03./04.10.2017
Florian
Der Süden von Noumea ist abgehakt, also gehts nun nach Norden. Wir fahren an der Westküste bis La Foa durch steppiges trockenes Land.
Dann überqueren wir die Insel Richtung Canala. Dabei fahren wir in Kanaken-Land. Die Kanaken
sind die Ureinwohner von Neu Kaledonien (Nein, Kanaken ist kein Schimpfwort hier - politisch alles korrekt). Auf einmal sieht es wieder so aus wie in der Südsee - tropischer Regenwald (wenn auch nicht ganz so üppig), viel grün - es gibt ihn also auch hier. Canala liegt an der Ostküste und in der Touristeninfo in La Foa warnt man uns, dass wir hier auch unfreundliche Kanaken treffen könnten.
Der Hintergrund liegt in der Geschichte Neu Kaledoniens. Frankreich nahm Neu Kaledonien 1853 in Besitz. 1863 entdeckte der Franzose Jules Garnier hier Nickel, und Nickel wird insbesondere zur Herstellung von Edelstahl bzw. Nirosta benötigt. Der Vorteil in Neu Kaledonien ist, dass man das Nickelrohmaterial hier im Tagbau abbauen kann und etwa 10 % des Weltvorkommens an Nickel hier liegt. Die Urbevölkerung der Kanaken hatte leider kein Verständnis dafür, dass Frankreich Stück für Stück ihre Insel abgräbt, also waren Konflikte vorprogrammiert. Gab es 1853 schätzungsweise 60.000 Kanaken, so waren es 1907 nur noch etwa 27.000. Blöd auch, dass die Nickelförderung erhebliche Gesundheitsschädigungen mit sich bringt, und die Arbeiten natürlich insbesondere von den Kanaken durchgeführt wurden.
Von 1984 -1988 gab es einen Aufstand der Kanaken gegen die Franzosen - und zwar insbesondere in dem Gebiet um Canala und Thio - und genau dort wollen wir hin. Die Menschen, die wir begegnen sind jedoch allesamt ausnehmend freundlich zu uns, womöglich auch, weil wir offensichtlich keine Franzosen sind.
Die Straße von Canala nach Thio ist abenteuerlich und darf zu geraden Stunden nur nach Süden und zu ungeraden Stunden nur nach Norden befahren werden, da ein Teil lediglich einspurig - und zwar wirklich nur einspurig - ist.
Wir kommen trotz einiger Berührungen der Bodenplatte unseres Mietautos mit dem nickelhaltigen Boden gut in Thio an und finden bei Nadesch und Christian ein der Gegend entsprechendes Quartier für die Nacht.
In Thio war die erste Nickelmine von Neu Kaledonien, die (s.o.) Jules Garnier errichtet hat. Thio hatte vor den Unruhen zu seinen besten Zeiten 11.000 Einwohner, heute sind es noch etwa 2.700. Ein Ergebnis der Unruhen war, dass 1998 ein Abkommen unterzeichnet wurde, wonach Neu Kaledonien zwischen 2014 und 2018 über seine Unabhängigkeit von Frankreich abstimmen darf. Angeblich findet die Abstimmung im Oktober 2018 statt. Erstaunlich ist, dass sich der Nickelgehalt im Erdreich von früher 2-3 % auf nunmehr nur noch unter 0,5 % reduziert hat. Die Nickelproduktion ist also bei weitem nicht mehr so lukrativ wie früher. Schon ein interessanter Zufall, wie das mit dem Unabhängigkeitsreferendum zusammenfällt.
Man sieht die Wunden, den der Nickelabbau in der Natur hinterlassen hat: "geköpfte" Berge und aufgerissene Berghänge - dafür hat Neu Kaledonien verglichen mit etwa Vanuatu oder Tonga einen weit höheren Wohlstand - es gibt eben nichts gratis.
Zurück geht es für uns von Thio an die Westküste nach Boulouparis, vorbei an markanten Kanakenhütten - sehen aus wie Schlumpfhütten, kreisrund mit Palmdächern.
Es wird wieder karger und bald hat uns die Steppe der Westküste wieder und wir finden zurück nach Noumea zu unserer ESPERANZA.
Und welche Sprache sprechen die Kanaken? Kanakisch??? Bei uns sagen die jungen Deutsch-Türken mit geringer Schulbildung, daß sie kanakisch sprechen. Das ist so ungefähr Deutsch mit sehr hartem Akzent. Sollte es also etwa zwei Sprachen auf der Welt geben, die gleich heißen, aber nichts miteinander zu tun haben?
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