Sonntag, 31. März 2019

SUEZ KANAL - 1. TAG

31.03.2019

Florian

Unter den gestern angekommenen Seglern befindet sich auch Wladimir aus Kaliningrad. Er segelt mit seinem Schiff seit 3 Jahren um die Welt und ist auch bald zu Hause. Wer sein Schiff sieht glaubt nicht, dass man damit um die Welt kommt. Hut ab vor der Leistung. Wladimir hat mir aber gestanden, dass auch er oftmals große Angst gehabt hat. Und nicht unbegründet, denn drei Schiffe, die er in Port Sudan kennen gelernt hat sind kurz danach in den Riffen vor Port Sudan aufgelaufen und gesunken. Auch er meint, dass das Rote Meer das schwierigste Meer seiner Weltumsegelung war und auch er ist glücklich, dass er es hinter sich hat.



Wladimir samt Schiff

Ich soll heute durch den Kanal gehen, aber bis zuletzt ist unklar, ob es auch dazu kommt. Um 10:30 Uhr bekomme ich das ok. Ich verabschiede mich von Kalkal, dem Marinamanager und Captain Heebi, mein Agent von Prince of the Red Sea - beide machen eine guten Job und ich kann die Agentur Prince of the Red Sea als Agentur für den Kanaltransit empfehlen.


Kalkal der Marinamanager

Captain Heebi von der Agentur "Prince of the Red Sea"

Und dann ist mein Lotse - Mahmoud - da und los gehts. Die Strömung schiebt uns mit ca. 1,5 Knoten Richtung Norden. Links und rechts Sand, Sand, Sand - der Kanal ist zumindest 200 m breit - es ist faszinierend. Als der Konvoi von Norden an uns vorbeizieht, zwicken wir uns ganz an das westliche Ufer. Die sind schon sehr groß diese Schiffe!


Der Suez Kanal

Mein Lotse Mahmoud
Riesige Schiffe kommen entgegen

Schön auf die Seite fahren

Zwischen kleinem und großem Bittersee kippt die Strömung und die ESPERANZA müht sich mit 2,5 Knoten gegen Wind und Strömung. Im Großen Bittersee darf ich die Fock, damit wir mehr Vortrieb haben und so arbeiten wir uns mit knapp 4 Knoten durch die Welle. Aber irgendwann ist auch das vorüber und wir gleiten wieder in glattem Wasser durch die hier höheren Sandufer. Da hat man schon einiges abgraben müssen.


Segelunterstützung

Abenddämmerung


Da der Lotse so spät gekommen ist, motoren wir in die Nacht, aber dann ist Ismailia bereits zu sehen. Mein Lotse hat offenbar keine Erfahrung mit Nachtankunft und kollidiert fast mit einer Begrenzungsboje, sodass ich lieber das Ruder übernehme und ihn nur schauen lasse.

Um 19:30 Uhr nach 45 sm - mache ich in Ismailia fest. Mein Lotse bekommt sein Bakschisch (ein T-Shirt, eine Schachtel Zigaretten und USD 20) und beschwert sich natürlich, dass das zu wenig sei. Das übliche Spielchen, aber auch das findet bald sein Ende.

Die erste Etappe durch den Kanal ist absolviert; alles gut gegangen - Morgen um 05:30 Uhr soll der neue Lotse an Bord kommen und mich gut bis Port Said und ins Mittelmeer bringen.

Samstag, 30. März 2019

SUEZ - DIE STADT

30.03.2019

Florian

Im Suez Yacht Club liegt die ESPERANZA und wartet auf den Suez Kanal Transit; man muss hier liegen, wenn man wartet. Der Yachtclub ist sehr verfallen, aber alternativlos.


Suez Marina

Suez ist einen lebendige Stadt, wenngleich unansehnlich. Man fährt mit dem Sammeltaxi  um 1,5 EGP (also nix) von der Marina in die Stadt. Es gibt viele Geschäfte - 60 % Gewand, 30 % Schuhe und 10 % Friseure. Ich habe noch nie eine derart große Dichte an Friseuren gesehen wie hier.  Und natürlich Kaffeehäuser - 3 an jeder Straßenecke - alles sehr lebendig! Eine schöne Abwechslung. Auch das Essen ist gut. Ich genieße wieder einmal ein Koshari. Und natürlich einen spannenden Obst- und Gemüsemarkt.


