Samstag, 30. November 2013

SANTO ANTAO - Cova Krater

 Florian:

Der Wind weckt uns in der Früh. Über Nacht ist der Wind vorübergehend zurück gekommen. Die Fischer in Punta do Sol können nur bei Ebbe und ruhigem Wasser in den kleinen Hafen einlaufen – es ist ein schwieriges Anlanden. Vor uns entladen sie große Fische, zerteilen sie auch gleich am Hafenbecken und verkaufen sie vor Ort.
Das Aluguer bringt uns nach Passagem, dem Ort mitten im Ribeira do Paúl, dem fruchtbarsten Tal der Kap Verden. Um 10:00 Uhr beginnen wir unsere Wanderung bergauf (um Martinas Knie zu schonen, gehen wir nicht bergab, wie alle anderen Wanderer). Hier ist wirklich tropische Vegetation – eine andere Welt. Bananen, Papaya und überall in Blüte stehndes Zuckerrohr das im Tal und an den steilen Bergwänden auf Terrassen angebaut wird.





Wir machen Rast im O Currral bei Alfred Mandl, einem Aussteiger aus St.Pölten. Er hat hier mit seiner Frau Christine einen Biobauernhof samt Imbissstube und Schnapsbrennerei aufgebaut; er brennt den besten Grogue auf den Kap Verden; seine Edelmarke hat ca. 91 % Alkohol  - eine kleine Flasche davon geht in unsere Bordapotheke.



Dann geht es weiter die steile Bergstraße hinauf bis diese zu einem gepflasterten Weg reduziert. Die Serpentinen werden enger und steiler; es geht durch Zuckerrohrfelder, Gemüsegärten – alles auf Terrassen und durch kunstvoll errichtete Bewässerungskanäle bewässert. 



Ich reduziere das Tempo, da meine Eltern 78 und 79 Jahre alt schon ein wenig blass aussehen; auch bekommt Martina einen Rucksack und ich hänge mir deren zweiten Rucksack vorne  um, sodass sie sich nur noch selbst den steilen Weg hinaufbringen müssen. Zuletzt geht es dann durch eine praktisch senkrechte Felswand, in die der Weg eingekerbt ist. Das Panorama ist atemberaubend, der Steig atemraubend. 





Und dann nach ca. 900 Höhenmetern um 14:30 Uhr sind wir oben am Kraterrand des eingestürzten Cova Kraters. Er misst ca. 1 km im Durchmesser und auf seinem ebenen Talboden (wir müssen ca. 100m absteigen) – sind die fruchtbarsten Felder; jeder Quadratmeter wird genutzt.


Auf der gegenüberliegenden Seite treffen wir wieder auf die alte Bergstraße, auf der wir gestern nach Ponta do Sol gefahren sind. Ein Aluguer ist rasch gefunden. Es bleibt mehrfach stehen und nimmt Fahrgäste samt Säcken mit Gemüse auf, sodass letztendlich alle Gemüsesäcke auf das Dach des Pick Up umgeladen werden und 11 Personen auf der mit zwei Bänken versehenen Ladefläche eng gedrängt sitzen; drei Personen sind im Fahrgastraum vorne – wir sind voll; hoffentlich halten die Bremsen denke ich bei der spektakulären Abfahrt zurück nach Porto Novo.


Diesmal fährt die Fähre nicht um 18:30 Uhr, wie am offiziellen Fahrplan ersichtlich, sondern um 18:00 Uhr. Die Rückfahrt ist ein wenig wackeliger als gestern, aber dennoch problemlos. Es war einen wunderbare Wanderung – wer die Kap Verden besucht, sollte dieses absolute Highlight dieser Inselgruppe nicht auslassen.

Und jetzt befällt uns ein leicht flaues Gefühl in der Magengegend. Der Count Down für unsere Atlantiküberquerung hat ab sofort begonnen.

Freitag, 29. November 2013

SANTO ANTAO

Florian:

Santo Antao ist die Nachbarinsel von San Vicente. Ein 9 sm breiter Kanal – gefürchtet für seine starken Böen - trennt diese Insel von Mindelo. Die Fähre kostet EUR 8,00 pro Person und Strecke. Um 8 Uhr soll die Fähre ablegen, um 7:30  Uhr muss man an Bord sein; um 7:45 Uhr legt die Fähre tatsächlich ab. Gleich beim Einsteigen erhält man Plastiksackerln – falls einen die Seekrankheit überkommen sollte.



