nicht 12 Stunden hinter Österreich sondern "verlieren" von einer Sekunde auf die nächste den einen Tag, den wir in den letzten 4 Jahren gewonnen haben und haben den nächsten Tag - und sind dann 12 Stunden vor Österreich oder doch nur 11?) - ich bin schon gespannt. Ob das vor oder erst nach Niue sein wird, wissen wir nicht genau.

Bei uns an Bord ist alles o.k.. Martinas Seekrankheit nimmt langsam ab, es stellt sich Transitbordleben ein - Lesen, Schlafen, Film schauen, Essen zubereiten - jede Bewegung an Bord ist mühsam im rollenden Schiff. Die Nacht auf den 21.04. verläuft problemlos. Der Wind legt wieder zu, dreht östlicher, ich kann die Fock wieder ausrollen und wir sind wieder 6 Knoten schnell unterwegs.

Position 21.04.2017 um 06:00 Uhr, 17°17´S 158°18´W, etmal 134 sm, ESPERANZA ist brav, alles ist o.k.."

Donnerstag, 20. April 2017

NACH WESTEN

Florian

Der Wind passt, also gehts los. Auf der Funkrunde fragt man uns nach unserem Ziel. Wir wissen es nicht, hängt vom Wind ab; zwischen Suwarow (570sm), Amerikanisch Samoa (900sm), Niuatoputapu/Tonga (1150sm), Vavau (1100sm) und Niue (900sm) ist alles möglich.

Von unseren Freunden auf Maupihaa bekommen wir zum Abschied Papaya geschenkt und ich gehe noch unter Hios Anleitung ein großes Palmenherz schneiden.





Um 9:30 Uhr gehen wir am 19.04.2017 Anker auf, und der ist nicht einmal verhängt - fängt gut an. Im Pass haben wir 3-4 Knoten auslaufende Strömung, zischen also mit 8-9 Knoten hinaus - kein Problem.

Draußen setze ich die Vorsegel auf Butterfly ausgebaumt, der Wind kommt genau aus Osten und wir wollen genau nach Westen.

Durch den Kurs schaukelt es uns ordentlich durch und Martina ist trotz Seekrankheitspflaster hauptsächlich liegend unterwegs. Ich darf mich daher wieder als Koch betätigen und wärme die von Martina vorgekochten Linsen mit Knödel auf, dann gehts in unsere erste Nacht. Es dauert nicht lange und der erste Squall kommt daher, Winddrehung um 30 Grad inklusive. Und so geht es die ganze Nacht. Jede Stunde ein Squall von ca. 30 Minuten, bei dem wir sorgfältg steuern müssen, um vor dem Wind zu bleiben, denn der Wind frischt in so einem Squall von 10-20 Knoten auf 20-30 Knoten auf und dreht um bis zu 40 Grad von Ost nach Nordost - ein Balanceakt, von Schlaf keine Spur. Dafür sind wir schnell und wackeln uns mit guten 6 Knoten nach Westen. Irgendwann ist auch die erste Nacht vorbei, ich habe maximal 2 Stunden geschlafen - na das fängt weniger gut an.

Unsere Position am 20.04. um 18:00 Uhr UTC (06:00 Uhr Ortszeit) 16° 57´S 156°02´W, müde aber alles o.k..