Suez - der hübsche Teil

Koshari

Der Markt

Ich lerne zwei junge Segler kennen - Fabrizio und Matt - beide haben ihr Geld in China verdient und sind mit ihrer Yacht auf dem Weg von Triest nach HongKong. Seglerische Erfahrung - sie sind bereits in Kroatien gesegelt, haben dann ihr Schiff - eine Grand Soleil 50 - gekauft und wollen Abenteuer und Leben -mutig! Wir verbringen einen netten Abend miteinander und ich geben Ihnen viele Informationen.


Netter Abend mit Fabrizio und Matt


Letzte Nacht sind 5 weitere Schiffe angekommen, darunter meine Freunde Sandra und Frank von der Blue Roger. Es ist nett mit Menschen zu plaudern - ich bin sicher kein Eremit.


Blue Roger - dahinter gleich der Kanal 


Morgen soll mein Kanaltransit beginnen - von Suez nach Ismailia, die erste Hälfte. Ich bin bereit.

Freitag, 29. März 2019

SUEZ

27.03.2019

Florian

Um 18:00 Uhr erhalte ich eine e-mail von meinem Agenten. Um 19:30 Uhr ist der Konvoi der Grossschiffe durch den Kanal durch. Ich möge um 19:15 Uhr Port Control anrufen und bitten nach dem Konvoi zum Yacht Club fahren zu dürfen.

Genau das mache ich, aber Port Control meldet sich schlicht und ergreifend nicht. Ich schicke eine weiter e-mail an meinen Agenten mit einem Hilferuf! Um 20:30 Uhr meldet sich mein Agent via VHF Funk und teilt mir mit, dass ich die Genehmigung von Security habe in den Kanal einfahren zu dürfen. Ich soll zum Yachtclub kommen. Halleluja!!!

Anker auf und Vollgas zur Kanaleinfahrt. Es ist mir schon ein wenig mulmig, denn die Bojen auf der elektronischen Karte von Navionics stimmen nicht mit der Realität überein. Und die Lichter sind schwierig zu erkennen, da es tausende gibt. Also fahre ich ziemlich in der Mitte des ausgebaggerten Kanals und taste mich von grünem Licht zu grünem Licht weiter. Nach 45 Minuten komme ich zur Kanaleinfahrt bzw. dort, wo der Kanal ins Land hineingeht. Irgendwo links muss jetzt der Yachtclub kommen, und davor gibt es eine Untiefe, die man rechts liegenlassen muss. zu meiner Was am Tag so einfach ist, ist in der Nacht ziemlich aufregend.

Vorbei an der Moschee, vorbei an der ersten Einfahrt mit der Tankstelle und da - da sehe ich die roten Lichter der Marina. Zum Glück bin ich hier im Windschatten, und so kann ich im Schritttempo einfahren. Kurz darauf sehe ich ein kleines Motorboot auf mich zukommen - es ist mein Agent Captain Heebi von der Agentur "Prince of the Red Sea". Er lotst mich und ich darf an Boje und Schwimmsteg festmachen.

Überglücklich gehe ich von Bord und bedanke mich bei Heebi und dem Marinaleiter Kalkal.

Es ist 21:45 Uhr.

Rotes Meer - ich hab dich hinter mir!!!

Mittwoch, 27. März 2019

RAS SUDR - SUEZ

27.03.2019

Florian

Um 19 Uhr fallen mir die Augen zu und ich schlafe tief und fest bis 4:30 Uhr. Bei Tagesanbruch gehe ich Anker auf und motore bei Windstille durch das Ankerfeld der Grossschiffe, die auf ihren Suezkanaltransit warten. Um 10:30 Uhr bin ich bei der ersten Boje zum Kanal und rufe "Suez Port Control". Die melden sich auch und fordern mich auf sofort zu stoppen, was ich auch umgehend tue. Ich werde gefragt, ob ich einen Agenten habe, was ich bejahe (Prince of the Red Sea) und darauf hin höre ich von Port Control nichts mehr. Ich rufe 20 Mal an - keinerlei Reaktion. Und was jetzt???