Drüben in Porto Novo angekommen organisiere ich ein Taxi, das uns die alte Bergstraße hinüber nach Ponta do Sol bringen soll. Es ist eine spektakuläre Fahrt über die alte Kopfsteinplasterstraße. Zunächst hinauf auf über 1000m. Die Vegetation nimmt zu, bis oben Föhren wachsen und alles grün wird. Dann geht es noch spektakulärer an schroffen Felswänden entlang hinunter auf die Nordseite. Der Nordost Passat lädt hier seine Feuchtigkeit ab, daher ist die Nordseite von Santo Antao die fruchtbarste Gegend auf den Kap Verden. Bei diesen wunderbaren Straße und Wegen denke ich nur - „Mountainbike Paradies“.


In Ponta do Sol suchen wir uns ein nettes Quartier direkt an der Uferpromenade mit Balkon. Am winzigen Fischerhafen kommen gerade die Fischer herein. Sie können den Hafen nur bei Ebbe und ruhiger See nutzen; das Anlanden ist abenteuerlich; sämtliche Fischerboote müssen an Land gezogen werden. Die gefangenen Fische werden direkt am Hafen zerteilt und verkauft – frischeren Fisch gibt es nicht.
















Nach einer kleinen Stärkung wandern wir die alte Küstenstraße, die an den Fels „angeklebt“ ist eine Stunde nach Fontainhas. Auch wieder eine spektakuläre ziemlich verfallene Straße (auch perfekt zum Mountainbiken). Fontainhas ist an die Felswände geklebt; kleine bunte Häuser. Viele Kinder überholen uns – es ist Freitag offenbar geht’s nach Hause (dass sie diesen Weg täglich hin und retour gehen, können wir uns nur schwer vorstellen).



Wir genießen die Aussicht und wandern wieder zurück. Vorbei an diesem eigenartigen Bauwerk – unser „Rätsel für euch“ 

Was ist das??

Nach unserer Rückkehr im Quartier verwöhnen wir uns noch mit einem netten Abendessen in einem kleinen Restaurant mitten an der Uferpromenade. Die abschließenden Digestive - gemixt aus örtlichem Grogue (= Kap Verde Zuckerrohrschnaps) – waren so stark, dass wir sie alle mit Wasser zumindest verdoppeln mussten, um sie trinken zu können.






Mittwoch, 27. November 2013

SAN PEDRO

Florian:

Nach einigen Arbeiten am Schiff - ich habe beim Ruder vom Autopilot ein neues Lager unter Wasser eingebaut - wollten wir einen kleinen Ausflug machen. San Pedro bot sich an, ca. 15 Km von Mindelo entfernt am Westufer von San Vincente.
Der Flughafen von San Vincente nennt sich "San Pedro", da er in San Pedro liegt. Ich nehme an es ist weltweit die ärmste Ortschaft mit internationalem Flughafen.


Uns wurde der Strand von San Pedro als besonders schön empfohlen - und das ist er auch. Und gleich hinter dem Strand liegt - unerwartet - eine kleine Ferienanlage (für Kap Verdische Verhältnisse groß) mit Surf - und Tauchschule und dahinter ein nettes kleines Lokal (Sta. Andre), von einem Franzosen geführt - das Essen war auch ein wenig anders als sonst, besser würde ich aber nicht sagen; ein wenig teurer aber auf jeden Fall.



Nach dem Mittagessen gingen wir im heute ruhigen Wasser baden - die Strömung war dennoch nicht zu unterschätzen. Einheimische gehen hier allerdings nicht schwimmen, da sie Angst vor den Wellen haben.


Danach schlenderten wir den Strand entlang nach Downtown San Pedro. Beschreibung schwierig - Fotos sagen mehr als tausend Worte - jedenfalls abenteuerlich und sehenswert.



Und unser Aluguer (Sammeltaxi) wartete bei Sonnenuntergang sogar schon auf uns. 4 Europäer sind halt doch eine lukrative Fuhre (auch wenn diese nur 100 ECV also ca. EUR 1,00 pro Person und Weg gekostet hat).


Dienstag, 26. November 2013

FRÜHE WEIHNACHTEN

Florian:

Heute sind meine Eltern zu Besuch gekommen. Um 10:28 schwebte die Maschine der Portugiesischen Fluglinie von Südwesten kommend über das Meer auf den kleinen Flughafen von San Pedro/San Vincente herein. Es war wunderbar sie nach mehreren Monaten wieder in die Arme schließen zu können.


