Sonntag, 6. Oktober 2013

Überfahrt Gibraltar - Kanarische Inseln

Florian:
Heute ist der dritte Tag. Wir haben bislang 265 sm zurückgelegt; in 35 sm haben wir Halbzeit. Bislang sind wir 20 Stunden unter Motor gefahrn und auch jetzt läuft die "eiserne Genua", da der Wind sich wieder einmal nicht an seine Vorhersage hält.

Die erste Nacht nach Gibraltar war angenehmer  Segelwind und wir sind rasch mit guten 5 Knoten voran gekommen. Nach meinem ersten Wachantritt um 23:00 Uhr (Martina macht die Wachen 20:00 - 23:00 und 02:00 bis 05:00 Uhr; ich mache demnach die Wachen 23:00 - 02:00 und 05:00 - 08:00 Uhr) erschienen hinter dem Horizont viele helle Lichtscheine. Um 0:00 Uhr konnte ich dannn die ersten Fischer ausmachen und um 0:30 Uhr hat es ausgesehen wie auf der Südosttangente bei Nacht; eine Phallanx von ca. 30 Fischerboote vor uns aufgereiht. Na super - wo sind die Netze, wie weit sind die weg, wohin fahren die?? Natürlich ist niemand mit AIS ausgerüstet. Ich wecke Martina und gemeinsam bahnen wir uns den Weg durch die "feindlichen Linien". Plötzlich taucht ein miserabel beleuchtetes Fischerboot nur ca.100m vor mir auf und kreuzt unseren Kurs; der Schreck ist groß; als er vorbei ist leuchtet er mit einer Taschenlampe herüber, ich leuchte verärgert zurück. Auch blau blinkende Bojen leuchten vielfach - auch ganz nah; Markierungen von Treibnetzen - ein Slalomritt durch die Nacht.

Am Morgen um 8:30 Uhr nach unseren ersten 24 Stunden haben wir 110 sm zurückgelegt. Dann schläft der Wind ein und um 12:00 Uhr Mittags starten wir den Motor; Batterien laden und dem Wind entgegenfahren. Um 14:00 Uhr gehts dann wieder mit Wind.

Auch die zweite Nacht ist der Wind hervorragend für unsere ESPERANZA; 10-12 Knoten scheinbarer Wind aus 90° Steuerbord; wir "fliegen" mit 5 - 6 Knoten durch die - diesmal ereignis- und mondlose - Nacht. Der große  Wagen, den ich noch überall auf der Welt gesucht habe, da er bei uns in Annaberg über den Hennesteck steht, taucht erst um ca. 5 Uhr Morgens auf und "fährt" senkrecht den Nachthimmel hoch.

Und dann ist auch die zweite Nacht vorbei und das Log bestätigt uns um 8:30 Uhr gute 118 sm für die zweiten 24 Stunden seit Gibraltar.

Leider legt sich der Wind am Morgen wieder und wir schaukeln was das Zeug hält. Wer sich im Prater an den TAGADA erinnern kann (eine große schief stehende Schüssel, die rotiert und hüpft und in der die Mitfahrenden auf eine Bank am Rand sitzen) - so geht´s bei uns zu. Das zermürbt. Unser Feldstecher fliegt durch die Gegend, zertrümmert ein Okular und funktioniert jetzt nur noch als Fernrohr.  Und Martina hat ein Stimmungstief, das ich mit Umarmen, Sonne, Schokolade und Orangen (Vitamin C) zu vertreiben versuche. Einfach ist diese Überfahrt nicht. Es kostet viel physische und psychische Kraft mit der Angst, dem Geschaukle und der Ungewissheit fertig zu werden. Aber da heißt es die Zähne zusammenbeissen - oder wer will auch den Hintern zusammenzwicken - und durch - ab heute Abend geht es "bergab", dann haben wir die Hälfte hinter uns.

Unsere aktuelle Position: 33°35,2´N; 009°31,9W

Bitte weiter für uns Daumen halten und beim lieben Gott ein gutes Wort für uns einlegen!!

3 Kommentare:

  1. So toll es auch sein mag. das wäre nix für mich. Hut ab vor Martina !!

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  2. mir wird schon beim lesen ( ich fühle und ängstige mit ) schlecht . auch ich wäre kein guter seemann .meine wünsche an euch sind in der bruder klaus kirche deponiert .
    lg Marlene und Peter

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  3. Wünsche euch für die restlichen Tage den passenden Wind und gutes Wetter. Wie aktualisiert ihr eigentlich eure Internetseite. Schickt ihr die Texte per Satelitentelefon nach Österreich und da gibt sie wer ein? Lg vom Traunsee Alfred

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