Donnerstag, 7. November 2013

ÜBERFAHRT 5. TAG (Als der Wind kam)

Florian:

Vorweg - Andreas danke für die netten SMS Wünsche aus Frankfurt/Main auf unser Iridium - hat uns sehr gefreut!

Wir haben schon länger kein Schiff mehr in der Nähe, die fahren alle an der afrikanischen Küste entlang. Also perfekte Gelegenheit zum Ausprobieren unserer Signaleinrichtungen. Der Signalstift ist zum Vergessen. Die Leuchtkapseln sind oben aufzudrehen und wenn man abdrückt zerreißen sie zwar mit einem lauten Knall, aber weder fliegt eine Leuchtkugel noch läßt sich anschließend das völlig zerstörte Plastikgewinde der Leuchtkapsel aus dem Signalstift drehen - also unbrauchbar. Mit der Leuchtpistole geht es ähnlich - lauter Knall, ordentlicher Rückstoss aber keine Leuchtrakete - dafür ist das Entladen kein Problem. Wir werden versuchen uns auf den Kap Verden neue Signalraketen zuzulegen (nur zur Klarstellung: wir haben natürlich weiß geschossen).

Die Wettervorhersage hat dann endlich - und erstaunlicher Weise - gestimmt. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag sind wir ja teilweise nur mit 3,5 - 4 Knoten weitergekommen. Uns war dadurch klar, dass ein Ankommen am Samstag bei Tageslicht nicht mehr möglich sein wird. Doch ab Donnerstag früh bließ der Wind mit 20 Knoten von Achtern und unsere ESPERANZA zeigte sich sportlich. Das Mittgsetmal ergab dann sogar noch 133 sm. Und es sollte so bleiben, mit zumindest 6 Knoten (Spitzen bis 8 Knoten) gings Kurs 212° - Südsüdwest. Natürlich baute sich durch den starken Wind eine tadellose Welle von 2-3 Meter auf, sodass die Fahrt ruppiger wurde (das Müsli landete auf meiner Hose und ich habe statt Martina gekocht - also die restlichen Spaghetti vom Vortag aufgewärmt).

So gings in die Nacht auf Freitag. Immer wieder ein Brecher von Backbord achtern aufs Schiff, immer wieder ein lässiger Drift mit unseren 16 Tonne die Welle hinunter - Schlafen? schwierig! Bei meiner ersten Wache klopft es plötzlich schnell, unregelmäßig und heftig an Deck. Keine Ahnung was jetzt los ist. Ich denke nur - irgendetwas gerissen? Ich zisch den Aufgang hinauf - da hüpft ein fliegender Fisch wie verrückt an Deck herum. So unsportlich wollten wir auch keinen Fisch fangen - also Fisch-Rettungseinsatz und ab zurück ins Wasser mit ihm (da stinken die Finger anschließend ganz ordentlich von diesen fliegenden Fischen).

So geht es durch die Nacht. Schon erscheint es wieder möglich doch noch bei Tageslicht am Samstag anzukommen. Kommt mir vor wie bei meinen Laufwettkämpfen - langer heftiger Endspurt (wen´s interessiert: nachzusehen im Internet auf U-Tube unter Florian Zeh: z.B. mein Finale über 1500m bei der Masters-EM in Zittau letztes Jahr). Bisheriges Rekordetmal der ESPERANZA 150 sm; ob wir das brechen können? Es wird sehr, sehr spannend.

Position 08.11.2013 07:54 Uhr: 19°25,5´N 021°20,8´W, noch 178 sm vor uns.

1 Kommentar:

  1. wir segeln mit euch und wünschen alles gute . gut wind .
    Marlene und peter

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