Und sie haben uns viele Dinge mitgebracht. Einerseits Sachen, um die wir gebeten haben.
Etwa einen Alpha-Tube W-Lan Verstärker, damit wir die W-Lan Signale weiter empfangen können und auch vor Anker leichter einen Internetzugang finden.


Ein Waschbrett – das hat sich Martina gewünscht – jetzt haben wir also auch eine „Waschmaschine“ an Bord. 

Aktuelle Zeitungen – immer spannend zu sehen, worüber Österreich derzeit spricht.Oder und insbesondere ein Speziallager für unser Hilfsruder (also das kleine Ruder vom Autopilot, das am großen Ruder hinten dran ist und mit dem wir 99 % steuern). Das hat in der unteren Metallaufnahme geschlagen – jetzt wird es in einer Spezialhülse aus einem Spezialkunststoff, der kein Wasser aufnimmt geführt.
Und ganz wichtig – hervorragenden Speck aus Annaberg.

Und viele andere Geschenke, um die wir nicht gebeten haben, die uns daher umso mehr erfreuen: Ohne darum ersucht zu haben, habe ich viel Schokolade bekommen und Wein aus Österreich. Das sollte die bevorstehende Überfahrt erheblich erleichtern.
Es war wie vorzeitiges Weihnachten. Ja und Weihnachtsgeschenke waren auch schon dabei – und ein selbstgebastelter Adventkalender und ein Adventkranz und selbstgebackene Weihnachtskekse von Martinas Mama und ein tolles Fotobuch unserer Familienurlaube. Damit wird womöglich doch irgendwann weihnachtliche Stimmung aufkommen; bin schon gespannt ob das bei Sonne und Strand möglich ist. Ich habe noch nie Weihnachten ohne Kälte und Schnee erlebt (aber ich bin ja auch noch ziemlich jung).


Vielen, vielen Dank an alle, die uns Dinge geschickt haben. Ihr werdet nun mit uns über den Atlantik segeln. Und meine Eltern  haben nun einen leeren Koffer zu viel.

Montag, 25. November 2013

ABSCHIED

Meine Lieben,
wir freuen uns über jeden Kommentar und würden ihn auch gerne richtig zuordnen können.
Wenn es für euch möglich ist, bitte zumindest beim ersten Kommentar den Namen ausschreiben, dann wissen wir genau wer an uns denkt. D A N K E

Wer ist R&R aus Wien - ich kenne R&R aber aus Weiden - richtig?
Gabi`s kennen wir einige?

Heute haben wir Schweizer Freunde, die wir schon seit Gibraltar kennen verabschiedet. Sie sind nach Antigua aufgebrochen, ja und da wird einem gleich ganz Anders. Es wurde uns mit einem riesen Schritt bewusst, dass wir auch bald da hinaus fahren ins große blaue Nichts. Aber noch versuche ich mich abzulenken, denn ich möchte die nächsten Tage noch gut schlafen, vielleicht kann man ja doch ein bißchen vorschlafen :-)


Wir haben uns mit Doris und Rüdi eine Funkfrequenz und eine Zeit ausgemacht, wo wir täglich versuchen werden Kontakt aufzunehmen. Das ist speziell für die die unterwegs sind ein sehr schönes Gefühl und immer ein High light des Tages, wenn man mit anderen Seglern sprechen kann, möglicherweise eine aktuelle Wetterauskunft bekommt, oder einfach nur eine seelische Unterstützung zu erhalten.


Heute haben wir die restlichen Arbeiten abgeschlossen, morgen bekommen wir Besuch, und dann geht`s ins große Finale. Abfahrt ist um den 6.12. geplant. Ab 1.Dezember werden wir die Wettervorhersage täglich genau inspizieren, und je nach dem was das Wetter sagt, wird sich dann der wirkliche Abfahrtstermin ergeben.
Viele Fragen ob wir uns während der Überfahrt melden werden: Ja, Florian wird versuchen täglich über Funk ein Mail an Roman zu schicken, und der stellt die Info dann auf unseren Blog. Ihr könnt dann wieder über die Iridium homepage ein gratis SMS schicken. Ich hoffe ihr denkt an uns, und findet Zeit uns mit einer SMS zu verwöhnen.Auch das sind High lights, wenn man mitten am Atlantik ein SMS bekommt das könnt ihr uns glauben!

