Sonntag, 21. Dezember 2014

ÜBERRASCHUNG

Florian

Das Heimweh und die Verlockung waren zu groß. Also haben wir kurzerhand einen Flug von Guadeloupe aus über Paris nach Wien gebucht und verbringen Weihnachten mit unseren Lieben. Winter und Schnee hatten wir ja seit 2012 keinen mehr - das wird wohl kalt werden; dafür wird es im winterlichen Österreich und unterm Tannenbaum herzerwärmend sein. Also dürfen wir uns in eine Weihnachtspause verabschieden. Das Abenteuer macht Pause und geht ab 14. Jänner weiter.

WIR WÜNSCHEN ALLEN UNSEREN BLOGFREUNDEN FROHE WEIHNACHTEN UND EINEN GUTEN RUTSCH!!!


FLORIAN & MARTINA


HEIMWEH

Florian

Im Advent ist das Heimweh immer besonders groß. Martina hat ein Tannenzweigerl gefunden und in einer Plastikflasche eingewässert, damit es heimatlichen, vorweihnachtlichen Duft verbreitet. Wir haben uns Anfangs unsere Nasen am Tannenduft "wund gerochen" - das duftet so richtig nach zu Hause.


Und auch beim alladventsonntäglichen Adventsingen sitzt uns oft der Knopf im Hals. Die Lieben zu Hause fehlen uns im Advent am meisten. Wahrscheinlich sind es unsere Traditionen, die uns hier so abgehen - Kekse backen, Familienadventsingen, Adventkranz, Kälte, Weihnachtsfeiern mit Freunden, Punsch trinken, diesiges Wetter und frühe Dunkelheit, Christkindlmärkte und vorweihnachtliche Musik im Radio.

Auch bei uns auf der ESPERANZA klingt seit Tagen Weihnachtsmusik aus dem MP3-Player. Nur Stille Nacht - Heilige Nacht überspringe ich immer. Dieses Lied ist für den Heiligen Abend reserviert. Die guadeloupischen Radiosender spielen keine Weihnachtsmusik. Zwar ist man durch vielfältige Tätigkeiten oftmals abgelenkt, aber in der Vorweihnachtszeit ist das Heimweh doch am größten.

Samstag, 20. Dezember 2014

NEUE ÜBERDACHUNG

Florian

Martina hat festgestellt, dass unsere Sprayhood als auch unser Bimini "aus dem letzten Loch pfeift"; das Material ist stark abgenützt und wird bald zerfallen.


Also haben wir uns ein Angebot für eine neue Überdachung geben lassen und dieses ist mit EUR 600,00 bei Benoit von North Sails durchaus akzeptabel ausgefallen. Also habe ich heute unser Bimini samt Sprayhood abgebaut und wir sind zum Segelmacher gepilgert und haben das Projekt besprochen. Natürlich werden wir einige Verbesserungen einbauen - insbesondere wollen wir ein Wassersammelsystem integrieren; also wenn das funktioniert, dann sind wir nicht schlecht - aber dazu, wenn alles fertig ist.



Und seit wir alles abgebaut haben schüttet es wie aus Schaffeln. Kaum zu Glauben, dass unsere Esperanza bis 2006 so schutzlos war. Das selbstgemachte Bimini von Martina´s Vater hat jetzt leider ausgedient!


Freitag, 19. Dezember 2014

PARADIES BAD

Martina

In Anbetracht des Wasserstreiks und des teilweise entsetzlichen Geruchs in der Marina, waren wir wirklich froh noch ein Mietauto bekommen zu haben.
Um 8h in der Früh sind wir Richtung Basse Terre, also dem westlichen Flügel von Guadeloupe aufgebrochen. Schon von weitem sieht man den 1467 m hohen aktiven Vulkan "Soufrière. Wir hatten Glück und konnten ihn wolkenlos bewundern, denn meistens ist der Gipfel im Wolkennebel versteckt!



Unser erstes Ziel ist das "Bassin Paradis", der Name ist ja vielversprechend. Die Strasse führt in den Nationalpark von Soufrière, teilweise steil hinauf und durch dichtesten und atemberaubend schönen Urwald. Riesige, dicke, uralte Bäume die beim Anblick ehrfürchtig machen. Wir sind begeistert von dieser natürlichen Schönheit. Der Weg zum Bassin Paradis ist nicht markiert, und so mussten wir fragen wo der Weg losgeht. Das wiederum hatte den Vorteil, dass wir das Naturwunder für uns alleine hatten.




Endlich, nach 3 Tagen wieder ein ausgiebiges Bad mit Wassertemperatur von ca. 26°, und noch dazu im Paradies.