Montag, 17. April 2017

GOURMEEATOLL MAUPELLIA

Martina

Meine Vorstellungen von der Essensvielfalt auf einem entlegenen Atoll wie diesem hat nichts mit der Realität zu tun. Ich dachte immer, dass sich die Menschen hier nur von Reis und Fisch ernähren. Ich wurde glücklicherweise eines Besseren belehrt.
Die Polynesier verwenden viele ihrer Bäume, Sträucher, Blüten und Blätter, und stellen sich ihre Naturmedizin her. Weiters verarbeiten sie zB das weiche Kokosfleisch der Trinknüsse zu einer Art Kokoskäse und pürieren diesen dann zu einer herrlich nach Gorgonzola schmeckenden Sauce für ihre Maniokwurzeln.
Florian lernt, welche und wie man eine Palme umschneidet, um zu dem zart schmeckenden Palmenherz zu kommen.
Den täglich frisch gefangenen Fisch gibt es gebraten, gekocht oder gegrillt. Hio holt sich Langusten wann immer er will frisch vom Riff. Riesige Kokoskrabben fängt Hio mit Florian in der Dunkelheit aus dem Kokoswald gleich hinter seiner Hütte. Die Kokoskrabbe ist eine wahre Delikatesse. Florian meint zwar am Anfang, dass diese Krabben aufgrund des spinnenähnlichen Aussehens und der Größe zu seinem Fleisch gewordenem Albtraum gehören, aber er lernt rasch wie man sie fangen und richtig halten kann. Die Zangen dieser Ungetüme sind nicht ungefährlich, denn sie können mit ihren Werkzeugen sogar braune schwere  Kokosnüsse aufheben und immer wieder zu Boden fallen lassen bis sie zerbrechen, um dann an das Kokosfleisch zu kommen, von dem sie sich hauptsächlich ernähren.
Faimanu und Karina kochen für uns Fisch, zwei Kokoskrabben, Maniok, Kokoskäse, Palmenherzensalat und als Nachspeise bekommen wir noch herrlichen Papayafruchtsalat. Wir schmausen gemeinsam und lehren ihnen zu sagen: "Das ist unglaublich gut!"


Faimanu hat mir ihr Leid geklagt, dass sie keinen guten Kuchen backen kann und dass sie auch kein Kuchenrezept hat. Ich lade die beiden Schwestern auf die Esperanza zum Kuchenbacken ein. Da ich nur wenige Eier habe, bitte ich sie 4 Eier mitzubringen.
Hio und Florian gehen Austern tauchen, und ich backe mit den beiden Frauen einen Mohnbecherkuchen, den sie leicht und mit vielen anderen Zutaten nachbacken können. Faimanu gibt mir die Eier und sagt: " Ich habe keine Hühnereier gefunden, deshalb habe ich Fregattvogeleier mitgebracht!" Leicht irritiert betrachte ich die weißen Eier, kann aber von außen keinen Unterschied zu Hühnereiern erkennen. Sobald sie geöffnet und in Eiklar und Dotter getrennt sind, sieht man einen deutlichen Unterschied. Fregattvogeleier haben einen dunkelorangfarbigen Dotter, das Eiklar schaut aus wie bei Hühnereiern. Ich bin froh, dass in keinem der Eier ein Vogel zu finden ist, und so können wir beginnen einen ganz normalen Kuchen zu backen.
Karina schreibt das Rezept auf, während Faimanu mixt und rührt.


Das Ergebnis ist ein wunderbar flaumiger Mohnkuchen. Wir drei und die beiden Männer sind vom Kuchen begeistert. Faimanu überlässt mir im Anschluss die restlichen 5 Fregattvogeleier.
Ein weiterer Unterschied zu Hühnereiern ist, dass das Eiklar, wenn man die Eier kocht, durchsichtig bleibt. Der Geschmack ist zu einem Hühnerei identisch, wobei es für uns doch eigenartig ist ein Fregattvogelei zum Frühstück zu essen.


Sonntag, 16. April 2017

OSTERN

Florian

Ostern ist auf Maupihaa kein Thema. Sämtliche Bewohner von Maupihaa, die wir kennen lernen, sind Sieben-Tage-Adventisten. Samstag ist Feiertag, Sonntag wird gearbeitet und Christliche Feste, wie wir sie kennen - Weihnachten, Ostern, Pfingsten - feiert man nicht. Also fällt Ostersonntag, Ostereiersuchen und Eierpecken dieses Jahr ins Wasser.

