Sonntag, 12. August 2018

INDONESISCHE BERGWEISHEITEN

11.08.2018

Florian

Um 3:45 Uhr plärrt also der Muezzin vom Turm und uns aus dem Schlaf, keine allzu gute Vorbereitung auf eine Bergtour. Ich will auf den Ili Boleng, mit 1657m der höchste Berg von Adonara, ein Vulkan und 1991 zuletzt ausgebrochen (da hat er seinen halben Gipfel verloren).


Vulkane sind momentan ein wenig sensibel nach den Erdbeben auf Lombok - wird schon nichts schiefgehen. Martina bringt mich um 6:30 Uhr an den Strand und mit dem Mopedtaxi geht es 10 km nach Lamalota auf ca. 550 HM.

Mopedtaxi

Lamalota

Von dort an bin ich per pedes unterwegs. Der Weg ist abenteuerlich und ab 1000 HM nicht mehr vorhanden, so muss ich mich mit Händen und Füssen den Berg teilweise durch hüfthohes Gras hinaufarbeiten. Bei gefühlten 120 % Luftfeuchtigkeit zerrinne ich, aber schwitzen kann ich ja ganz gut.

Guter Weg

Kein Weg

Dann bin ich am Kraterrand und schaue in das tiefe Loch, das der letzte Ausbruch hinterlassen hat. Derzeit schlummert der Vulkan, also kein Rauch und nichts. Ich marschiere den Kraterrand hinauf zum Gipfel. Nach 1:30 Std. stehe ich ganz oben und habe von 1657 m einen fantastischen Ausblick auf die Inselwelt, den ich länger genieße.

Das große Loch

Hinauf zum Gipfel

Gipfelsieg
Tolle Inselwelt der kleinen Sundainseln

Zum Abstieg möchte ich auf der anderen Seite hinunter. Ich sehe Pferde in der Senke neben dem Gipfel, es muss also irgendeinen sinnvollen Weg hinunter geben. Gesagt getan - hinunter gehts wieder durch steiles Wiesengelände ohne Weg. Dann komme ich in den tropischen Regenwald und es wird weniger lustig. Überall dichteste Vegetation teilweise mit heftigen Stacheln - kein Spaß. Ich entschließe mich ein ausgetrocknetes Bachbett zu verfolgen - Bach, Wasser, Zivilisation - so stehts im Überlebenshandbuch der britischen Armee. Was dort nicht steht, ist dass man da auch Wasserfälle hinunterklettern muss - nicht ganz witzig. Auf 1200 HM wird es zu dicht und ich bin eh schon zerschunden. Also umdrehen. Eine alte indonesische Bergweisheit lautet: "Falls du in der indonesischen Wildnis einen Weg auf den Gipfel findest, dann suche keinen anderen Weg hinunter - so viel Glück gibt es nicht." Kluger Indonese - völlig zerschunden und blutig.

UMDREHEN!!

Mühsam arbeite ich mich also wieder hinauf; wenigstens die Wasserfälle sind einfacher hinauf- als hinunterzuklettern. Nach weiteren 45 Minuten stehe ich wieder am Gipfel - heute schon zum zweiten Mal.

Das große Loch zum zweiten Mal

Diesmal suche ich den Weg, den ich heraufgekommen bin. Aber so einfach ist das gar nicht, denn es gibt keinerlei Wegweiser, es sieht alles ziemlich ähnlich aus und so finde ich zweimal den falschen Abstieg. Dazu kommt noch, dass das Lavagestein Rollsplitt ist und sehr scharf. Meine Lauf/Wanderschuhe lassen Teile am Vulkan zurück. Gefährlich? Wenn man die Nerven verliert wahrscheinlich schon.

Schließlich finde ich dann aber doch meinen Abstieg und muss nicht am Gipfel auf die Bergrettung warten. Auf 1000 HM finde ich den Weg wieder, der eigentlich eine Holztrift ist. Ich begegne drei Männern, die mühsam Holzbalken bergab schleppen.

Holztrift
Um 12:30 Uhr bin ich wieder in Lamalota und falle erschöpft ins Gras. Die Beine sind ein wenig mitgenommen und ein Muskelkater vom Feinsten ist zu erwarten (das war aber eh klar). Jedenfalls ist der Ili Boleng ein tolles Abenteuer, ein wunderschöner Berg und wer ihn besteigen möchte sollte sich einen Farbspray für Markierungen mitnehmen.

Geschafft

...und meine Beine brauchen jetzt Pflege


1 Kommentar:

  1. ...meine BEINE....eh schon wissen was der Wiener zu sowas sagt!
    Egal, bist eh verheiratet.
    Helmut

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