Das nächste Ziel auf unserer Rundfahrt war das "Bassin des Amours". Eine warme Quelle wird in einem Becken in Herzerlform gesammelt, so können wir die Ausgaben von  EU-Förderungsgeldern hier auf Guadeloupe genießen. Nachdem es heute regnerisch war, haben wir ein warmes Bad sehr genossen.



Einige Segler haben uns gesagt, dass Guadeloupe keinen Stop wert sei. Dieser Meinung können wir uns nicht anschließen.




Donnerstag, 18. Dezember 2014

STREIK

Florian

Hier in Guadeloupe streiken derzeit die Wasserbetriebe - daher kein Süßwasser. Für uns ist das zwar nicht so schlimm, denn wir haben noch ca. 200 Liter im Wassertank. Allerdings sind in der Marina die Waschräume gesperrt; keine Dusche, keine Waschmaschine, und keine Toiletten. Im Marinabecken macht sich mittlerweile ein strenger Duft breit. Die Franzosen wissen halt wie man sinnvoll streikt. Die Wasserwerke haben jedenfalls alle Aufmerksamkeit.

Ich habe heute den einen Brenner von unserem Herd - Taylor´s Para-Fin - serviciert. Er hat nicht mehr auf großer Flamme gebrannt. Also alles zerlegt und mit dem Bunsenbrenner sämtliche Teile ausgebrannt. Dann wieder zusammengebaut - und - große Flamme funktioniert perfekt. Allerdings lässt er sich nun nicht mehr abdrehen. Also alles wieder zerlegt, herausgefunden, wie das Ding überhaupt funktioniert und dann richtig wieder zusammengebaut. Und jetzt brennt er wieder mehr oder weniger tadellos. Wie sag ich immer: nicht gut, aber gut genug.


Und Martina hat in der Zwischenzeit Creme-Langos gemacht. Sie hat sich da ein wenig künstlerische Freiheit genommen, denn eigentlich sind es ja Cremeschnitten. Aber gut waren sie jedenfalls.


Und wenn wir Glück haben bekommen wir morgen ein Mietauto und können die Insel besichtigen.

Mittwoch, 17. Dezember 2014

POINT Á PITRE

Florian

In der Früh haben wir unsere Fock abgeholt. Wir haben alle Nähte sowie den Kantenschutz neu machen lassen. Der UV-Schutz - das ist der blaue Stoff an den Segelrändern - schützt zwar das Segel, aber die Nähte lösen sich im UV-Licht auf. Und insbesondere das Unterliek war durch den Kontakt mit dem Relingdraht schon tadellos aufgescheuert. Kostet die Kleinigkeit von EUR 350,00 aber dafür sollte das jetzt wieder einige Jahre halten (müssen wir halt bei den Weihnachtsgeschenken sparen).


Unser Bimini samt Sprayhood wurde von Martinas Papa angefertigt; super Konstruktion und bei unserem Schiff natürlich entsprechend kompliziert. Das tragende Gerüst besteht aus einfachen Kunstoff-Kabelrohren, die es auf der ganzen Welt gibt. Diese Rohre sind natürlich nicht besonders fest und gehen mit der Zeit aus der Form. Wir holen derzeit ja Angebote für ein neues Bimini (also eine Kopie des alten mit kleinen Verbesserungen) ein und haben dabei den Tipp bekommen, unsere Rohren mit Glasfaserstäben zu versteifen. Wir haben heute also 8 mm und 10 mm Glasfaserstäbe (wird für Segellatten verwendet), insgesamt gute 13 m, gekauft und in unsere Rohre eingeschoben. PENG! - die Konstruktion steht jetzt wie ein Einser, ist elastisch, hat aber super Spannung, wodurch auch das Bimini selbst wunderbar gespannt ist. Und da die Glasfaserstäbe in den Rohren sind, kann ihnen das UV-Licht auch nichts anhaben.


Danach sind wir nach Point á Pitre geradelt/gelaufen. Die Stadt ist lebendig, viele kleine Geschäfte, hauptsächlich Fetzengeschäfte und alle mit roten Damenkleidern - offenbar ist Weihnachten die Zeit rote Kleider zu tragen. Abgesandelt (Rudi neues Wort!) ist die Stadt aber schon, und auf dem Weg nach Hause sind wir wieder am "Strich" vorbeigelaufen - diesmal hat auch Martina die ausgestellte "Ware" begutachten können. Ich habe auf diesem Streckenabschnitt aufs Tempo gedrückt - besonders nett ist diese Gegend ja nicht gerade; dafür wurde ich allerdings mehrfach von den Damen angefeuert.





Dienstag, 16. Dezember 2014

MONTAG - ARBEITSTAG

Florian

Die kurzen Haare sind in der Hitze eigentlich ganz angenehm - Frauen werden das offenbar nie verstehen. Aber bitte sollen sie wieder länger werden - was macht man nicht alles aus Liebe.