Dafür  versuche ich mich erstmals an einem Va´a - einem Auslegerkanu; Hio hat eines. Es ist sehr leicht - etwa 16 Kilo - und läßt sich spielend leicht paddeln. Man steigt von der Auslegerseite (Backbord) ein, damit man nicht umfällt und paddelt abwechselnd ein paar Schläge rechts und dann wieder links, um geradeaus zu fahren. Es ist wunderbar, so völlig leise und schnell durch das Atoll zu gleiten!

Da Samstag nicht gearbeitet wird, besucht Hio am Freitag Abend und am Samstag die Nachbarn und kommt danach jeweils mit einem ordentlichen Rausch zurück. Die Männer hier trinken am Wochenende gerne ihr selbstgebrautes "Polynesisches Bier"; eine vergorene Wasser, Zucker Hefe-Mischung mit geschätzten 15-20 % Alkohol. Wir verabschieden uns daraufhin immer eher rasch auf die ESPERANZA. Vor betrunkenen Polynesieren hat man uns oft genug gewarnt.

Am Sonntag - Ostersonntag - gehe ich mit Hio harpunieren. Wir tuckern mit seinem Boot zu einem schönen Korallengarten nahe dem Außenriff mit starker Strömung. Man muss sich mit einer Hand an Korallen festhalten und mit der anderen die Harpune kontrollieren - nicht einfach. Trifft man einen Fisch, muss man diesen rasch aus dem Wasser halten, denn sonst holen ihn sich die Haie. Hio hat einen schwimmenden Bottich mit, ich bleibe in der Nähe des Bootes, um die Fische rasch abzulegen. Nach einer halben Stunde habe ich einen Fisch gefangen - Hio etwa 10; neidlos anerkenne ich seine besseren Qualitäten als Fischer.

Am Abend haben wir daher ein hervorragendes Fischessen - Poison Cru, also roher Fisch in Kokosmilch, dazu gegrillter Fisch, dazu in Mehl herausgebratener Fisch und schließlich noch gekochter Fisch - dazu Reis. Ciguaterra gibt es laut Hio hier nicht - wir wollen ihm glauben. Als Nachspeise hat Martina noch Chia-Schokopudding mit Bananen mitgebracht. Nachdem wir alle sehr, sehr satt sind, schlägt Hio vor wir könnten eine Kokosnusskrabbe fangen. Das muss er mir nicht zweimal sagen. Hio stapft durch das eher unwegsame Gelände mit starker Taschenlampe voraus - barfuss - ich folge ihm - in Badeschlapfen. Er sucht große Löcher - die Behausungen dieser Riesenkrabben. So ein Loch hat beim Eingang einen etwa 50 cm breiten Trichter und die Krabben sind in der Nacht in der Nähe auf Nahrungssuche - nach Kokosnüssen, die sie mit ihren starken Zangen aufbeissen. Nach etwa 15 Minuten hat Hio ein großes Exemplar gesichtet - Durchmesser von Bein zu Bein etwa 50 cm, Rumpfdurchmesser etwa 20 cm, dicker leuchtend roter oder blauer Panzer, zwei massive Zangen - sie sieht aus wie eine gepanzerte Riesenspinne - mein lebendig gewordener Albtraum!! Geschickt und entspannt schnappt Hio die Krabbe am Rücken, drückt ihr die beiden langen Vorderbeine nach vorne und hält sie so in sicherem Abstand zu den gefährlichen Zangen fest.


Wir marschieren zurück durch das Dickicht und sehen noch einige andere kleine Exemplare dieser Krabben. Das wäre ein perfektes Setting für einen Horrorfilm. Gefangen und gegessen werden nur die Männchen - die Weibchen erhält man zwecks Fortpflanzung, damit man sie auf der Inseln nicht ausrottet.


Als wir zum Haus zurückkommen, ist Karinha auch bereits da - sie hat gleich zwei dieser unglaublichen Tiere gefangen. Morgen bekommen wir also DIE Delikatesse der Insel zu essen - wir sind gespannt.

p.s.: KORREKTUR: Das Tamanuöl, das Martina zubereitet hat, ist nicht vergleichbar mit jenem vom Markt in Papeete. Martina hat Kokosnussöl mit ein wenig Tamanu zubereitet, in Papeete haben wir 100 % Tamanuöl um EUR 42,00 der halbe Liter gekauft.