Samstag, 23. November 2013

ENTSCHEIDUNGSFINDUNG

Florian:

Es ist nicht einfach als Skipper die richtigen Entscheidungen zu treffen. Zu (fast) jeder Entscheidung gibt es eine Gegenmeinung und dann steht man da und hofft doch die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

2. Beispiele gefällig?

Wir werden von Mindelo nach Tobago segeln. ca. 2.094 sm. Einerseits soll diese Insel sehr nett sein, nette Buchten und sie gilt im Gegensatz zu Trinidad als eher sicher. Anderseits soll sie auch ein guter Startpunkt für die Fahrt durch die Karibik sein. Nun erzählt uns ein Segler, dass man bei Tobago aufpassen muss, da zeitig im Jahr der Wind noch aus Nordost kommen soll und somit der Weg von Süd nach Nord durch die Karibik beschwerlich werden kann, da man hart am Wind segelt bzw. kreuzen muss.

Überall hört man, dass man bei Langfahrten das Ankergeschirr vom Bug in die Bilge bringt, um den Schwerpunkt des Schiffes nach hinten zu verlegen. Man benötigt es auf hoher See ohnedies nicht und dadurch kommt der Bug besser aus dem Wasser und da der Schwerpunkt dann auch tiefer liegt, soll das Schiff weniger "rollen" - also weniger wackeln, was für Martina (hoffentlich) weniger Seekrankheit bedeutet. Ich habe also unsere 60m lange 12 mm dicke Ankerkette an Deck ausgelegt, dabei gleich mit dem alten Motoröl getränkt (Kettenpflege) und einen Weg gefunden, wie wir die Kette vom Ankerkasten in die Bilge bekommen (beim Kopfende des Bettes die Ankerkastentüre offen lassen und das Bodenbrett unter Martinas Koje ein wenig offen lassen, dann kommt man in die Bilge - Martina schläft bei Überfahrten ohnedies nicht in der Bugkabine). Als ich alles soweit ausgelegt hatte, fragt mein Schiffsnachbar (nicht die ENTERPRISE die sind gestern nach Tobago aufgebrochen), was ich mit meiner Kette mache. Ich erkläre ihm, dass ich diese in die Bilge verfrachte zwecks ruhigeren Schiffsverhaltens bei der Überfahrt. Daraufhin erklärt er mir, dass dies zu stärkeren bzw. schnelleren Schiffsbewegungen führt, da dann der Schwerpunkt des Schiffes tiefer liegt und weniger Gewicht oben zu schnellere Rollbewegungen führt. Ich höre mir seine Ausführungen in Ruhe an und denke mir meinen Teil - es gibt ja genug "Fachleute". Das Problem ist lediglich, dass er Schiffsbausachverständiger ist.

Es ist also nicht einfach als Skipper die richtige Entscheidung zu finden. Wer zu obigen Problemen noch weitere Lösungen parat hat - ihr könnt mir gerne eure Meinungen zukommen lassen. Ich höre mir gerne alles an - und weiß dann eh, was ich zu tun habe.

Freitag, 22. November 2013

THUNFISCHSTEAK

Ich nehme schöne dicke Filets vom Thunfisch, möglichst dunkelrotes Fleisch soll er haben, und salze sie mit Zitronensalz und lasse sie mindestens 2 Stunden ohne Kühlung stehen damit sie Zimmertemperatur haben.
Dann groben Pfeffer auf einen Teller geben und die Filets an der Ober- und Unterseite in den Pfeffer drücken.
Jetzt Olivenöl schön heiß machen und die Filets je Seite nur ca 1 Minute anbraten. F E R T I G
Als Beilage eignet sich sehr gut asiatisches Gemüse oder Blattspinat.



ARBEIT AN BORD

Vorgestern, gestern und heute waren drei Arbeitstage, ja das muss leider auch sein.
Bei der Überfahrt von Sao Nicolau nach San Vincente hattte unser Motor wieder die Tendenz heißer zu werden, zwar ganz langsam aber doch nicht ganz normal. Florian krabbelt wieder in den Motorraum und ich beginne draußen das Deck von der Salzkruste und der Möwenscheiße wieder zu befreien. Nach einiger Zeit öffne ich unser Schiebeluk, und was kommt mir entgegen, ein absolut grantiger und käppelnder Kapitän. Und da sagt man Frauen käppeln, das stimmt nicht, der Beweis ist erbracht. Natürlich hat er den blöderen Job ausgefasst, aber ich kann ja auch nichts dafür das Florian noch immer nicht besser in unseren Motorraum passt. Also nach einer kurzen, von mir auferlegten Beruhigungphase, einigen wir uns das Problem gemeinsam zu lösen. Der Impeller ist eingerissen, wir haben natürlich noch Ersatzteile an Bord, ich bekam die Aufgabe aus einem Bogen Dichtungspapier eine neue Dichtung anzufertigen. Kein Problem, mit Zirkel, Lineal und Nagelschere schaffe ich ein absolut brauchbares Teilchen. Florian steckt die Teile und den Deckel dann wieder auf die Pumpe, und jetzt übernehme ich die Zusammenschraubarbeit.