Nach einer Stunde motore ich weiter, denn ich will zum Suez Yacht Club. Dort muss man als Kleinschiff warten, um auf seinen Kanaltransit zu warten. Nach kurzer Zeit ruft mich wieder Port Control, warum ich mich bewege? Ich teile mit, dass ich zum Suez Yacht Club will. Man fordert mich erneut auf sofort stehen zu bleiben, was ich wohl oder übel auch mache.

Meinen Agenten habe ich gestern per e-mail informiert, das ich heute etwa um 13:00 Uhr im Suez Yacht Club sein werde, was er auch bestätigt hat. Ich versuche nun meinen Agenten über mein Iridium Satellitentelefon zu erreichen (mein lokales Handy ist ja leer), aber die Verbindung ist zu schlecht (Iridium ist leider auch nicht besonders zuverlässig seit Malaysien und eine erfolgreiche Verbidung ist ein Glücksspiel) also schicke ich ihnen eine e-mail, sie mögen mich doch bitte auf Kanal 16 kontaktieren.

Eine halbe Stunde später ruft mich mein Agent auf Kanal 16 und ich teile ihm meine Sitation mit. Er meint, er wird zum Gebäude von Port Control gehen um nachzusehen, warum sie mich nicht hinein lassen.

10 Minuten später ruft mich Port Control erneut und fodert mich auf nach Süden zu motoren, da sie bis jetzt nicht von meinem Agenten kontaktiert wurden. Ich bin sprachlos. Jedes weitere Anrufen von Port Control wird schlichtweg ignoriert. Schließlich teile ich mit, dass mein Agent sie gerade aufsucht und ich nicht nach Süden motoren kann, da dann keine Kommunikation mehr möglich ist.

15 Minuten später ruft mich Port Contorl und meint ich soll ihnen eine e-mail mit meinen Dokumenten schicken. Ich teile mit, das ich keine e-mail schicken kann. Darauf meinen sie ich darf bleiben, wo ich bin. Weitere 15 Minuten später ersucht mich Port Control auf Kanal 07 zu gehen. Mein Agent war nun offenbar bei ihnen - der Tonfall ist gleich freundlicher - ich soll an meiner Position ankern bleiben, sie werden sich später melden. Na endlich wird mir eine positive Zukunft in Aussicht gestellt.

Ich warte also weiter und nun kommt der Konvoi der Grossschiffe aus dem Norden. Mittlerweile ist es 17:15 Uhr; in 30 Minuten wird es dunkel und der Konvoi ist noch nicht zu Ende. Ob ich heute noch zum Yacht Club darf???

Dienstag, 26. März 2019

??? - RAS SUDR

26.03.2019

Florian

Die Strömung kippt tatsächlich und ich komme besser voran. Der Wind wird schwach und schwächer. Es geht vorbei an vielen Erdölfeldern - durchfahren verboten! - und so halte ich mich am Rand der Schifffahrtsstraße. Mit 20-minütigen Schlafintervallen arbeite ich mich durch die Nacht, und das geht ganz gut, da ich die letzten eineinhalb Tage ohnedies sehr viel geschlafen habe.
Bei Sonnenaufgang hat der Wind wieder ein kleine Überraschung für mich - statt der angesagten 8 Knoten bläst es mit 20 Knoten, zum Glück aber halbwegs brauchbar und das bringt Geschwindigkeit. Der Spuk dauert auch nur eine gute Stunde, dann wird der Wind schwächer, bis er ganz aufhört. Um 13:20 Uhr nach 102 sm fällt der Anker bei Ras Sudr, Pos.: 29°35,081´N 032°41,484´E. Motorcheck - Essen - Entspannen! Noch 20 sm bis zum Suezkanal!

Montag, 25. März 2019

EL TUR - ???

25.03.2019

Florian

Der Wind hat sich gestern Abend gelegt und so hatte ich eine ruhige Nacht mit langem tiefem Schlaf, der mich ein großes Stück in Richtung Gesundheit gebracht hat. Ich habe kürzlich einen Artikel gelesen, dass Mangel an Tiefschlaf zu Angstzuständen und Depressionen führen kann. Das kann ich bestätigen und ich bin froh nunmehr eine Erklärung für meine psychische Verfassung zu haben, das macht es einfacher. Der gute Schlaf hat mir auch ein großes Stück Zuversicht zurückgebracht.

