Sonntag, 3. Dezember 2017

KEPLER CHALLENGE

02.12.2017

Florian

Ein bisschen verrückt muss man schon sein, um an der Kepler Challenge http://www.keplerchallenge.co.nz/ teilzunehmen, aber daran fehlt es bei mir ja nicht, also habe ich mich entschieden den Kepler Track zu laufen. Da ich keine Startnummer mehr bekommen habe (bei 450 Startplätzen sind die Startnummern jedes Jahr nach ca. 3 Minuten ab Freigabe im Internet ausverkauft), laufe ich eben ohne, der Kepler Track ist ja ein öffentlicher Wanderweg. Die Eckdaten: 60 km Rundkurs, niedrigster Punkt ca. 100 m, höchster Punkt etwa 1.450 m und auch dazwischen viel rauf und runter.

Der Wecker ist auf 5:00 Uhr gestellt, damit ich um 5:30 Uhr, vor dem offiziellen Start um 6:00 Uhr loslaufen kann. Aus irgendeinem Grund hat der Wecker aber offenbar nicht geläutet, jedenfalls ist es 6:30 Uhr, als ich die Augen aufschlage.

Um 6:55 Uhr - also fast eine Stunde nach dem Start des Laufs - nehme ich mein Kepler Abenteuer in Angriff. Eine kleine 350 ml Wasserflasche in der Hand und 6 Müsliriegel in der Hose  geht´s los.
Der Lauf wird gegen den Uhrzeigesinn gelaufen. Die Strecke ist wunderschön und führt zunächst eben durch Wald, dann steil hinauf über die Baumgrenze. Bei den offiziellen Verpflegungsstellen fragt man mich nach meiner Startnummer, und ich teile immer mit, dass ich nur einen Morgenlauf mache, und bekomme auch ohne Startnummer Wasser zum Auffüllen meiner Wasserflasche. Nach etwa 2 Stunden habe ich die ersten Läufer erreicht. Es geht über hochalpine Lagen. Kea Papageien fliegen um uns herum und der Wind pfeift heftig und eiskalt. Ich friere, doch irgendwann habe ich den höchsten Punkt 1.450 m überquert und es geht steil bergab. Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit und schon stolpere ich über einen Stein und lande unsanft auf dem steinigen Pfad - zum Glück ist außer ein paar Schrammen an den Handflächen nichts passiert.

Es läuft gut, ich überhole und überhole und glaube ich habe meine neue Sportart - Langstrecken -Trailrunning - entdeckt. Nach 4 Stunden bin ich wieder herunten auf 150 m und bei 30 km, somit bei der Hälfte. Und da trifft mich der Hammer! Die Beine wollen nicht mehr so richtig und ich muss Gehpausen einschieben. Bei 33 km stoße ich auf einen völlig erschöpften Läufer, der sich übergibt und dem im Kopf kalt ist - klarer Fall von dehydriert und überanstrengt. Ich nehme seinen Laufrucksack und gemeinsam mit einem anderen Läufer gehen wir zur nächsten Verpflegungsstelle bei 36 km. Wenngleich mich das ca. 20 Minuten kostet, ist es doch eine willkommene Pause, aber jetzt muss ich wieder laufen.

Nach der Marathondistanz von 42,195 km habe ich eine Zwischenzeit von 5:57 Std. Ich kämpfe: gehen - laufen - gehen - laufen; nur nicht stehenbleiben. Bei 50 km ist der erste Parkplatz und dort steht Babsi mit Banane und Magnesiumdrink - genau was ich jetzt brauche.

50 km (nicht ich)
Sie fragt mich, ob ich hier aussteigen möchte. "Wenn ich weiterlaufe, ärgere ich mich eine Stunde über mich, aber wenn ich aufhöre, ärgere ich mich mein ganzes Leben über mich", ist meine Antwort. Die letzten 10 km sind eine Tortur - wie eigentlich eh schon seit 30 km, aber irgendwann sind es nur noch 3 km und man hört schon den Zielsprecher. Endspurt geht immer (wenngleich man diesen bei mir heute von außen nur daran erkennen kann, dass ich laufe und nicht gehe). Und dann sehe ich das Ziel,


verlasse den Zieltrichter

Neben dem offiziellen Zieleinlauf
und laufe neben dem Zieleinlauf nach 8:15 Std. in mein persönliches Ziel

Mein privates Ziel
- fertig - fix und fertig!! (aber glücklich und zufrieden). 8:20 min/km Schnitt und laut meiner Laufuhr 5227 kcal verbrannt.



Geschafft!!
kurz  halten die Beine noch
Martina und Babsi empfangen mich mit warmer Kleidung und Verpflegung.

Beine fertig - und die beste Nach-Wettkampdbetreuung von meinem Schatz!!
Ich denke es war der härteste Lauf, den ich bislang gelaufen bin - und mit 60 km mit Abstand der längste; bislang bin ich ja "nur" einige Marathons gelaufen.

Nach einem kurzen Reinigungsbad im kalten See brechen wir auf und finden nach einer knappen Stunde in Mossburn einen Campingplatz für die Nacht. Ich bin aufgebahrt im Heck und beim Abendessen sind meine Beine schwer wie Blei.

Beine hochlagern - sooo gut
Na schau ma, wie es mir morgen geht...


p.s.: Danke für Robben- und Hobbitsnachhilfe. Ich lerne immer gerne dazu, insbesondere, wenn es sich um die wesentlichen Dinge im Leben handelt, wie hier. Wir haben also Seelöwen gesehen und die Lebewesen (es sind ja wohl keine Menschen) im Auenland sind (kleinwüchsige) Hobbits und keine Zwerge.

5 Kommentare:

  1. Sehr starke Leistung!!! Bin echt stolz auf dich!!

    AntwortenLöschen
  2. Aus diesem zähen (ZEHen), kampfwilligen Holz waren die grossen Helden der Geschichte gemacht! Unglaubliche Leistung (auch mental)! Gratuliere!!!

    AntwortenLöschen
  3. Z E H - ist und bleibt - Z A E H !

    Liebe Grüsse an EUCH ALLE
    Marlene aus dem verschneiten Annaberg

    AntwortenLöschen
  4. Respekt, Florian!

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.