Freitag, 14. April 2017

ALLTAG IN MAUPIHAA

Florian

Ich nehme die Flex mit an Land und schleife alles, was so zu schleifen ist - allem voran das Werkzeug von Faimanu und Karinha für ihre Koprabewirtschaftung: Macheten, Hacken, Kopramesser (Pa´aro) und ein starker Ast mit einer Art Nagel daran, den ich zuspitze (damit werden die Kokosnüsse vom Boden aufgesammelt). Faimanu und Karinha testen die neuen scharfen Werkzeuge und bedanken sich mit einem breiten Lächeln - funktionieren nun viel, viel besser!


Das Wetter hat sich beruhigt und es herrscht sonnige Windstille. Hio und ich gehen seine Austern retten. Mit Säcken tauchen wir an den Leinen entlang - maximale Tiefe 32 m - schneiden die bereits großen Austern von den Schnüren, legen sie in die Säcke und bringen sie zum Boot. Maximal 15 Austern schafft man mit einer Fuhre, dann werden die Säcke zu schwer. 2 Tauchgänge unternehmen wir, dann ist die Luft in den Pressluftflaschen zu Ende und wir tuckern mit 50 Austern zurück. Hio wird die Austern nun säubern und die Perlenrohlinge in die Austern "hineinoperieren", diesen chirurgischen Eingriff nennt man in französisch Polynesien "greffée". Mit unserem Trauchkompressor kann ich unsere Tauchflaschen wieder füllen - für Hio natürlich eine große Hilfe.

Nach getaner Arbeit packe ich meine Laufschuhe und möchte ans Südende der Insel. Als die Straße nach 7 km zu Ende ist, liegt noch Insel vor mir, also arbeite ich mich über den Strand und dann durch das Dickicht bis ans Südzipfel der Insel weiter; das ist Schwerstarbeit in der hüfthohen Botanik, aber irgendwie komme ich doch durch und stehe schließlich am südöstlichen Außenriff. Von dort laufe ich über das Riff zurück nach Norden und sehe dabei viele große Kaurischnecken, allerdings bereits stark abgescheuert - egal, ich kann sie beim Laufen eh nicht mitnehmen. Schließlich finde ich einen Weg, der mich quer über die Insel zurück zur Straße bringt und laufe wieder nach Norden. Ich bin schon sehr müde und erbitte mir bei einem Haus eine grüne Kokostrinknuss, die mir mit einem Lächeln gerne gegeben wird. Vom Kokoswasser erfrischt schaffe ich nun die letzten 4 km zurück zum Haus von Faimanu und Karinha. Das Bad im Meer nach 2 Stunden Expedition ist göttlich!

Ich habe mein Klavier mitgebracht und trotz meiner müden Beine gibt es ein kleines "Klavierkonzert" - das erste Klavierkonzert überhaupt auf und in der Geschicht von Maupihaa. Faimanu und Karinha ist zunächst neugierig, verlieren aber rasch ihr Interesse am Klavier - das ist dann doch zu Anders für sie; Gitarre und Ukulele kommt besser an.


Donnerstag, 13. April 2017

KOKOSÖL

11./12.04.2017

Martina

Schon am ersten Tag hat mir Faimanu angeboten, dass sie mir zeigen kann wie man Kokosöl herstellt. Nachdem es jetzt schon seit zwei Tagen regnet und sie kein Kopra machen können, hat sie Zeit. Wir verabreden uns für 11 Uhr zur Kokosölherstellung, und ich brauche nichts mitzunehmen, denn wir benötigen nur Kokosnüsse.

Bei meiner Ankunft hat sie schon 10 reife und geschälte Kokosnüsse in der von der französischen Segelyacht Colibri aus Maupiti frisch angelieferten Scheibtruhe liegen.