Heute soll der Wind sich legen, aber noch sieht es nicht danach aus. Mit bis zu 20 Knoten bläst es durch die Bucht, aber schon um ein Eck weniger als gestern. Die Windsurfer haben ihren Spaß und ich schlafe und entspanne mich und warte und warte.

Am Nachmittag ist es dann so weit. Der Wind hat auf NNE gedreht, sodass er mir helfen sollte. Um 15:15 Uhr gehe ich Anker auf und hinaus geht es wieder in den Golf von Suez. Der Wind ist anfänglich wirklich gut - dieser Zustand dauert eine halbe Stunde. Dann dreht er wieder auf die Nasen und ich muss kreuzen und das auch noch gegen Tidenstrom. Mit 2-3 Knoten schiebe ich mich mühsam durch die ebenfalls bremsenden Wellen. Irgendwann wird die Strömung kippen, und der Wind soll in der Nacht komplett einschlafen, dann müsste es besser werden. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

p.s.: Meine ägyptische SIM Karte ist leer, daher kann ich nicht mehr über meine normales Handy sondern nur noch über mein Iridium Satellitentelefon kommunizieren.

EL TUR

24.03.2019

Florian

Die Nacht war heftig. Bis zu 25 Knoten Wind - AUS SÜDEN!! Die Ankerbucht ist komplett offen nach Süden. Die ESPERANZA bockt die ganze Nacht, so dass ich mich schließlich in den Salon lege, da es im Bug unmöglich ist zu schlafen. Am Morgen ist der Spuk vorbei.

Die Navy hat mich gestern gebeten weiter weg von ihrer Basis zu ankern, und so verlege ich mich bei Sonnenaufgang auf die andere Seite der Hafenbucht. Heute kommt starker Wind aus Norden, daher ist ein sicherer Ankerplatz wichtig.  Noch aber ist nichts zu merken. Ich mach einige Sanierungsarbeiten- angefangen bei mir. Ich habe mir irgendwo einen Metallspan in meinem Oberschenkel eingezogen.  Kleine Operation, desinfizieren mit 77 % Rum aus San Antao/Kap Verden von Alfred Mandl, Pflaster - fertig.


Kleine Operation

Ich verliere seit meinem letzten Service Getriebeöl. Ich hoffe es ist die Ablassschraube und dichte sie mit Hanf ab. Weiter beobachten - sonst muss ich andere Dichtungen austauschen. Auch die Seewasserpumpe tropft ein wenig, was möglicherweise die Ursache dafür ist, dass der Auspuff kein Wasser spuckt. Wo Wasser raus kommt, kommt Luft hinein. Das wird auch in der nächsten Marina mit gute Ersatzteilen ausgetauscht - denn dazu muss ich wahrscheinlich das Getriebe ausbauen, denn an die innere Schraube der Wasserpumpe komme ich mit dem Schraubenschlüssel nicht heran. Ich schätze das wird bis Europa warten, denn dort bekomme ich die Dichtungen, die ich brauche (oder Hilfe, wenn´s notwendíg sein sollte.


Getriebeölablassschraube

Als ich alles wieder zusammengebaut habe, legt der Wind los. es pfeffert durch die Bucht und die ESPERANZA legt sich ordentlich auf die Seite, aber der Anker hält gut. Ich lege mich ins Bett, denn ich habe eine ausgewachsene Verkühlung mit Schnupfen, Husten und erhöhter Temperatur. Da kommt mir die Pause gerade recht.


Ankerbucht bei Starkwind

Bei über 30 Knoten Wind vor der Türe kuriere ich mich aus - nur nicht hinaus schauen, denn das schaut nicht fein aus. In Norwegen haben sie gerade ein Kreuzfahrtschiff evakuiert bei 38 Knoten Wind. Die Passagiere wurden mit Hubschraubern abgeborgen. Mich holt niemand, da muss ich leider durch!


Ohne Worte

Am Abend ist der Spuk vorbei. Die Windkapriolen sind hier wirklich unglaublich.