Um 8h schaut der erste Biminischneider vorbei, da wir überlegen ein neues Bimini anfertigen zu lassen. Der Schneider schüttelt ein wenig sprachlos den Kopf. Er könne so ein Bimini professionell nicht anfertigen; für sein Privatboot ja, aber das ist keine professionelle Lösung und daher könne er das nicht für Kunden machen. Klingt ja nicht erfolgversprechend. Dann kommt der andere Segelmacher - Benoit - und bei dem sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Er meint ein neues Bimini nach unserer Art anfertigen zu können; womöglich sogar mit einem Zipp beim steuerbordseitigen Vorgang, damit ich mir nicht immer den Rücken an dem doch sehr niedrigen Ausgang aufkratze. Ich bin halt ein wenig größer als die Norm.

Martina hat heute -zig Stunden den Nirosta-Heckkorb poliert. Sie hat das mit einem für sie neuen Mittel - Wenol - aus einer der Esperanzaschatzkisten probiert; bin schon neugierig, ob das nun länger schön bleibt.



Bei mir ist um 10 Uhr Jo "Le Sodeur" dagestanden - er ist mit den Schweißarbeiten fertig. Erwartungsfroh bin ich in die Werft geradelt - und tatsächlich, neues Auge (von einer Spannerbefestigung aus hochwertigem Nirosta herausgeschnitten) sehr kompakt eingeschweißt. Mit der Schleifscheibe muss er noch ein wenig von der Schweißnaht abschleifen, damit die Wasserstagbefestigung passt - dann ist die Geschichte fertig; und hat nur EUR 60,00 gekostet - sehr angenehm.


Also zurück zur ESPERANZA, das ganze Teil schön mit feinem Schleifpapier vom Rost befreit und mit Vaseline eingefettet. Dann kontrolliere ich die Verschraubung vom Bugspriet - sieht alles o.k. aus; kein Chinesenstahl (das ist bzw. war eines der Übel der ESPERANZA, die ja in Taiwan gebaut wurde. Der Chinesenstahl wurde im Lauf der Jahre sukzessive ausgetauscht). Dann kann ich alles wieder zusammenbauen - und das ist schwierig bzw. anstrengend genug. Die Körperverrenkungen und anstrengenden Arbeitspositionen sind jedenfalls ein gutes Training.




Martina und ich sind am Abend streichfähig; aber - Problem behoben: unsere ESPERANZA hat wieder einen funktionierenden Bugspriet und daher auch wieder eine einsatzbereite Genua. HURRA!!

Montag, 15. Dezember 2014

3.ADVENTSONNTAG

Martina

Man gewöhnt sich ja doch an alles, aber Florian hat mir hoch und heilig versprochen sich nicht mehr selbst zu scheren. Ich habe jetzt die restlichen Langhaarflecken am Hinterkopf auch noch entfernt und hoffe auf einen schnellen Haarwuchs bis Weihnachten. Möchte ja nicht, dass er unter die Kategorie "Wanted People" fällt


Wenn man Guadeloupe aus der Vogelperspektive betrachtet, hat die Insel die Form eines riesigen Schmetterlings. Der östliche Teil " Grand Terre" ist flach und auf Kalk aufgebaut. Der westliche Teil " Basse Terre" ist vulkanisch mit mehreren hohen Bergen und dichtem Regenwald bewachsen.

Am Vormittag waren wir fleißig am Arbeiten, doch am Nachmittag machten wir einen Dingiausflug durch das große Hafenbecken von Point á Pitre..




...und weiter in den Rivière Salèe - der Kanal, der die beiden "Flügel" von Guadeloupe trennt. Bis vor zwei Jahren konnte man mit dem Schiff noch durch den Kanal fahren. Derzeit geht das nicht, da  eine der 3 Zugbrücken leider kaputt ist - Reperaturtermin unbekannt.




Auf unserem Weg fällt uns schon von weitem eine große moderne Villa direkt am Wasser auf. Als wir immer näher kamen, wurde aus dem Haus ein Schiff. Die 119 m lange Yacht mit dem Namen "A" wurde von Philippe Stark für den russischen Milliardär Andre Melnichenko designed.



Beim nächsten radikal Haarschnitt von Florian kommt so eine Yacht als Wiedergutmachung auf meine Wunschliste, und das ist durchaus als Drohung zu verstehen!





Sonntag, 14. Dezember 2014

WEIHNACHTSWERKSTATT

Martina

Nachdem die Esperanza wieder einmal mit unseren Pläne nicht einverstanden war, geben wir ihr und uns jetzt in der Marina Bas du Fort eine Ruhepause.





Ich war die letzten 3 Tage als Christkind in meiner Werkstätte - daher gab es keine Blogbeiträge von mir.

