Sonntag, 10. November 2013

MARTINA´S ATLANTIKÜBERFAHRT NR°2

Tagelang haben wir schon die Wettervorhersagen beobachtet, und sind nach einigen, durchaus hitzigen Diskussionen zu dem Entschluss gekommen aus Rücksicht auf meine Seekrankheit einen Stop in der Südbucht von Fuerteventura zu machen und dann den Schlag in den Süden von Gran Canaria. Wie ihr wisst, war ja dann doch alles ganz anders und ich stand jetzt da, statt 7 Sm und dann ankern wurden es 844Sm, ich hatte natürlich keine Tablette genommen, wofür auch, diese 7Sm gehen wirklich ohne. Haare waschen wäre auch noch dringend für Gran Canaria geplant gewesen. Fette Haar` - na wunderbar!!! Bei angesagter Windstille segelten wir am 1.Tag mit 6Kn und nur diesem kleinen Fetzerl Genua Richtung Kap Verde.


Also rein mit den neuen Tabletten und nichts wie durch. STUGERON 75mg hat mir eine Schweizerin empfohlen, macht müde aber es wirkt. Sie hatte Recht, es hat mir sehr geholfen, ich war gut drauf. So muss es sich anfühlen, wenn man Drogen genommen hat. Ich war ferngesteuert, matschig, willenlos, und mein Kapitän hat das nicht ausgenützt ;-)) Am 2.Tag hat sich der Wind und die Wellen so eingespielt, dass sich in mir das schier unglaubliche Gefühl breit gemacht hat, diese Fahrt ist richtig schön, und wenn`s so weiter geht kann`s auch länger dauern. Ich bin dann auf die spanischen Tabletten CINFAMAR CAFEINA (Wirkstoff Dimenhidrinato/cafeina) umgestiegen, die sind etwas schwächer und machen nicht so müde.

Wie schaut so ein Bordalltag aus: Florian pflegt seinen Bart; wenn die Feuchtigkeit der Nacht von der Sonnen aufgetrocknet ist, gibt es ein Sonnenbad; die Angeln werden ausgebracht, lesen, schlafen, tratschen. Es war so perfekt, wir hatten Spaß an Bord, die Nachtwachen waren kein Problem, ich konnte uns täglich etwas frisches kochen. Wir haben DVD geschaut und ich konnte lesen - ja genau, das wär`s!!!





Ab dem 4.Tag wurde der Wind stärker, die Welle baute sich auf, und auch die vorhergesagte Kreuzsee kam leider, und jetzt wurde es wieder ruppig. Wieder die stärkeren Tabletten einwerfen, denn jetzt möchte ich auch nicht mehr Seekrank werden. Mit einem guten Schlaf ist es jetzt wieder vorbei. Die Esperanza kämpft sich tapfer durch die mittlerweile zu 2-3m aufgebauten Wellenberge, es knarrt im Gebälk, das Geschirr fährt in den Küchenkasterln hin und her, es klopft und schlägt, aber wir sind schnell, und wir beginnen mit einer Ankunft am Samstag den 9.11. zu spekulieren. Immer wieder lachen wir über uns, dass der Weg noch immer nicht das Ziel ist, aber unter diesen Bedingungen gibt es wenige die sagen würden, „segeln ist so schön und entspannend“. Ich behaupte einmal, „wer das sagt, der lügt“. Wir haben mit vielen Blauwasserseglern gesprochen und alle haben uns versichert, dass sie die Langfahrten nicht wollen.

Am Freitag den 10.11. hat mich dann eine Welle k.o. geschlagen. Immer eine Hand für`s Schiff habe ich nicht befolgt, und schon kam ein Haken von BB und ich bin  geflogen. Ich dachte noch, das geht sich aus, mit angespannten Oberschenkeln gegen den Navitisch kann ich mich schon retten. Das hätte auch geklappt, aber dass es mir den Kopf gegen das Funkgerät schleudern wird, dazu hatte ich zu wenig Zeit zu denken. Florian war gerade draußen, um die Angel einzuholen, und mir war gleich klar das kann eigentlich nur eine Platzwunde sein. Es war schon finster und ich konnte nicht sehen, ob ich blute, aber ich habe sicherheitshalber schnell eine Küchenrolle auf mein Auge gedrückt. Ich jammere vor mich hin, Florian bekommt draußen überhaupt nichts mit, ich rufe ihn, er ist leicht verärgert, weil er dachte ich mache mir schon wieder Sorgen, ob er eh nicht ins Wasser gefallen ist. Erst als er wieder ins Schiff kommt sieht er was passiert ist. Erste Reaktion: „Platzwunde, die ist so groß, die gehört genäht“. Na perfekt! Bei dem Wellengang, so knapp am Auge will er mich jetzt zusammen flicken, vielleicht auch noch ohne örtliche Betäubung, nein, nein, nein, das kommt ja überhaupt nicht in Frage! Lieber eine Piratennarbe am linken Auge. Raus mit der Erste Hilfe Box, Desinfektionsmittel, steriles Verbandmaterial und Steri-Strips, das Ganze noch mit einem Pehahaft Verband über den Kopf gebunden. Mein Kopf brummt, das Genick ist beleidigt und die Wunde schmerzt, ich zittere am ganzen Körper. Florian „schickt“ mich schlafen, heute keine Nachtwachen für mich, ich versuche zu protestieren, aber Florian meint ich habe sicher auch einen Schock, es ist besser wenn ich liegen bleibe, er macht die letzte Nacht schon alleine.



Wir kommen unter diesen Bedingungen ganz gut durch die letzte Nacht. Die Esperanza fährt wie ein Speedboot mit bis zu 9,9 Kn die Wellenberge hinunter, und wir erreichen überglücklich den Hafen von Palmeira auf der Insel Sal auf den Kap Verden. Afrika, wir sind da!!!
Neben uns liegt der Trimaran Equinox von den Niederländern Renzo und Edith, die wir schon von La Graciosa kennen. Wir trinken bei uns einige Gläser Rotwein und fallen um 21h ( UTC -1) überglücklich in einen wohlverdienten Entspannungsschlaf.

Alles in allem, war es trotzdem eine bessere Überfahrt als von Gibraltar zu den Canaren.

3 Kommentare:

  1. Hallo du Arme :-( hoffe dir geht es besser und du hast nicht zu viel Kopfweh,. Bin erleichtert das es nur "" eine Platzwunde "" ist hätte schlimmer ausgehen können. Schick euch viele liebe Grüße und eine angenehmere Weiterfahrt. Bussal Sabine

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  2. Das war ja wieder einmal aufregend! Gratulation zur Ankunft auf den Kap Verden! Auf Wiedersehen in zwei Wochen Mutti

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  3. Gratuliere, wieder ein Stück geschafft - und die Strecken werden immer länger! Ich wünsche euch, dass sich alle eure Verletzungen mit Pflaster heilen lassen! Lisi hat sich mit dem Stabmixer fast den Finger abgeschnitten - hat auch ein Pflaster gereicht. Jetzt wünsch ich euch genussvolles Afrika! Maria

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