Am Abend ist der Sturm überstanden


Sonntag, 24. März 2019

SHAB ABU NIGARA - EL TUR

23.03.2019

Florian

Obwohl es windstill sein sollte, pfeift der Wind gehörig in der Nacht und läßt mich nicht ruhig schlafen. Am Morgen legt er sich allerdings und so gehe ich um 6:30 Uhr Anker auf und verlasse das Riff auf meiner Spur, auf der ich herein gekommen bin, denn um diese Zeit sieht man mangels genug Sonne noch keine Untiefe, also "ausgetretene Pfade" verwenden. Draußen gehts dann wie gewohnt mit Segel und Motor durch die Rifflandschaft, vorbei an El Gouna durch den Tawila Kanal, vorbei an South Qesum. Es läuft gut und so beschließe ich nicht wie geplant zur Marsa Zaytiyah am Südwesteingang zum Golf von Suez zu fahren, sondern gleich nach El Tur - also 26 sm weiter.


South Qesum


Ich kreuze die Schifffahrtslinie und komme bei vielen vielen Bohrtürmen vorbei.  Hier wird überall Erdöl gewonnen. Obwohl kein Wind geht - ja sowas gibts hier auch, ganz erstaunlich! - ist die Welle ein wenig unangenehm und bremst die ESPERANZA. Mit 4 Knoten komme ich meinem Ziel näher, das ist aber immer noch schneller als die letzten Tage beim Aufkreuzen.

Überall Erdöl- und Erdgasförderung

Es wird dunkel und ein dicker Dunst- und Sandschleier trübt den Himmel. Um 19:15 Uhr fällt der Anker in El Tur (Pos.: 28°13,760´N 33°36,896´E) und es meldet sich gleich auch die Navy und fragt, wieso ich hier ankere.  Ich teile ihnen mit, dass ich alleine bin und schlafen muss und der Wind die nächsten Tage zu stark zum Segeln sein wird. Das verstehen sie dann doch und erlauben mir zu bleiben. Na bin ich froh - ab ins Bett!

Samstag, 23. März 2019

RAS ABU SOMA - SHAB ABU NIGARA

22.03.2019

Florian

Die Nacht war unruhig, weil der Wind gepfiffen und die Ankerkette gegen die Ankersicherung geschlagen hat, obwohl ich an die Ankerkette nach 20 m eine Boje gehängt habe, damit sie sich nicht in Korallen verfängt. Dafür ist heute Morgen praktisch Windstille! Schnell Frühstück und dann um 6:15 Uhr Anker auf. Das günstige Wetter muss ich nützen. Als ich allerdings aus der Ankerbucht aufs offene Meer komme, bläst mir der Wind mit bis zu 22 Knoten auf die Nase - trotzdem weiter, zurück will ich nicht mehr. Dann schneide ich mir bei einer Wende auch noch die Zehe an der scharfen Kante meiner Passarella auf. Aloe Vera drauf, Leukoplast drüber - und passt wieder. Weiter, weiter..


Der Zeh mit blutigem Zeh

Zum Glück lässt der Wind langsam nach und es wird ein prächtiger Tag. Ich komme auch gut weiter, da sich die Welle ebenfalls legt. Insbesondere als ich in das Riffgebiet um Hurghada einfahre ist die Welle praktisch weg. Viele Tauchboote hängen an den Riffen und um 13:00 Uhr passiere ich Hurghada  - DAS Touristenzentrum von Ägypten.


Viele Tauchschiffe


Hurghada


Ich habe gestern bei der Marina Hurghada angefragt, ob sie Platz für  mich haben, aber keine Antwort erhalten. Na dann eben nicht.

Nach weiteren 7 sm komme ich zu meinem Ankerplatz - Shab Abu Nigara - ein vom Wasser vollständig bedecktes Riff. Ich ankere also mitten auf dem offenen Wasser, Pos.: 27°21,185´N 033°49,799´E.

Beim Ankern fällt mir auf, dass das erste Kettenglied am Anker schon ein wenig angescheuert ist und zur Sicherheit schneide ich die ersten drei Kettenglieder meiner Ankerkette ab - jetzt ist wieder alles schön.


Angescheuert

Der Sinai grüßt mich bereits in der Abendsonne. Es war ein guter Tag!