Hinein in den Motorraum, nicht angenehm bei meiner Klaustrophobie, und dann müssen 6 Schrauben in ihr altes Schraubloch geschraubt werden. Klingt ja nicht schwierig, das Blöde daran ist nur, dass man nicht hinsieht und das ganze Unterfangen blind zu erledigen ist. Erschwerend dabei ist, dass die eingefetteten Schraube nicht hinunter fallen sollen, weil man sie meistens nicht mehr findet oder sie nicht mehr erwischt. Nach einer halben Stunde bin ich erlöst, und die Schrauben sind drin. Selbstverständlich ist mir eine aus der Hand gerutscht, und bis Florian eine passende gefunden hat, habe ich das kleine Biest auch wieder gefunden. Mein Käpten war begeistert!!




Unsere Genua Schoten sind schon teilweise abgescheuert und wir entschließen uns sie zu erneuern.
Selbstverständlich haben wir jede Menge verschiedenster Leinen mit, aber um an die Leinen zu kommen, muss ein Mal das ganze Bett abgebaut werden, denn die Rollen sind ganz unten im Bug. So wird der Rest vom Schiff sofort unbegehbar.

Ich mache mich in der Zeit an die Arbeit eine neue Leine für die Ankerklaue mit zwei Spitzkauschen an den Enden zu versehen, die Alte hat in Tarrafal den Geist aufgegeben. Kauschen dienen zur Verstärkung zb. einer Leine um das Durchscheuern zu verhindern.
Zum drüberstreuen hatte ich ja dann auch noch Gäste mit selbstgemachten Eiernockerln zu bekochen, 2 Kesseln Wäsche zu waschen und Betten zu überziehen.
Nein, nein ihr braucht kein Mitleid mit uns zu haben, aber vielleicht lest ihr ja auch ganz gerne das wir es nicht nur lustig haben !!
Gestern haben wir uns dann zum ersten Mal seit unserer Abfahrt mit einem Frühstück verwöhnen lassen. Florian hat beim Laufen eine tolle französisch angehauchte Bäckerei gefunden, und ich kann euch sagen es war köstlich.


Was für uns zu Hause so selbstverständlich geworden ist, ist hier ein absolutes High light. Das werden wir sicher noch einige Male wiederholen. Danach gings zum Fischmarkt, denn heute muß es frischer Thunfisch sein. Zu Mittag Thunfisch Sashimi und am Abend Thunfischsteak, ein herrlicher kulinarischer Genußtag.

Dann wieder rein ins Arbeitsoutfit, Florian möchte die Ankerkette in den Rumpf verlegen. Seglerfreunde haben uns den Tip gegeben, dass das Schiff dann auf Vorwindkurs weniger hin und her schaukelt, und nachdem wir bei der Fahrt in die Karibik die nächsten ca 16 Tage auf Vorwindkurs unterwegs sind, wollen wir das ausprobieren.






Meine Hauptbeschäftigung war heute wieder alle Nirostateile mit Vaseline einzufetten, das habe ich zuletzt auf den Kanaren gemacht, und ich habe das Gefühl wir haben viel weniger Flugrost als davor. Seit Gibraltar musste ich nicht mehr mit Oxalsäure schrubben, und es schaut noch immer gut aus. Der massive Heckkorb mit dem Ruder waren wieder ein Ersatzfitnessprogramm für mich.