Mit der Machete in der einen und der Kokosnuss in der anderen Hand schlägt sie mit wenigen exakt platzierten Schlägen die Kokosnüsse auf. Das Kokoswasser läßt sie ausrinnen. Wie wir schon seit der Karibik wissen, trinken die Einheimischen dieses Kokoswasser nicht. Sie trinken alle nur das Kokoswasser der grünen Kokosnüsse, und wundern sich, dass wir das Kokoswasser der reifen, braunen Nüsse gerne trinken. Sie kann mir auch nicht erklären warum sie das reife Kokoswasser nicht trinken. Ich finde es viel gehaltvoller und intensiver im Geschmack und bin widerum kein Freund der grünen Trinknüsse.
Aufgrund meines immer wieder schmerzenden Ellbogens übernimmt sie das Raspeln des Kokosfleisches und ich übernehme das Ausdrücken der Kokosmilch. Am Ende haben wir ungefähr 2 Liter herrlich frische Kokosmilch.
Jetzt machen wir in der Außenküche in einem alten Ölfass Feuer mit Kokosnusschalen. Darauf liegt ein massives verkohltes Eisenelement das als Kochrost dient, auf dem wir einen dick verkohlten Eisentopf mit der Kokosmilch stellen. Schon nach kürzester Zeit beginnt die Milch zu kochen. Das ist der Moment, in dem mir Faimanu einen langen, schräg angeschnittenen Palmenblattstrunk zum Umrühren in die Hand drückt.


Jetzt muss permanent gerührt werden. Sie kontrolliert ständig das Feuer, legt Kokosnusschalen nach, und löscht mit bereitstehendem Regenwasser in Kokosnusschalen Flammen, wenn es zu stark kocht. Es blubbert und brodelt wie in einer Hexenküche, und Faimanu sagt immer wieder: "Looks good"!
Nach etwa 30 Minuten Rühren verändert sich die leicht eingedickte Masse und ich kann die ersten Ölspuren am Topfrand erkennen. Die Masse verändert ihre Farbe von weiß in braungrün und es scheint, als würde die Milch jetzt ausflocken. Faimanu ist zufrieden und meint nur, alles ok, weiter rühren! Mit dem Palmenkochlöffel kann ich weit genug vom Feuer stehen, aber mit der Zeit wird das Rühren ganz schön anstrengend.
Nach ca. 45 Minuten hat sich die Masse um 2/3 verringert und wir haben Öl und einen hellbraunen "Gatsch" im Öl schwimmen.



Jetzt nimmt Faimanu den Topf vom Feuer und stellt ihn auf den Gasherd, weil sie hier die Temperatur besser regeln kann. Nach weiteren 15 Minuten am Gasherd ist der im Öl schwimmende Gatsch knusprig und braun geworden und das Öl ist fertig. Den Großteil des Kokosöls gießen wir in eine Schale zum Auskühlen.

In einen kleinen Teil mischen wir von mir gesammelten Tamanunüsse, die ich geschält und gerieben habe. Wir kochen diese Masse unter ständigem Rühren noch weitere 15 Minuten und jetzt habe ich mein eigenes Tamanuöl. Tamanuöl ist ein traditionelles Universalhautheilmittel der Polynesier: hilft bei Sonnenbrand, Akne, Neurodermitis, Nagelpilz oder einfach zur Hautpflege. Am Markt in Papeete kostet so ein halber Liter umgerechnet EUR 42,00 - ich kann es nun selbst herstellen.

IST DAS NICHT GENIAL - ICH FINDE DAS TOLL!!"

Dienstag, 11. April 2017

KOPRA KOOPERATIVE MAUPIHAA

Florian

Am ersten Abend gab es Langusten bei Hio und seinen Schwester Faimanu und Karinha, gestern Abend waren wir bei seinem Onkel Harry und seiner Frau Norma eingeladen und es gab - jawohl - Langusten, aber auch Schildkrötensteaks; gegrilltes Schildkrötenfleisch, das anschließend in eine Art Barbecuesauce eingelegt wird - schmeckt hervorragend, ein wenig nach Beef Jerky, die getrockneten amerikanischen Rindfleischstreifen.