Der Sinai

Freitag, 22. März 2019

SAFAGA - RAS ABU SOMA

21.03.2019

Florian

Die Nacht war angenehm, aber um 5:00 Uhr - nach 9 Stunden Schlaf - bin ich putzmunter und guter Dinge. Frühstück und Aufbruch bei Sonnenaufgang. Ich will durch die schmale und seichte Durchfahrt zwischen Safaga und Geziret Safaga. Kurz vor der Einfahrt fängt mich ein Motorboot ab - Militär - ich darf nicht weiter. Ich erkläre ihm, dass ich nach Ras Abu Soma möchte und draußen am offenen Meer der Wind zu stark ist. Ich muss die Navy anfunken, erkläre ihnen meine Situation und erhalte eine Ablehnung. Jegliches Erklären und Biten ist sinnlos - ich darf da nicht durch!

Ich bitte den Soldat zu warten, und komme mit einem 20 USD-Schein zurück und bedeute ihm, dass ich bereit bin eine allfällige Transitgebühr gerne zu bezahlen. Daraufhin telefoniert er länger. Schließlich muss ich ihm meine Schiffspapiere geben und er bedeutet mir zu warten. Also lass ich den Anker fallen und warte. Nach einer guten Stunde werde ich wieder von der Navy angefunkt - ich darf durchfahren! Money Talks!


Safaga

Der Soldat fährt mit seinem Motorboot voraus und ich folge ihm und bin froh, dass er mich leitet, denn diese Durchfahrt ist sehr seicht. Allerdings verabschiedet er sich nach der Einfahrt und wünscht mir einen schönen Tag. Na gut, dann alleine weiter - Auge auf den Tiefenmesser. Bei der seichten Stelle taste ich mich Meter für Meter voran, 4 Meter, 3 Meter, 2 Meter - ich sende ein Stoßgebet zum Himmel und weniger als 1,8 Meter sehe ich nicht mehr am Tiefenmesser. Das war superknapp!


Die Navy voraus

Die Durchfahrt ist geschafft, in der Lagune pfeffern mir Wind- und Kitesurfer um die Ohren und nach einer Stunde fällt nach 9 sm der Anker an deren nördlichem Ende; Pos.: 26°50,970´N 033°58,707´E.

Ich nütze den Tag für ein Motorservice, mein Motor dankt es mir und schnurrt wieder fein. Der Wind legt bis auf 30 Knoten zu und ich kann nichts anderes tun als WARTEN!


Bis zu 30 Knoten am Ankerplatz

Aber die Surfer haben ihren Spaß (hätt ich auch an deren Stelle)

Donnerstag, 21. März 2019

EL QUSEIR - SAFAGA

20.03.2019

Florian

Die scheuernde Ankerkette weckt mich um 1/2 3 Uhr in der Nacht auf, und da ich nun wach bin, gehe ich Anker auf. So habe ich bei Morgengrauen bereits 10 sm zurückgelegt. Wieder aufkreuzen - natürlich - und eine blöde Welle dazu. Einmal überhitzt der Motor wieder, da er Luft ins Kühlsystem angesaugt hat durch die starken Wellen - naja, ich weiß ja bereits, was ich dagegen zu tun habe; Kühlschlauch abschrauben, Luft raus, wieder anschrauben fertig! (Aber lustig ist das nicht.)


Aufkreuzen gegen Wind und Welle


Es wird ein langer Tag, und zum Glück bin ich so zeitig aufgebrochen, denn sonst würde ich meinen Ankerplatz nicht bei Tageslicht erreichen. Um 16:30 Uhr fällt der Anker in Safaga (Pos.26°43,566´N 033°58,486´E) nach zurückgelegten 60 sm und Richtung Suez geschafften 40 sm. Der Hafenkapitän ruft mich gleich an und fragt mich nach dem Wohin? "Suez", teile ich ihm mit. Ich hoffe er kapiert, dass ich das nicht mehr heute in Angriff nehme, sondern mich hier vor Anker ausschlafen möchte.

Mittwoch, 20. März 2019

PORT GHALIB - EL QUSEIR

19.03.2019

Florian

Es ist nicht einfach die Entscheidung zu treffen, wann man nach Norden segelt. Der Wind kommt ausschließlich aus nördlicher Richtung und das bedeutet permanent aufkreuzen unter Motor und Segel. Aber das kenne ich ja bereits seit südlich von Suakin - also über 500sm. Dennoch - die Aussicht auf hartes Aufkreuzen lässt mich schlecht schlafen und bereitet mir Angst.

Aber wenn ich ins Mittelmeer zurück will, dann muss ich meine Angst überwinden und los - und zwar heute. Vor Angst gestorben ist auch hin. Es war zum Glück eine entspannende Zeit hier in Port Ghalib und meine "Batterien" sind halbwegs aufgeladen.

