7.11.2017
Martina
Der heutige Tag hat gut begonnen. Die Arbeiten auf der
Esperanza laufen planmäßig und wir werden bis Freitag gut fertig.
Um 15 Uhr beginnt ein Wettervortrag von der Go West Rally. Das
australische Wetter hat seine Tücken, doch es gibt angeblich viele
Möglichkeiten gut informiert und vorbereitet einen Segeltag zu beginnen und zu
beenden. Internetverbindung ist Voraussetzung, um an die Infos zu gelangen. Wenn
man dann die Wetterwarnungen ernst nimmt, sollte man auf der sicheren Seite
sein.
Am frühen Abend verabreden wir uns mit Silvia und Benu von
der SY Quo Vadis, um die in der Rally pro Schiff inbegriffene Fischplatte
gemeinsam in der „Sailers Cove“ zu genießen. Die Sailers Cove ist ein
überdachter Sitzbereich mit Tischen, Sesseln, Kühlschrank, kleiner Küche mit
Geschirr und Gasgriller in der Marina. Dieser Bereich steht allen frei zu
Verfügung.
Kaum haben wir die Marina erreicht, ziehen mächtige und
bedrohliche Wolken rasch vom Festland Richtung Meer. Die ersten Blitze erhellen
den Himmel in der einbrechenden Dämmerung. Florian läuft noch schnell zur
Esperanza zurück und zieht den Bordstromstecker vom Landstrom und schraubt die
Antennenkabel an Bord auseinander. Sicher ist sicher, wir wollen keinen weiteren
Blitzschlag auf der Esperanza.
Er kommt schon etwas nass zurück, aber kurz danach geht es
erst richtig los. Heftiger Wind peitscht enorme Wassermassen vertikal durch die
Marina.
Die beiden auf der Wiese stehenden Zelt sind nicht zu retten, bei der zweiten
heftigeren Böe fliegen sie davon. Es geht alles so schnell, dass kein Abbauen
mehr möglich war.
Wir schauen staunend und fasziniert dem Wetterschauspiel zu.
Ein Blick über die Boote an den Schwimmstegen beunruhigt uns. Hoffentlich
halten unsere Festmacherleinen und die Schwimmstege diesen Belastungen von bis
zu 70 Knoten Wind stand. Kaum gedacht, sehen wir einen Katamaran der Rally vor
unserem Steg in leichter Schräglage treiben. Es ist offensichtlich, dass sie
ein Problem haben, und Florian läuft zum Stegende, um Hilfe anzubieten. Die
Sturmgeräusche sind zu laut, der Kat ist zu weit weg, sie können einander nicht
hören.
Hilfe ist bereits telefonisch angefordert, aber es geht
alles sehr schnell. Hilflos müssen wir zuschauen wie sich der Kat immer mehr
auf die Steuerbordseite neigt, und nach weiteren 10 Minuten ist klar, dass
Schiff wird sinken.
Die Eigentümer haben bereits ihr Beiboot gewassert und
stehen mit ihren Rettungswesten an Deck, bereit das Schiff jederzeit zu
verlassen. Zwei Motorboote versuchen den Kat aus der Schifffahrtslinie in den
Uferbereich zu schleppen, um einen Totalverlust zu verhindern.
Gebannt stehen
viele Segler und wir können unsere Tränen bei dem Anblick der rasant sinkenden
Yacht nicht verbergen.
In der Zwischenzeit läuft die Hilfsorganisation an, wir
sammeln Gewand, Handtücher, Essen, Tee und alles, was uns so einfällt unter den
Seglern ein. Das Ehepaar konnte ihren sinkenden Kat gesund und unversehrt
verlassen. Es gelingt bis spät am Abend den Kat in den Uferbereich neben der
Marina zu schleppen, dort zu vertäuen und vor dem völligen Absinken zu sichern.
Es gibt genug Freiwillige, die das Schiff in der angebrochenen Nacht vor einer
möglichen Plünderung bewachen. Die Besitzer stehen natürlich unter Schock,
werden bei Segelfreunden gut untergebracht, und so können wir vorerst nicht
mehr für die Beiden tun.
Eines ist uns bewusst geworden, dieses Wetter, wir haben die
Wetterseiten 2 Stunden davor bei dem Vortrag online besucht, war bei weitem nicht
in der Stärke vorausgesagt. Die bedrohlichen Wolken haben wir ca. 30 Minuten
davor gut gesehen, also wir müssen wachsam sein und das Wetter sehr gut
beobachten.
Meine Güte.... Seid behütet! Und euer Schiff auch.
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