Donnerstag, 21. November 2013

SEGLERFREUNDE

Florian:

Man trifft ja wirklich erstaunliche Menschen beim Segeln. Und gerade das ist es, das unsere Reise so besonders macht.
So haben unsere Schweizer Freunde Rüedi und Doris sowie Patrick und Sonja zum Abendessen bei uns an Bord eingeladen. Martina hat Eiernockerl mit grünem Salat und Kernöl gemacht; alle waren begeistert. Rüedi und Doris segeln mit ihrer MUCK (14 m Stahlschiff) seit 2011; bislang im Mittelmeer und jetzt geht es über den Atlantik; sie haben uns bereits eine Atlantiküberquerung (allerdings mit fremdem Schiff und Skipper) voraus, was auf uns beruhigend wirkt. Die haben das bereits gemacht und sitzen jetzt hier und brechen in wenigen Tagen auf ihre zweite Atlantiküberquerung auf (diesmal allerdings alleine).

Patrick und Doris haben ihr 10 m Stahlschiff PATONJA in Hamburg gekauft. Sie sind mit dem Fahrrad von der Schweiz nach Hamburg zu ihrem Schiff gefahren. Sie haben bloß Erfahrung im jollensegeln auf Seen gehabt und sind – so zum Aufwärmen – gleich einmal über England Richtung Süden gesegelt. Allerdings bei England im Norden und nicht im Süden vorbei!! Sie haben relativ wenig technische Ausrüstung. Das Wetter holen sie sich über einen Radioweltempfänger. Auf bestimmten Radiofrequenzen werden für bestimmte Regionen Wettersignale übertragen (ein außerirdisches Rauschen), das man mit Computer in Wetterbilder „übersetzen“ kann. Allerdings bekommen sie derzeit erst das Wetter von England und Nordeuropa. Die Frequenz für sie Passatroute haben sie noch nicht „übersetzen“ können.

Es war ein netter Abend. Jeder hat spannende Lebensgeschichten und Seglerabenteuer, von denen sie erzählen können.

So haben wir etwa die Holländer Renzo und Edith vom Trimaran EQUINOX kennen gelernt. Sie SAP Spezialistin und er Spezialist für Fertigungslogistik (er hat zuletzt Daimler beraten, da sie bei einer Chipfertigungsstraße zu wenig Output hatten; das hat er verbessert). Sie gehen alle 5 Jahre für einige Zeit segeln, um nicht betriebsblind und offen für neue Herausforderungen zu werden.


Und dann wären noch unsere derzeitigen Stegnachbarn von der ENTERPRISE. Sehr nette deutsche Familie mit 4 Buben im Alter zwischen ca. 7 und 13 Jahren wie die Orgelpfeifen. Sie brechen morgen über den Atlantik auf und wollen ebenfalls nach Tobago. Da besteht also Hoffnung, dass wir sie „drüben“ wieder sehen.

Mittwoch, 20. November 2013

ARC START


Florian:

Die ARC (Atlantic Rally for Cruisers) ist eine organisierte Überquerung des Atlantiks – und damit das ganze besser klingt hat man daraus eine Regatta gemacht. Die meisten Schiffe wollen nur gut im Rudel den Atlantik queren, aber manche – insbesondere die Katamarane - nehmen die ganze Sache durchaus sportlich.

Trotz der Anwesenheit von 50 Schiffen der ARC hatten wir doch noch einen Liegeplatz in der Marina Mindelo ergattert. Allerdings habe ich noch nie eine Marina erlebt, die so unruhig ist wie diese. Die ESPERANZA zerrte wie wild an den Ruckdämpfer (die wir in weiser Voraussicht noch auf den Kanaren gekauft hatten) und den Festmacherleinen – alles andere als angenehm. Leider hatte ich gleich zwei Wochen im Voraus bezahlt, sonst wäre ich vor Anker gegangen. Im Ankerfeld ist es wesentlich ruhiger und auch schiffschonender.


Am 20.11. war also um 12:50 Uhr Start für 50 Schiffe für die Atlantiküberquerung. Es war ein imposantes Schauspiel (und hat auch bei uns ein nervöses Kribbeln im Magen verursacht). Als diese Armada mit vollen Segeln in den Kanal von San Vicente einfuhr (bekannt für heftigen Düseneffekt) sahen wir aus der Ferne viele Schiffe, die auf Grund von zu viel Segeln in den Wind schossen, die Segel hektisch wegrollten und schließlich weniger motiviert die Fahrt mit stark gerefften Segeln sicher fortsetzten.




Nach der Abfahrt von 50 Schiffen(und es waren überwiegend große Schiffe)wirkte die Marina leer. Ich nützte die Gelegenheit, suchte mir einen besseren Platz (je näher zum Marinaoffice umso ruhiger ist das Meer) und verlegte die ESPERANZA schließlich vom „letzten Eck“ der Marina auf die Leeseite des Steges B. Dieser Platz war wesentlich ruhiger – und nun besteht auch die Hoffnung, dass unsere Ruckdämpfer den Aufenthalt in der Marina Mindelo überleben.