Die Coast Guard steht samt Agenten Mohammed um 8:00 Uhr pünktlich vor der ESPERANZA. Ein kurzer Check und die Coast Guard gibt mir das ok zum Auslaufen. Jetzt noch die Erlaubnis vom Hafenkapitän; auch die bekomme ich umgehend. Ich muss allerdings noch warten, bis das Tauchschiff neben mir ausläuft, denn der Wind kommt seitlich und würde mich bei "Leinen los" auf dieses drücken. Aber um 9:00 Uhr läuft das Tauchschiff aus und ich gleich hinterher. Draußen am offenen Meer empfangen mich 15 Knoten Wind und ca. 1m Welle - wie immer aufkreuzen unter Motor - wie gehabt. Anfangs mit lähmenden 3,5 Knoten, aber dann gehts immer besser und gelegentlich schaffe ich sogar über 5 Knoten. So kreuze ich dahin, versuche positiv zu denken und das ganze irgendwie zu genießen - schwierig, aber die Sonne hilft.

Am Nachmittag wird der Wind schwächer und schläft schließlich völlig ein, sodass ich die letzte 12 sm direkt Richtung El Quseir motoren kann. Um 20:30 Uhr fällt der Anker in der Bucht vor El Quseir (Pos.: 26°06,009´N 034°17,181´E);  ich habe 52 sm für die 40sm Luftlinie zurückgelegt - 12 Stunden motoren. Aber ich bin hier und bekomme hoffentlich guten Schlaf. Bei Tagesanbruch gehts weiter!


Müde aber zufrieden - und jetzt ab ins Bett!

FERTIG MACHEN

17.03.2019

Florian

Die ESPERANZA ist startklar. Ein wenig mühsam sind die Behörden. Ich will bei Sonnenaufgang los, aber die Küstenwache kommt erst ab 8 Uhr an Bord und danach muss man sofort auslaufen. Es geht auch nicht am Vorabend ausklarieren und bei Sonnenaufgang ablegen. Das kostet mich wertvolle Stunden Tageslicht, denn bis El Quseir sind es 40 sm; mit viel Glück schaffe ich das vor Einbruch der Dunkelheit.


ESPERANZA ready

Ich habe es geschafft auf dem Navigationscomputer Airmail und die Software für Iridium zu installieren - ich hoffe, also nun auch wieder am offenen Meer Wetter zu bekommen und Nachrichten absetzen zu können.


Airmail über Iridium - hoffentlich klappts!

Einfach wird mein Weg bis Suez jedenfalls nicht, denn der Wind kommt ausschließlich aus Nord - das  Rote Meer ist wirklich wirklich mühsam. Wie sagt Paolo so schön - Mare die Merda!

Dienstag, 19. März 2019

SIGHT SEEING

07.- 13.03.

Florian

In Ägypten will ich mir ein wenig das Land anschauen und auch weg vom Schiff kommen. Und wie der Zufall so spielt, lerne ich Mustafa kennen, der eine Reiseagentur hat. Er soll ein Auto von Kairo überstellen und ich arrangiere, dass ich mitfahren darf. So fliege ich bei Morgengrauen nach Kairo und fahren mit dem Auto wieder zurück nach Süden.

Kairo streifen wir nur und die Pyramiden sehe ich nur aus der Ferne aus dem Flieger; das habe ich mir ein wenig anders vorgestellt.


Ein bisserl Pyramiden

Aber vielleicht ergibt sich ja die Gelegenheit Kairo und die Pyramiden richtig zu besichtigen, wenn ich in Suez bin.


Mit bis zu 180 Sachen nach Süden, Auto überstellen

Egal - in Safaga, wo wir das Auto abliefern, buche ich eine richtige Tour. Mit dem Auto geht es diesmal quer durch die Wüste nach Luxor. Und diesmal sehe ich genug historische Stätten - Tal der Könige, Tempel der Hathsepsut, Luxortempel, Karnaktempel, etc, etc).


Was mich beeindruckt ist die Qualität dieser um die 3 - 4000 Jahre alten Gebäude, Malereien und Statuen.




Und die Größe - man hat damals geklotzt und nicht gekleckert.




Groß!