Es war ein wunderbarer Abend, der Esstisch direkt am Strand. Wir durften auch polynesisches Bier kosten - ein vergorenes Getränkt aus Wasser, Zucker und Hefe - geschätzte 20 % Alkoholgehalt. Und wir wurden zum Frühstück heute Morgen eingeladen. Um 8 Uhr kommen wir bei Harry an und es gibt - jawohl - Langusten und Schildkrötenfleisch, aber auch Bananenmarmelade und frische Papaya aus dem Garten und Pomelos aus Maupiti.


Harry erklärt mir die Organisationsstruktur von Maupihaa. Die Kopragewinnung liegt in den Händen einer Kooperative aus Maupiti und nur Bewohner von Maupiti dürfen daran teilnehmen. Präsident der Kooperative ist Marcello der Vater der drei Geschwister Hio, Faimanu und Karinha, also der Bruder von Harry. Man bezahlt 5000 polynesische Francs für ein Jahr und erhält eine Parzelle zur Koprabewirtschaftung zugeteilt. Die Parzelle umfasst eine Strandlänge von 200 m im Atoll und geht bis ans Außenriff; es gibt 95 Parzellen. Eine Parzelle erwirtschaftet durchschnittlich 1-2 Tonnen Kopra pro Monat. Die Kopra wird vom Regierungsschiff abgeholt und nach Tahiti zur Koprapresse gebracht, die ebenfalls von einer Kooperative der Inseln betrieben wird. 140 polynesische Francs wird für ein Kilo Kopra erster Qualität bezahlt, 50 Cent für 2. Klasse - macht also pro Parzelle umgerechnet etwa 1.000 - 2.000 EURO pro Monat. Wer in Maupiti also arbeiten will, der hat jedenfalls Arbeit und ein Einkommen auf Maupihaa.

Harry muss nach dem Frühstück die am Freitag gesammelten Kokosnüsse ausschälen - die Kopra, also das Kokosfleisch, aus den Schalen herauslösen. Er hat die Kokosnüsse noch am Freitag gespalten, die nun bis heute trocknen konnten, sodass sich die Kopra leichter herauslösen lässt. Ich zeige Harry mein Kopramesser, das mir Martina in Tikehau gekauft hat und fordere ihn zu einem Wettbewerb im Kopraauslösen heraus, so wie ich es bein Heiva in Tahit gesehen habe. Er nimmmt lächelnd an - der Verlierer bekommt heute kein Abendessen. Ich meine noch, der Bewerb ist ein wenig unfair, da er ja bereits alt sei, aber da ist er mit lautem Lachen bereits emsig am Werk. Die Kopra ist schimmmelig und voller Ameisen. Das Herausschälen ist eine Technik- aber auch eine Kraftfrage. Man muss mit dem löffelförmigen Kopramesser die Kopra herausschneiden/löffeln. Manche kann man in einem Stück erwischen, andere muss man mühsam in Stückwerk herausarbeten.


Nach 10 Minuten sind wir fertig - in Summe etwa 50 Kilo Kopra, das nun zum Waschen, und zum Schutz vor Ungeziefer bei längerer Lagerung, einen Tag ins Salzwasser gelegt wird, bevor es zumindest 4 Tage zum Trocknen ausgelegt wird.




In einer Woche ist das Kopra von der Kokosnusspalme fertig im Lagerraum. Arbeitsaufwand - geschätzt maximal 2 Stunden täglich (Samstag wird nicht gearbeitet), das entspricht nach Adam Riese also einem Stundenlohn von irgendwo zwischen 25 - 50 EURO. Nicht schlecht!

Die beiden schweizer Kats verabschieden sich mit dem aufkommenden Nordwind nach Osten, wir bleiben bis wir wieder ordentlichen Ostwind haben - derzeit noch nichts in Sicht; vielleicht werde ich ja Koprafarmer.