Dienstag, 19. November 2013

MINDELO

Das Spannende an Mindelo ist, dass ein Teil der ARC ( Atlantic Rally for Cruisers) erstmals einen Stopp in Mindelo macht. Es liegen über 50 Yachten hier, die am 20.11.2013 um 13h nach St. Lucia segeln. Die Stimmung ist einzigartig, alles dreht sich um die große Fahrt, und für die meisten ist es das erste Mal über den großen Teich. Die Supermärkte werden geplündert, alles läuft hin und her, repariert noch das eine oder andere Problem, und alle sind extrem offen und hilfsbereit. Die Segler halten zusammen, wir sind alle eine große Familie.




Ich gehe auf den Gemüse- und Fischmarkt danach suche ich die seit 2013 bestehende Münzwäscherei und bin danach beruhigt, dass die Versorgung bedeutend besser ist als auf Sal und Sao Nicolau. Die Menschen wirken zufrieden, es wird kaum gebettelt, nicht so wie auf der von Touristen verdorbenen Insel Sal, wo man kaum 5 min gehen kann ohne um Geld gebeten zu werden.
Sehenswürdigkeiten gibt es natürlich keine hier, aber man bekommt rasch den Eindruck, dass die Leute auch hier keinen Stress haben. Die Männer sitzen hauptsächlich herum und die Frauen arbeiten. Ein Holländer der immer ein halbes Jahr auf den Kap Verde lebt hat uns erzählt, dass die Männer sehr oft ein halbes Jahr im Ausland arbeiten, das Geld nach Hause bringen und den Rest des Jahres nichts mehr tun.
Wir reparieren täglich ein bißchen und danach genießen wir den restlichen Tag. So wird unsere Esperanza wieder fertig für die große Fahrt.


Das Spannende an Mindelo ist, dass ein Teil der ARC ( Atlantic rally for cruisers) erstmals einen Stopp in Mindelo macht. Es liegen über 50 Yachten hier am 20.11.2013 um 13h nach St. Lucia segeln. Die Stimmung ist einzigartig hier, alles dreht sich um die große Fahrt, und für die Meisten ist es das erste Mal über den großen Teich. Die Supermärkte werden geplündert, alles läuft hin und her, repariert noch das eine oder andere Problem, und alle sind extrem offen und hilfsbereit. Die Segler halten zusammen, wir sind alle eine große Familie.
Mit dem Fahrrad und Florian`s Laufschuhen erkunden wir die 70.000 Einwohner Stadt. Es unterscheidet sich sehr von den anderen Städten die wir bis jetzt auf den Kap Verde Inseln gesehen haben.



Die Straßen sind zum Teil asphaltiert, teilweise Kopfsteinplaster, es gibt wieder Gehsteige und auch Reklametafeln die die Stadt etwas bunter erscheinen lassen. Ich gehe auf den Gemüse und Fischmarkt danach suche ich die seit 2013 bestehende Münzwäscherei und bin danach beruhigt dass die Versorgung bedeutend besser ist als auf Sal und Sao Nicolau. Die Menschen wirken zufrieden, es wird kaum gebettelt, nicht so wie auf der von Touristen verdorbenen Insel Sal, wo man kaum 5 min gehen kann ohne um Geld gebeten zu werden.
Sehenswürdigkeiten gibt es natürlich keine hier, aber man bekommt rasch den Eindruck, dass die Leute auch hier keinen Stress haben. Die Männer sitzen hauptsächlich herum und die Frauen arbeiten. Ein Holländer der immer ein halbes Jahr auf den Kap Verde lebt hat uns erzählt, dass die Männer sehr oft ein halbes Jahr im Ausland arbeiten, das Geld nach Hause bringen und den Rest des Jahres nichts mehr tun.
Wir reparieren täglich ein bißchen Etwas, und danach genießen wir den restlichen Tag, so werden wir unsere Esperanza wieder fertig für die große Fahrt machen.