Florian hat in der Zwischenzeit den Bugsprit gemalt, das Küchenwaschbecken abgedichtet und das Gestänge von unserem Autopiloten überholt damit es nicht mehr wackelt.


Und Fotos von Florian stehen derzeit noch unter meiner Zensur; die sind nicht zum Anschauen.

Samstag, 13. Dezember 2014

MOTORSERVICE

Florian

Martina ist derzeit ein wenig schreibfaul und so darf ich - schon wieder - berichten.

Zunächst haben wir unsere Fock in Reparatur gegeben - die Nähte haben sich im UV-Licht aufgelöst und gehören nachgenäht, bevor die Fock zerfällt.

Dann hatte unsere ESPERANZA großen Motorservicetag. Nachdem unser sanierter Motor so brav von Dominica bis Guadeloupe geschnurrt hat, hat er sich ein zartes Händchen verdient. Alles wird gewechselt: Motoröl, Kühlflüssigkeit (1:4 mit Wasser), Dieselvorfilter (8 Micron) und Dieselfilter (wir haben übrigens drei Dieselfilter und einen Wasserabscheider - bei uns kommt nur atomar sauberer Diesel in den Motor). Der Dieselvorfilter war ein Hund zum austauschen. Das Ding war so schwierig zum Aufschrauben, dass ich es ausbauen und gemeinsam mit Martina mit meiner "Spezial-Seil-Drehhebel-Konstruktion" bearbeiten musste, damit ich es aufbekam.




Und der Dieselfilter war auch spannend, denn den habe ich noch nie getauscht und in der neuen Filterschachtel waren falsche Dichtungen eingepackt - hätt` mich ja gewundert, wenn das alles so einfach ginge.

Aber alles geschafft, superfein und sauber und unsere ESPERANZA schnurrt seidig weich. Beim Abduschen von meiner Ölpanier hab ich auch gleich den Bart gestutzt und da ich gerade dabei war auch noch versucht alleine meine Haare zu schneiden - Martina ist von dem Ergebnis nicht begeistert, daher gibt´s kein Foto. Aber zum Glück wachsen meine Haare ja ziemlich schnell nach. Bis Weihnachten sollten die ärgsten "Haar-Wunden" verheilt sein.

Anmerkung von Martina: "Ich bin über das Resultat entsetzt"!

Freitag, 12. Dezember 2014

ROUTE DU RHUM

Florian

Der Beschlag am Bugspriet ist abgebaut, wobei ich festgestellt habe, dass die "Nase" des Bugspriets (also der runde vorderste Teil) in diesen (also den sechseckigen dickeren Teil) hineingesteckt ist und sich leicht bewegen lässt (jedenfalls, wenn man mit dem Hammer den Beschlag herunter klopft). Das Holz des Bugspriets besteht also aus zwei Teilen. Martina wurde gleich nervös, ob das auch hält - ich denke bzw. hoffe schon.

In der Werft habe ich dann Jo le Saudeur gefunden - den örtlichen Schweißer. Er hat zugesagt den Teil bis Montag neu zu schweißen. Dann hat er mir für Bootszubehör das Geschäft einer Anke (aus den Niederlanden) empfohlen. Abgesehen davon, dass dieses im Prosituiertenviertel von Point a Pitre liegt und diese mich mit meinem tollen Bordfahrrad belustigt beäugt haben, ist das Geschäft eine Fundgrube für sämtliche meist gebrauchtes Bootszubehör. Den gleichen Spanner, der am Wasserstag war habe ich zwar nicht gefunden, aber einen ähnlichen, wenn auch nicht ganz so starken - wird schon halten.

Die Fock müssen wir auch neu nähen lassen; die Nähte sind von der Sonne aufgelöst und zerfallen. Der Segelmacher, den mir Anke empfohlen hat, kann die Arbeit derzeit leider nicht erledigen, da er auf einen Ersatzteil für seine Segelnähmaschine wartet - in zwei Wochen wäre die Wahrscheinlichkeit groß, dass er es erledigen könne, wir werden beim anderen Segelmacher in der Werft nachfragen.



Spannend ist hier jedenfalls, dass viele Schiffe von der Route du Rhum - eine Einhand-Segelregatte (also nur eine Person an Bord) von St. Malo über den Atlantik nach Point a Pitre, die nur alle vier Jahre ausgetragen wird - hier in der Marina liegen. Da sieht man die Formel I des Segelsports - unglaubliche "Raumschiffe". Gewonnen hat dieses Jahr übrigens Loick Peyron - 7 Tage 15 Stunden 8 Minuten 32 Sekunden - Durchschnittsgeschwindigkeit 19,34 Knoten. Bei dem Schnitt wären wir in nicht einmal 4 1/2 Tagen von den Kap Verden auf Barbados gewesen - echt unglaublich!


Keine Ahnung wie viele Speibpulver ich da bräuchte!!!