Sonntag, 15. Dezember 2013

Atlantiküberquerung 10. Tag

Florian

Es war eine harte Nacht. Der Autopilot hat mehrfach den Kurs verloren, sodass wir aufspringen, hinauslaufen und das Schiff wieder auf Kurs bringen mussten - und das in Squalls mit bis bis zu 30 Knoten Wind und Welle von 4-5 Metern; es war nicht lustig. Bis 2 Uhr früh versuchten wir irgendwie einen zuverlässig funktionierenden Autopiloten herzustellen - vergebens. Durch stark gereffte Segeln konnte der Autopilot die ESPERANZA recht und schlecht in der Spur halten. Um 1/2 3 Uhr früh - völlig fertig - entschieden wir, morgen (also heute) weiterzumachen und genehmigten uns jeder 2 Stunden Schlaf, während der andere den Autopiloten überwachte.

Heute Morgen dann wieder Großreparaturtag der diversen Bestandteile des Autopilots. Herzlichen Dank für all die SMS mit guten Tipps. Derzeit nichts weiter in Richtung Kohlen nötig. Das Anlöten der Kohlen funktioniert halbwegs. Baugleiche Kohlen für den entsprechenden Elektromotor gibts nur in der Zivilisation - nicht am Atlantik; daher muss ich mit den Reservekohlen mein Glück versuchen. Ihr glaubt ja nicht, was es bei den Reparaturversuchen alles an Schwierigkeiten gibt: kaum hat man etwas geschafft, dann passt etwa der Zahnkranz von der Nabe des einen Elektormotors nicht auf den anderen und man muss irgendeine Verdickung basteln- Martina hat das genial geschafft! Dann reißt beim einen Ersatzmotor die Halterung für die eine Kohle ab - mal sehen, ob ich die irgendwie anlöten kann; eher kann ich diesen Motor nun komplett vergessen.

Schließlich schaffte ich es den zweiten - neuen - Ersatzmotor, der für die derzeit im Einsatz befindliche Schubstange vorgesehen ist  so zu adaptieren, dass er in die andere Schubstange passt (ich möchte ja nicht die eine halbwegs funktionierende Schubstange außer Dienst stellen, nur um den Motor zu tauschen). Und es sah gut aus. Die andere Schubstange funktionierte im Testlauf und so ersetzen wir die im Einsatz befindliche problematische Schubstange gegen die mit dem neuen Motor zusammengebaute. Es funktionierte - wir jubelten!!! Ein Dankesgebet und wir waren unendlich erleichtert und glücklich.

Keine Stunde später setzte die neue Schubstange aus und ließ sich nicht mehr in Gang bringen - wie gewonnen so zerronnen. Alte Schubstange wieder heraus und weiter Zittern. Der Test am neuen Elektromotor ergab, dass er einmal läuft und einmal nicht - also völlig unzuverlässig ist. Woran das liegt wisssen wir nicht. Weiß es jemand von euch da draußen??? (Bitte SMS mit Ratschlägen) Wir lassen ihn jetzt jedenfalls einige Stunden in jede Richtung laufen und hoffen, dass er sich einläuft und so an seine zu verrichtende Arbeit gewöhnt, damit er auch funktioniert, wenn er in der Schubstange tätig sein soll. Derzeit läuft die alte "Problemschubstange" allerdings ausnahmsweise problemlos.

Ich habe zwischenzeitlich auch eine"russische Lösung" konstruiert. Mit einer alten 12 Volt Bohrmaschine und einigen Schlauchbindern zur Befestigung an der Schubstange sollte ich den Autopilot bedienen können - ich hoffe ich muss es nie ausprobieren!!


Das Gute an all der Tätigkeit ist, dass die ESPERANZA völlig unbeeindruckt Meile um Meile herunterspult. Das Wetter ist derzeit auch erstaunlich gut - fast keine Squalls - die Welle von achtern und ein wenig Sonne; tut dem Gemüt gut.

12:00 UTC etmal 138 sm, Position 14°16´N 041°18´W

Heute Nacht sollten wir die halbe Strecke zurückgelegt haben!! Ich hoffe wir können das verschlafen und müssen nicht den Autopilot "babysitten" (ist leider nicht so witzig wie es klingt). Ab dann geht es bergab - was für ein wunderbarer Gedanke.

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