Montag, 18. November 2013

ANGSTTHERAPIE

Florian:

Bei Tagesanbruch sind wir von Port Tarrafal auf San Nicolau nach Mindelo aufgebrochen. Anfangs war wenig Wind. Dennoch sind wir mit gerefften Segeln Richtung Westkap gesegelt, um vor allfälligen Fallböen gewappnet zu sein. Beim westlichen Kap kam dann ganz plötzlich sehr starker Wind auf. Fliegendes Wasser, Welle 2 Meter, ESPERANZA krängt massiv. Wir rollen die gereffte Fock weg, ich muss zum Mast um das Groß noch weiter zu reffen. Es haut uns herum und die Wellen gehen übers Deck. Und ich habe Angst!

Angst ist ein schlechter Begleiter. Man wird unsicher und begeht dadurch leichter Fehler – und Fehler werden bei starkem Wind meistens mit kaputtem Material oder Verletzungen bezahlt. Beides keine netten Aussichten zu zweit am Schiff.

Als ich das Groß im zweiten Reff hatte, zurück im Cockpit war und die Fock auch im 2. Reff war, verordnete ich mir eine Therapiesitzung gegen meine Angst. Mit Segeljacke, Südwester, Rettungsweste und Lifebelt blieb ich im Cockpit und beobachtete die ESPERANZA, wie sie ihre Arbeit verrichtete.


Mit zwei Fetzerl Segel segelten wir bei zumindest 25 Knoten mit 6-7 Knoten Raumschot Richtung Mindelo. Immer wieder kam eine Welle über oder klatschte gegen die Bordwand, sodass ich die Gischt heftig abbekam. Rechtzeitig den Rücken zur Gischt machte dies dank  guter Segeljacke nichts. Die ESPERANZA krängte oft bis die Bordkante unter Wasser war. Dennoch zog sie gemächlich ihre Bahn durch den aufgewühlten Atlantik.

Vorbei gings an den beiden winzigen Inseln Ilha Razo und Ilha Branco und dann hatten wir auch schon die Insel Santa Luzija querab. Wir kamen trotz der schweren See gut voran – und ich beruhigte mich immer mehr und legte meine Angst mehr und mehr ab. Als wir den Kanal zwischen Santa Luzija und San Vicente querten wurde die See noch rauer – Welle 2-3 Meter, völliges Durcheinander, Kreuzseen – starke Strömung. Auch das absolvierte die ESPERANZA mit Bravour. Als wir San Vicente querab hatten reduzierte sich der Wind, sodass wir schließlich das Groß ins erste Reff ausreffen konnten und letztlich sogar die Genua setzen konnten. Wir hielten die Geschwindigkeit von 6-7 Knoten über die gesamte Distanz.

Im Kanal zwischen San Vicente und San Antao – bekannt durch starke Strömung und massive Düseneffekte – bereits in der Annäherung an Mindelo rollten wir die Genua weg (wieder um den zu befürchtenden Böen zuvor zu kommen). Plötzlich drehte der Wind 90 Grad, das Groß schlug auf die andere Seite um, und dann drehte er neuerlich und das Groß ging wieder zurück. Ich „entließ“ den Autopiloten und steuerte von Hand die letzten Meilen in die Bucht von Mindelo – heftige Fallböen begleiteten uns.


Und dann waren wir angekommen. Meine Angst war großteils besiegt – Patient überwiegend geheilt. Und wenn die Angst wieder kommt – die Segeljacke hängt eh immer griffbereit – dann sitze ich eben wieder draußen und halte meine Stirn in den Wind.

Samstag, 16. November 2013

RIBEIRA BRAVA

Jeden Morgen erwarten uns die Buben von Tarrafal um gegen 50 Cent den Tag unser Dingi zu bewachen. Auch einige Bleistifte erbitten sie von uns. Dafür entsorgen sie auch unseren Mist.




Dann besuchen wir die Hauptstadt der Insel - Ribeira Brava. Mit einem Aluguer (Sammetaxi) fuhren wir um EUR 2,50 pro Person je Strecke die 26 km von Tarrafal quer über die Insel in diese größte Stadt der Insel. Es ist eine spektakuläre Fahrt von der trockenen Westseite über den ca.1000m hohen Pass auf die feuchte und daher fruchtbare Ostseite. 
















Riberia Brava war die Diözesan Hauptstadt der Insel, daher auch eine entsprechend große katholische Kirche. Sonst sehen wir viele freichristliche Gebetshäuser.



Für die Rückfahrt nehmen wir einen Pick-up mit Sitzbänken auf der Ladefläche. Der Fahrer nimmt die Abkürzung über die alte Kopfsteinplasterstrasse - eine Hochschaubahn!!