Mein Führer vor Ort - Amro - spricht tadellos Deutsch und kennt sich wirklich aus. Wer hierher kommen möchte, dem kann ich Amro nur empfehlen.


 Amro Kamel - Tel/Whatsapp: +201002842620


Um den Nil ist Ägypten grün und eine Wohltat für die Augen nach all der Wüste. Omnipräsent sind aber auch Polizei und Militär - und Straßenhändler, die einem unentwegt irgendetwas verkaufen wollen.


Am Nil - endlich Blumen und Farben!


Ich segle am Nil mit einer traditionellen Felucca; wirklich interessante Boote.


Felucca

Erfahrungsaustausch von Kapitän zu Kapitän


Vor allem aber genieße ich Land unter den Füßen zu haben, in Hotels zu übernachten, gut zu essen und nicht an Wind und Wetter denken zu müssen - das kommt eh in Kürze wieder auf mich zu.


Luxor




Sonntag, 17. März 2019

ÖSTERREICHER

14.03.2019

Florian

Reini Gelder, berühmter österreichischer Segler, hat seine MANGO ROA hier "geparkt" - eine Rennyacht. Er ist mit ihr die Strecke von den Malediven bis hierher in 18 Tagen gesegelt - gewaltige Leistung! Und ich habe ein Packerl Manner-Schnitten von ihm bekommen. Reini ist ein supernetter Kerl und Hut ab vor seinem seglerischen Können.




Das Wetter ist trüb, nördlicher Sandsturm verdunkelt den Himmel. Ich bleib noch ein wenig hier. So wie´s derzeit ausschaut komm ich nächste Woche weiter, da soll es sogar gegen Ende der Woche Südwind geben. Na ich werd´s beobachten.

Trüb vom Sandsturm


Ach ja, und bei meinem Kampf gegenan, als der Bug der ESPERANZA wieder einmal in die Welle gekracht ist, hat es mir einen Teil des Grätings am Bugspriet weggerissen. Das muss bis in die Türkei warten für die Reparatur. Hier in Ägypten gibt´s keinen geeigneten Tischler, der das nachbauen könnte.


Da brauch ich neues Gräting

Freitag, 15. März 2019

PORT GHALIB, DIE MARINA

13.03.2019

Florian

Einige Informationen für Segler über die Marina. Sie bietet guten Schutz, aber sonst nichts. Nicht einmal WC und Duschen gibt es. Die eingemietete Tauchschule lässt mich die Mitarbeiterduschen benützen und das WC des Hotelrestaurants ist immer offen. Man muss sich eben zu helfen wissen. Im Hotelrestaurant darf man um 200 ägyptische Pfund (umgerechnet 10 EUR) das Abendbuffet  genießen, das so-la-la ist - aber Weltklasse gegen Suakin. Im Einheimischenrestaurant gestern habe ich 80 ägyptische Pfund für das tolle Essen bezahlt.

Über die diversen Gebühren beim Einklarieren gab es einige Unzufriedenheit und die wurde heute gegenüber dem Geschäftsführer von Nascotours Mohamed Waleed geäußert, der zu einer Besprechung kam. Mr. Waleed kann aber nichts dafür, wenn die ägyptische Regierung die Gebühren anhebt bzw. die Gebühren nunmehr auch in Port Ghalib einhebt, wie in den weiter nördlich gelegenen Häfen (Hurghada), was bislang offenbar nicht üblich war. Mich hat das Einklarieren in Summe US$ 380 gekostet.





Die Marina kostet US$ 300 pro Monat (das ist die Winteraktion), 12 Tage kosten so viel wie ein ganzer Monat, also gleich Monat nehmen.#

Falls man einen anderen Hafen anläuft werden wieder Gebühren fällig - offenbar ausschließlich Agenturgebühren, da man sich bei der Küstenwache melden muss und das scheinbar von einem Agenten gemacht werden muss. Mr. Waleed meint Hurghada würde etwa 100 US$ kosten. Ankert man nur in Buchten, kostet es nichts extra - dafür bekommt man ja das Sailing Permit.

Und was das Ausklarieren und der Suezkanal-Transit kostet weiß ich noch nicht, werde ich aber auch berichten.

Also - Ägypten nicht billig - aber ich komme eben immer näher zu Europa. Und das ist ein gutes Gefühl!